Die Bahnreform beginnt – mit einem Bauernopfer

Man hätte es wissen können. Man hätte es wissen müssen. Wer sich an die Bahn wagt, ohne vorher mit den entscheidenden Kräften zu sprechen, handelt nicht mutig, sondern fahrlässig. Verkehrsminister Patrick Schnieder ist genau das passiert: Er wollte gestalten, aber vergaß, dass die Bahn kein Ministerium ist, sondern ein Machtgefüge.

Wenn man dem SPIEGEL glauben will – und das kann man wohl – hat Minister Schnieder sich selbst überholt. Die gute Absicht, Programm vor Personal zu setzen, hatte er wohl – aber sich dann mit dem plötzlichen Rauswurf von Richard Lutz selbst wieder unter den Druck gesetzt, die Personalfrage nach vorn zu holen. Fatal. Die Arbeitnehmerseite reagierte prompt und geschlossen – Vergiss es, Minister. Kein Raum für Vermittlung, kein Spielraum für Strategie. Stattdessen ein Bauernopfer, um wenigstens die Wunschpersonalie Palla zu retten.

Das ist nicht nur Hinterbänkler-Dilettantismus, sondern auch Führungsversagen auf Parteiebene. Friedrich Merz hätte Schnieder nie allein losschicken dürfen. Die Bahnreform ist kein Feldversuch, sondern eine Sysiphusaufgabe – und wer sie aus der Hüfte angeht, trifft selten ins Ziel.

Was bleibt, ist ein beschädigter Start, ein beschädigter Minister und eine beschädigte Reform. Die Bahn ist damit schon wieder zu Beginn einer Reformphase nicht nur personell geschwächt, sondern strategisch blockiert. Und die Frage, die sich stellt, ist keine rhetorische: Von was für Leuten werden wir regiert?

Und ich verkneife mir zu sagen; Ich habs gewusst. Nein. Aber ich habe es befürchtet. Nun, warten wir mal die Veröffentlichung des neuen Strategiepapiers (Stichwort: 32 Seiten) ab.