Es gibt öffentliche Auftritte, die nicht durch ihren Inhalt, sondern durch ihre Form verstören. Die Reden und Interviews, auch die Beiträge in Talkshows von Alice Weidel gehören für viele Beobachter in diese Kategorie. Ihre Körpersprache ist kontrolliert bis zur Erstarrung, ihre Mimik wirkt oft wie eine Maske, ihre Rhetorik ist durchsetzt von kalkulierter Schärfe und gestanzten Formeln. Das alles ist nicht zufällig – es ist Teil einer Inszenierung, die auf Distanz, Dominanz und ideologische Klarheit setzt.
Weidel spricht nicht, um zu überzeugen – sie spricht, um zu markieren. Ihre Auftritte sind nicht dialogisch, sondern demonstrativ. Sie inszeniert sich als Gegenfigur zum etablierten Politikbetrieb, als Stimme der „Klartextfraktion“, als Projektionsfläche für jene, die sich von „denen da oben“ nicht mehr vertreten fühlen. Die Künstlichkeit ihrer Performance – die gestelzte Sprache, die überzogene Betonung, die fast theatrale Gestik – ist dabei kein Mangel, sondern Methode. Sie soll nicht gewinnen, sondern abgrenzen.
Diese Form der politischen Kommunikation ist nicht neu, aber sie hat in der digitalen Medienlandschaft neue Resonanzräume gefunden. Authentizität wird durch Inszenierung ersetzt, Nähe durch kalkulierte Provokation. Das Publikum, das Weidel anspricht, sucht keine Wärme, sondern Härte. Es will keine Vermittlung, sondern Konfrontation. Und genau das liefert sie – mit einer Rhetorik, die nicht verbindet, sondern spaltet.
Die Frage ist nicht, ob man das „ertragen“ kann – sondern was es über den Zustand unserer politischen Kultur aussagt, wenn solche Auftritte als glaubwürdig gelten. Die Demokratie lebt vom Streit, aber sie braucht auch Anschlussfähigkeit. Wenn politische Kommunikation zur Bühne für ideologische Selbstvergewisserung wird, verliert sie ihre dialogische Substanz. Und das ist nicht nur ein ästhetisches Problem, sondern ein demokratisches.
			
Schreibe einen Kommentar