Liebe Leser und auch oft Mitstreiter, das haben wir jetzt davon.
Und damit nicht genug:
Da mich gar nichts mehr wundert, sei hierzu nur so viel gesagt:
Leute, die Demokratie und Meinungsfreiheit für sich selbst bis zum Anschlag in Anspruch nehmen, beklagen den Untergang der Demokratie, wenn jemand anderer Ansicht (nicht Meinung!) ist als sie und dies öffentlich bekundet. Und unterstellen diesen anderen ohne jeden erkennbaren Anhalt, dass sie etwa Angehörige der “Antifa” seien (was für ein hochgradiger Blödsinn, das ist nicht mal mehr lächerlich) oder zu „von der Pharmaindustrie gesponserten Autismusgruppen” gehören würden. Grotesk.
Tolzin führt in seinem „Impfkritik-Pressespiegel“ aus:
“Angebliche Antifa-Mitglieder und Autismus-Gruppen machen mobil und bedrohen offen jedes Kino, das VAXXED auf sein Programm setzt. Ihr Hauptwerkzeug sind die sozialen Medien und deren Anonymität. Da wird z. B. ein Kinobetreiber wenig subtil gefragt, ob er wirklich einen Polizeieinsatz riskieren wolle, wenn er es wagt, VAXXED zu zeigen. Oder ein angeblicher Autist, der es für Diskriminierung hält, Autismus als Krankheit zu bezeichnen, droht damit, die Bewertung des Kinos herunterzustufen und auch alle seine Kumpels zu mobilisieren.
Dass Kinos es mit der Angst zu tun bekommen, wenn sie Negativ-Werbung oder gar Randale befürchten müssen ist natürlich verständlich. […]
Für Buschmedia, einer mutigen kleinen Produktionsfirma, die VAXXED in Deutschland vermarkten will, droht das Projekt durch den Ausfall der Kinovermarktung nun zu einem Verlustgeschäft zu werden. Ob die Deutschland-Tour von Andrew Wakefield wirklich stattfinden kann, ist offen. Der Aufwand für die Kino-Akquise hat sich für vervielfacht, Geschäftspartner haben sich zurückgezogen.”
Aha. Das also ist Zensur und Bedrohung. In der Tat, nicht jeder Wakefield-Gegner schlägt gegenüber den in aller Regel doch sehr naiven und uninformierten Kinos immer den angemessensten Ton an. Ich vermeide dies, wie ihr wisst, und ich bin sicher, ihr auch. Wenn aber ein Kino trotz Information darüber, was es zu tun im Begriff ist, an der Vorführung festhält, dann braucht es sich auch nicht zu wundern. dass es Leute gibt, die es dann nicht mehr hoch bewerten und es womöglich auch nicht mehr besuchen – inklusive Information von Freunden und Bekannten. Ursprünglich schlechte Bewertungen des Hannoverschen Kinos wurden übrigens nach oben korrigiert, als der Film abgesetzt wurde.
Ich habe bisher keinen einzigen Beleg dafür gesehen, dass es wirklich angedrohte Gewalt gegen Sachen oder Personen bei den Kinos gegeben hat. Die Hannoversche Allgemeine hatte über “Drohungen gegen das Personal” berichtet, ist aber jede Konkretisierung schuldig geblieben. Anfragen wurden nicht beantwortet.
Ich fände es auch völlig daneben, wenn so etwas geschähe. Ich verkneife mir andererseits aber auch, mal aus einigen mir zugegangenen freundlichen Mitteilungen zu zitieren, die teilweise deutlich über das hinausgehen, was Herr Tolzin als Drohungen zu qualifizieren beliebt.
Ob ich wohl damit durchdringen kann, wenn ich die empörte Fraktion der Faktenbefreiten darauf hinweise, dass Demokratie genau aus dem öffentlichen Diskurs freier Bürger besteht? Und dass es deshalb höchst legitim ist, ja, dringend erforderlich, einem gemeingefährlichen Mist wie Propaganda à la Wakefield / VAXXED entgegenzutreten – wenn es offizielle Stellen ebenso wenig tun wie die Presse? Die letztere versagt offenbar auf breiter Front, obwohl ein Blick über den Ärmelkanal genügen würde, um zu erkennen, was eine angemessene Rolle der Presse wäre!
Impfung ist zur Glaubenssache geworden! In der Tat, leider viel zu sehr! Aber wodurch? Durch Proteste von Skeptikern gegen “impfkritische” Desinformation? Nein! Durch die Umtriebe der sogenannten Impfkritiker jeglicher Couleur, Wakefield und Tolzin eingeschlossen!
Meinungsfreiheit bedroht? Dazu reicht als Kommentar dieses Bildzitat des großartigen XKCD völlig aus:
Dass Kinos mit einem Griff ins Klo auch die Zuschauergunst riskieren, ist Unternehmerrisiko. Lässt sich üblicherweise durch Risikomanagement, d.h. in diesem Fall durch schlichte Vorabinformation (beispielsweise mittels der leider wenig bekannten Internet-Suchmaschine Google), vermeiden. Auch mein Mitleid mit dem Verleih (nicht Produktionsfirma) Buschmedia hält sich aus gleichen Gründen in Grenzen. Zumal auf deren Facebookseite auch noch Rechtfertigungsarien gepostet werden…
Leute, bei funktionierenden Unternehmen gibt es ein Controlling. Das bedeutet, läuft eine Investition aus dem Ruder, zieht man die Reißleine, um den Schaden zu minimieren und geht nicht mit dem Kopf durch die Wand. Schon mal davon gehört?
So, das musste schon noch sein am heutigen Abend. Trotz allem wünsche ich ein schönes Wochenende!
PS Mein absolutes Lieblingskino in meiner Stadt, ein wirkliches Filmkunsttheater mit sagenhaftem Programm, das einzige, das ich überhaupt ab und zu noch mal besuche, hat VAXXED mit der üblichen Propaganda für den 5. April angekündigt. Das hat mich echt mitgenommen. Auch dort habe ich mit den bekannten Informationen freundlich, aber bestimmt interveniert. Käme es nicht zu einer Absetzung – ich überlege ernsthaft, ob ich in diesem Fall auf weitere Besuche dort verzichten würde.
Auch noch Werbung mit angeblicher Zensur – Gipfel der Widerwärtigkeit
einige werden es vielleicht mitbekommen haben, aber es ist noch nicht vorbei mit VAXXED in deutschen Kinos. Gestern hat ein Kino in Hannover, bei deren FB-Seite ich auch eine Nachricht hinterlassen hatte, den Film abgesetzt – wie die Ortspresse dort berichtet, wegen “Drohungen und Hasskommentaren”. Nicht aus Einsicht? Das würde ich doch sehr bedauern. Ich habe auf der FB-Seite eher viele ätzende Kommentare von Wakefield-Fans gesehen.
Des Pudels Kern ist offenbar der Verleih. Der Screenshot oben, versehen mit allerlei alternativen Fakten (zumindest relativierenden), sagt ja wohl alles. Obwohl – man hofft wohl wirklich, eine “kritische Diskussion”, gar mit Vertretern der Ständigen Impfkommission, zustande zu bringen. Echt? Ein Rest von Irrtum, der sich vielleicht bereinigen ließe?
Wer mag, möge sich dort melden! Hier nochmal ein Text, eine leichte Abwandlung und Erweiterung unseres früheren Textes:
Sehr geehrte Damen und Herren,
sind Sie sich wirklich klar darüber, was Sie tun, indem sie Mr Wakefield und seinen Film VAXXED promoten? Die Wakefield-Kamarilla, die kürzlich aus dem EU-Parlament flog, wo sie sich einen Abglanz politischer “Anerkennung” erhoffte? Die in ganz Großbritannien kein Kino fand, sich auf dem Umweg über einen Rahmenmietvertrag einer Hömoopathie-Schule sich Einlass in Räume einer Privatuni erschlich, was den Homöopathen dort eine fristlose Kündigung einbrachte?
Mr. Wakefield hat 1998 in Großbritannien eine angebliche Studie veröffentlicht, mit der -bis heute unausrottbar- ein Zusammenhang von Impfungen (insbesondere der MMR-Mehrfachimpfung) mit dem Entstehen von Autismus postuliert wurde. Es ist jedoch aufgedeckt worden, dass diese „Studie“ auf gefälschten Daten beruhte, die Krankheitsgeschichten der betroffenen Kinder falsch bzw. nicht vollständig reportierte und dass Mr. Wakefield von interessierter Seite einen Judaslohn von 55.000 britischen Pfund für seine manipulative Veröffentlichung erhalten hat – von Anwälten, denen seine Untersuchungen bei geplanten Prozessen gegen Impfmittelhersteller gerade so in den Kram passten. Das Fachblatt „Lancet“ zog die Veröffentlichung zurück – ein bis dahin nie dagewesener Vorgang. Die britische Gesundheitsbehörde führte eine Untersuchung durch, in deren Folge sie ein Strafverfahren gegen Mr. Wakefield wegen Betruges initiierte. Wakefield kam einer öffentlichen Verhandlung mit der Anerkennung des Klagevorwurfs zuvor.
In Großbritannien erhielt Wakefield daraufhin Berufsverbot. Er siedelte mit seiner Familie in die USA über und fand dort schnell Verankerung in der dortigen, zum Teil finanziell bestens ausgestatteten Impfgegnerszene. Dort hat er auch den jetzigen Präsidenten Trump kennengelernt, auf dessen Inaugurationsfeier er gesichtet worden ist. Was einen Sturm der Entrüstung in der Medizinergemeinschaft der USA auslöste.
Mit seinem VAXXED-Film betreibt Mr. Wakefield nach wie vor Propaganda in der Sache, die seine wissenschaftliche Karriere abrupt beendet hatte. Es handelt sich hier um ein Machwerk, von dem Prof. Gorski von der Wayne State University School of Medicine, Michigan, sagte: „Die Propaganda dieses Films ist so krass, dass Leni Riefenstahl erröten würde“.
Wakefield hat im vorigen Jahr versucht, seinen Film bei dem von Robert de Niro mitveranstalteten renommierten Tribeca-Festival in den USA aufführen zu lassen. Auch hier haben massive Proteste aus der medizinischen Szene dies verhindert. Aus gutem Grund. Es geht nämlich nicht um einen wissenschaftlichen Diskurs, um Meinungsfreiheit erst recht nicht.
Wakefields Propaganda ist gemeingefährlich. Die Impfgegnerschaft ist eine leider zunehmende irrationale Bewegung, die die eindeutigen medizinischen Fakten über diese wohl erfolgreichste medizinische Methode aller Zeiten leugnet, verdreht und mit Lügenmärchen versieht. Die Propaganda Wakefields dürfte ganz konkret eine Menge Fälle von impfpräventablen Krankheiten auf dem Gewissen haben. Vor allem ist es aber eine Schande und völlig unverzeihlich, die Eltern von autistischen Kindern zu allen Belastungen, die sie ohnehin schon haben, nachhaltig zum Thema Impfungen auch noch verunsichert zu haben. Auf dieser Welle reitet weiterhin der VAXXED-Film. Besonders perfide ist ja, dass nicht die Betroffenen selbst -die Kinder- Ziel der Propaganda sind, sondern die sich sorgenden Eltern, die ohne Zweifel sich den Kopf darüber zerbrechen, was das Beste für ihr Kind ist.
Was die wissenschaftliche Aufarbeitung der Impfen-Autismus-Legende angeht: Es wurde längst intensiv geforscht. Es gibt hierzu auch keine „öffentliche Debatte“, wie Ihr Ankündigungstext zum Film suggeriert. Die hätte Wakefield wohl gern, damit ist er aber längst gescheitert. Die Cochrane Collaboration, eine international tätige, nun wirklich unabhängige Institution zur Bewertung medizinisch-wissenschaftlicher Ergebnisse, hat sich mit immerhin 31 Forschungsarbeiten befasst, die sich mit einem möglichen Zusammenhang zwischen Autismus und Impfungen befassten. Ergebnis eindeutig: Diesen Zusammenhang gibt es nicht. Überzeugen Sie sich selbst:
Cochrane schreibt: „Results from two very large case series studies involving about 1,500,000 children who were given the MMR vaccine … […] We could assess no significant association between MMR immunisation and the following conditions: autism, asthma, leukaemia, hay fever, type 1 diabetes, gait disturbance, Crohn’s disease, demyelinating diseases, or bacterial or viral infections.“ … ((http://www.cochrane.org/CD004407/ARI_using-combined-vaccine-protection-children-against-measles-mumps-and-rubella)
Der Film VAXXED gehört zum Unethischsten und Gefährlichsten, was in einem Kino überhaupt gezeigt werden kann. Ich bitte Sie ebenso herzlich wie dringend, aufgrund der vorstehenden Informationen noch einmal sehr gründlich zu überdenken, ob Sie dem Film und seinem „Regisseur“ (so nennt er sich, seitdem er die ärztliche Berufsbezeichnung nicht mehr führen darf) wirklich ein Forum geben wollen. Es ist völlig verfehlt, Wakefield auch noch als verfolgte Unschuld darzustellen. – zu leugnen, er sei ein Impfgegner, ist lächerlich.
Zu dem Film und zu Wakefield möchte ich noch auf die folgenden Links -u.a. bei der London Times und der NY Times- hinweisen:
Ehrlich gesagt, ich weiß kaum, wo ich anfangen soll bei all dem irrealen Zeug, das derzeit so auf einen einprasselt. Deshalb heute mal wieder ein Überblick mit den Linkhits des Tages – zum Lesen und Staunen.
Krankenkassen zur Homöopathie
Man könnte glauben, die Krankenkassen würden anfangen, sich bezüglich ungehemmter Werbung für und Falschinformationen zur Homöopathie absprechen. Um nicht gleich wieder eine ganze Handvoll von Links anzubieten, hier ein Beitrag des geschätzten Joseph Kuhn bei den scienceblogs, der sich mit den aktuellen Unfassbarkeiten bei der DAK beschäftigt. Weiter unten dort mein Kommentar, der das Thema noch ein wenig weiter ausdehnt.
Wer den Knaller hier (Link erloschen, kann ich verstehen, aber der nachstehende Link zum Interview mit Prof. Stadler sagt alles) noch nicht kennt, der kann mal zur Kenntnis nehmen, dass es die Toggenburger Zeitung gibt. Perlen des Lokaljournalismus.
Alles, was dazu zu sagen ist, hat der immer wieder beliebte Prof. Beda Stadler in diesem Interview kurz und knapp zusammengefasst.
Alternative Notfallmedizin: Wie man einen Herzinfarktpatienten noch vor Eintreffen des Rettungsdienstes umbringt
Warum, ratet mal, habe ich wohl hier statt eines Links ein Bild gepostet? Richtig. Weil sowohl mein Kommentar (nicht nur meiner) gelöscht ist als auch ich auf der Seite gesperrt wurde. Nicht nur ich. Alle anderen kritischen Kommentare sind auch verschwunden.
Wenn jemand Lust hat… Bei FB einfach nach “Bewusst vegan froh” suchen. Übrigens bin ich gespannt, die Seite wurde wegen Verbreitens von (gemeingefährlichen) Falschaussagen gemeldet.
Noch einer?
Heilpraktiker in Brüggen-Bracht (wir erinnern uns – Todesfälle)
Die Staatsanwaltschaft und die Polizei stehen auf dem Schlauch bei den Ermittlungen. Und warum? Ganz einfach. Weil sie merken, dass sie einer Situation gegenüber stehen, die nach dem Motto “erlaubt ist, was nicht verboten ist” beurteilt werden muss. Jeder approbierte Mediziner wäre längst aus dem Verkehr gezogen und stünde vermutlich vor Gericht, wenn er -wie der HP hier- eigenmächtig ein Mittel verwendet hätte, das nicht nur nicht zugelassen ist, sondern noch nicht einmal die B-Phase der Testung durchlaufen hat. Die Kausalität zum Tod der PatientInnen wäre da erstmal nachrangig.
Und die Politik kapiert es einfach nicht. Es geht nicht in die Köpfe. Man kann es immer wieder erklären, man kann im Einzelfall mal aufgerissene Augen und ungläubiges Staunen über die Fakten zum Heilpraktikerwesen sehen – aber politisch bewegt sich gar nichts.
Und aktuell:
Kennedys und de Niros 100.000-Dollar-Schwachsinn
Das Forbes-Magazin benennt Kennedy schon Anwärter für die Auslobung. Mit den Erfahrungen von Dr. David Bardens im Lanka-Fall bin ich persönlich eher der Meinung, mal sollte ihnen erklären, warum ihre Auslobung bescheuert ist und es dabei belassen. Die warten doch -genau wie Lanka- nur auf die Möglichkeit, ein Feuerwerk zu entfachen, sofern jemand auf sie ernsthaft eingeht. Deshalb habe ich dort kommentiert:
“Kennedy and de Niro will have their own definition of “safe”. I guess, they would not accept medical statistics.
Otherwise, a look at Cochrane reviews would suffice, for example: Cochrane (http://www.cochrane.org/…/ARI_using-combined-vaccine…) writes: „Results from two very large case series studies involving about 1,500,000 children who were given the MMR vaccine containing Urabe or Leningrad-Zagreb strains show this vaccine to be associated with aseptic meningitis; whereas administration of the vaccine containing Moraten, Jeryl Lynn, Wistar RA, RIT 4385 strains is associated with febrile convulsion in children aged below five years (one person-time cohort study, 537,171 participants; two self controlled case series studies, 1001 participants). The MMR vaccine could also be associated with idiopathic thrombocytopaenic purpura (two case-controls, 2450 participants, one self controlled case series, 63 participants).We could assess no significant association between MMR immunisation and the following conditions: autism, asthma, leukaemia, hay fever, type 1 diabetes, gait disturbance, Crohn’s disease, demyelinating diseases, or bacterial or viral infections.“ …
Best to handle Kennedys and de Niros offer: Don’t feed the troll.”
Kennedy und die evidenzbasierte Forschung
Für Kennedy zählt nicht zur Wissenschaft, was das CDC (Center for Disease Control and Prevention) und das NIH (National Institutes of Health) sagen, sondern nur, was auf PubMed steht. Auch nicht, was der Doktor sagt. Aha.
Nun, erstens steht auf PubMed nicht alles, was es so gibt, denn PubMed ist schlicht nicht die einzige Forschungsdatenbank. Zweitens dient PubMed der Veröffentlichung wissenschaftlicher Ergebnisse, die dann zur Falsifizierung und ggf. für Metastudien oder zusammenfassende Reviews zur Verfügung stehen und ihre Evidenz erst einmal genau dadurch beweisen müssen. Da gerät auch Zweifelhaftes dazwischen. Es gibt so einige Schrottstudien auf PubMed, die mit Verachtung gestraft werden (mir fällt da gerade so eine Homöopathen-Studie über Nanopartikel in Hochpotenzen ein, die deshalb drin sind, weil sie sich bei den Potenzierungen alle an der Oberfläche sammeln und sich aneinander festhalten).
Merke: PubMed ist nicht das gesammelte und gesicherte medizinische Wissen der Welt, was Mr Kennedy fest zu glauben scheint.
Und was Mr Kennedy völlig übersieht: Bei PubMed erscheinen die CDC 55.000 mal und das NIH 115.000 mal. Wie sollte es auch anders sein. Beide Institutionen veröffentlichen jede Menge ihrer Studien und Reviews auf PubMed.
Tja, Mr Kennedy. Von einem amerikanischen Staranwalt hätte ich nun doch nicht erwartet, dass er sich eine derartige Blöße gibt. Und von der Cochrane Collaboration hat er noch nie was gehört, nehme ich an.
Nun hat er es doch noch geschafft. Wie die TIMES recherchierte, hat am Abend des 14. Februar doch noch eine Aufführung von Wakefields filmischen Exkrementen stattgefunden. Aber welchen Effekt man sich davon versprochen hat…
350 Karteninhaber, ganz offensichtlich alle namentlich bekannt und schnell erreichbar, wurden vor der Vorstellung in den Regent’s Park bestellt. Die TIMES schreibt:
“Das Publikum stürmte in einen Saal auf dem efeubewucherten Campus einer Privatuniversität – für ein Ereignis, das so geheimnisvoll war, dass nicht einmal der gastgebenden Institution bewusst war, was geschehen sollte. Die Organisatoren hatten die Art von Vorkehrungen getroffen, die normalerweise zum Schutz von Holocaust-Leugnern oder salafistischen Hasspredigern verwendet werden. Doch das Ereignis des Abends waren weder David Irving noch Abu Hamza: Es war ein ausgestoßener Arzt.”
Ein schöner Erfolg. Von der Absicht, Europas Öffentlichkeit und womöglich auch noch politische Entscheidungsträger zu beglücken, bis hin zu einem konspirativen Treffen unter Gleichgesinnten, so geheim, dass die TIMES investigativ recherchieren musste – wirklich sehr beeindruckend. Glückwunsch.
Wenig erfreulich für Wakefield war auch die Berichterstattung in der TIMES, als er nach über sieben Jahren wieder britischen Boden betrat. Sinnigerweise verband die TIMES dies gleich mit dem Hinweis darauf, dass die Internetriesen Amazon und Apple jetzt auch noch Geschäfte mit dem VAXXED-Film machen.
Wir werden dranbleiben.
Bildnachweise: Screenshots THE TIMES, 16.02.2017
Aus den Kommentaren
John sagt:
…und jetzt. Vielleicht schon mal die Frage gestellt, warum hier gegen diesen Film Seitens der Impfstoff Industrie so Sturm gelaufen wird? Die Menschen sehen ganz oft die Gesundheitlichen Probleme, die nach Impfungen auftreten…Immunologischer oder Neurologischer Natur. Ungeimpfte kennen sowas kaum bis gar nicht. Wissenschaft hin oder her, wer heilt hat recht. Wer nach dem Impfen einen oben genannten Schaden davonträgt, kommt recht schnell drauf, dass die Schulmedizin NICHT im Stande ist ,chronische Krankheiten zu HEILEN. Deshalb der Run auf TCM, Homöopathie etc. Wer heilt hat recht… Wer will schon dauerhaft Medikamente nehmen.
Ich antworte Ihnen gern und freue mich auch über Ihre Zuschrift, aber bitte tun Sie mir den Gefallen, sich auch mit meiner Antwort wirklich zu beschäftigen.
Zunächst einmal: Wie kommen Sie darauf, dass “die Impfstoffindustrie” gegen den Film “Sturm läuft”? Nennen Sie mir bitte Ihre Quellen für diese Behauptung! Mir persönlich ist nicht einmal im Ansatz bekannt, dass Impfstoffhersteller in irgendeiner Form etwas zu dem Film gesagt oder veröffentlicht haben.
Ebenso die Frage: Woher haben Sie die Weisheit, dass “die Menschen ganz oft die gesundheitlichen Probleme sehen, die nach Impfungen auftreten”? Bitte nennen Sie mir auch hierfür Ihre Quellen! Ich empfehle Ihnen, da Sie ja erfreulicherweise auf meinem Blog lesen, mal nach dem Stichwort “Impfschäden” zu suchen und zu lesen, was Sie dann dort finden.
“Wer heilt, hat recht” – das ist der abgedroschenste und – Entschuldigung- dümmste Spruch aller Pseudomedizin-Anhänger. Nein. Es hat nur der Recht, der Mittel und Methoden einsetzt, die nachweislich dazu geeignet sind, zu heilen oder zu lindern. Nicht der, der irgendetwas gibt und aus einer Veränderung eines Zustandes ohne Beleg darauf schließt, das Eine hinge mit dem Anderen zusammen. Nichts unterliegt so sehr der Selbsttäuschung wie die menschliche Wahrnehmung. Das Gehirn sucht immer nach Zusammenhängen und findet sie auch immer. Eine solche Fehlannahme nennt man den “post hoc ergo propter hoc”-Fehlschluss. Also etwa “Ich habe etwas gegeben – also ist es auch die Ursache für die Wirkung, die ich jetzt sehe”. Wenn Medizin auf so etwas beruhen würde, wären wir jetzt noch auf dem Stand von vor 300 Jahren – beim blinden Herumprobieren.
Noch einmal eine Frage nach einer Quelle: Woher haben sie -mit Fundstellenangabe- die Weisheit, die Schulmedizin sei nicht in der Lage, chronische Krankheiten zu heilen? Dabei schicke ich mal voraus, dass niemand behauptet, die “Schulmedizin” könne und wisse alles. Davon sind wir noch Lichtjahre entfernt. Nein, wer behauptet, alles zu wissen und alles heilen zu können, das sind die Scharlatane, viele Homöopathen (die z.T. behaupten, Krebs heilen zu können) und andere, die eben nicht zur Schulmedizin gehören. Es gibt aber durchaus chronische Krankheiten, die die Schulmedizin auch heilen kann. Z.B. ist heute -anders als noch vor wenigen Jahren- eine echte Heilung von Hepatitis C möglich. Auch bestimmte Krebsarten sind definitiv heilbar. Längst natürlich nicht alle Krankheiten, wie gesagt, das behauptet die “Schulmedizin” ja auch nicht. Nur mal als Beispiel: Die Forschung arbeitet derzeit an einem sehr vielversprechenden Ansatz für eine Heilung bestimmter Erscheinungsformen von Diabetes Typ II, eine Sache, die man bislang für völlig unmöglich gehalten hatte. Warten wir es mal ab.
Es steht Ihnen frei, auf die Errungenschaften moderner Medizin zu verzichten, selbstverständlich. Betrachten Sie das aber als persönliche Entscheidung und verzichten Sie darauf, andere davon zu überzeugen. Dann aber bitte ich Sie um folgendes: Besuchen Sie niemals in Ihrem Leben, egal was kommt, mehr einen Arzt der “Schulmedizin”, weder in einer Praxis noch in einer Klinik. Tragen Sie immer einen Notfallausweis bei sich, auf dem vermerkt ist, dass Sie auf keinen Fall schulmedizinisch behandelt werden möchten. Kaufen Sie nie mehr in einer Apotheke ein pharmazeutisches Präparat. Aber seien Sie konsequent und bleiben Sie dabei!
Wer will schon dauerhaft Medikamente einnehmen? Das kann ich Ihnen sagen. Zum Beispiel Diabetespatienten, die sonst in absehbarer Zeit erblinden und Gliedmaßen verlieren würden. Zum Beispiel Blutdruckpatienten, die nicht mit Mitte 50 an einem Schlaganfall sterben möchten. Zum Beispiel chronische Schmerzpatienten, für die ohne medikamentöse Hilfe womöglich das Leben nicht mehr als lebenswert ansehen würden. Und, und, und… Fragen Sie solche leute doch einmal, ob sie gern auf die Hilfe und Unterstützung von Medikamenten, die ihr Leid lindern und ihr Leben verlängern, verzichten würden. Ich habe schwerkranke Menschen gesehen, die sich aus Verzweiflung Dingen wie TCM oder Homöopathie zugewandt haben – und dies alle bitter bereut haben, wenn sie noch Gelegenheit dazu hatten. Genau diese Erlebnisse haben mich dazu gebracht, mich gegen Scharlatanerie, Pseudomethoden und Dinge wie die völlig irrationale Impfgegnerschaft zu engagieren.
Und nein, Pseudomedizin ist keine Alternative. Denn sie ist wirkungslos und reine Geschäftemacherei. Wenn Sie sich für sich selbst anders entscheiden möchten – bitte sehr. Aber dann: Siehe oben.Nehmen Sie mir meine klaren Worte bitte nicht übel. Ich sehe nur an der Anhäufung von unsinnigen Behauptungen und Plattitüden in Ihrem Post, dass Sie sich noch nie wirklich unvoreingenommen mit dem Unterschied von wissenschaftlicher Medizin und Pseudomethoden beschäftigt haben. Ich würde Sie gerne dazu ermuntern. Stöbern Sie dazu doch einfach mal ein wenig mehr in meinem Blog, wenn Sie eh schon da sind!Ich wünsche Ihnen ehrlich alles Gute!
PS. Und nicht vergessen, mir die Fragen nach den Fundstellen zu beantworten!
Und es geht weiter. Ab April sind Aufführungen des “Vaxxed”-Machwerks, gelegentlich auch als Film bezeichnet, in Deutschland angekündigt, wie es aussieht, (zunächst) in Bayern. Über Einzelheiten ist bislang noch nicht viel bekannt. Aber bei Facebook wird die Werbetrommel gerührt:
Ich liefere schon nach. Die Schauburg Karlsruhe, ein Kino mit ansonsten sehr ansprechendem Programm, hat VAXXED mit Sektgläschen und persönlicher Anwesenheit des “Regisseurs” für den 3. April in der Vorankündigung. Der Betreiber hat die nachfolgende Mail von mir erhalten:
An info@schauburg.de
Film VAXXED von Andrew Wakefield
Sehr geehrter Herr Born, sehr geehrte Programmverantwortliche der SCHAUBURG Karlsruhe!
Mit großem Interesse habe ich das anspruchsvolle Programm Ihres Filmtheaters zur Kenntnis genommen. Leider war dies durch die mir zugegangene Information veranlasst, dass Sie für den 3. April eine Aufführung des „Films“ VAXXED von Andrew Wakefield in Ihr Programm aufgenommen haben – was mich entsetzt hat.
Ist Ihnen bekannt, was für einem Machwerk und was für einer Person Sie mit diesem Termin eine Bühne bieten?
Mr. Wakefield hat 1998 in Großbritannien eine angebliche Studie veröffentlicht, mit der -bis heute unausrottbar- ein Zusammenhang von Impfungen (insbesondere der MMR-Mehrfachimpfung) mit dem Entstehen von Autismus postuliert wurde. Es ist jedoch aufgedeckt worden, dass diese „Studie“ auf gefälschten Daten beruhte, die Krankheitsgeschichten der betroffenen Kinder falsch bzw. nicht vollständig reportierte und dass Mr. Wakefield von interessierter Seite einen Judaslohn von 55.000 britischen Pfund für seine manipulative Veröffentlichung erhalten hat – von Anwälten, denen seine Untersuchungen bei geplanten Prozessen gegen Impfmittelhersteller gerade so in den Kram passten. Das Fachblatt „Lancet“ zog die Veröffentlichung zurück – ein bis dahin nie dagewesener Vorgang. Die britische Gesundheitsbehörde führte eine Untersuchung durch, in deren Folge sie ein Strafverfahren gegen Mr. Wakefield wegen Betruges initiierte. Wakefield kam einer öffentlichen Verhandlung mit der Anerkennung des Klagevorwurfs zuvor.
In Großbritannien erhielt Wakefield daraufhin Berufsverbot. Er siedelte mit seiner Familie in die USA über und fand dort schnell Verankerung in der dortigen, zum Teil finanziell bestens ausgestatteten Impfgegnerszene. Dort hat er auch den jetzigen Präsidenten Trump kennengelernt, auf dessen Inaugurationsfeier er gesichtet worden ist. Was einen Sturm der Entrüstung in der Medizinergemeinschaft der USA auslöste.
Mit seinem VAXXED-Film betreibt Mr. Wakefield nach wie vor Propaganda in der Sache, die seine wissenschaftliche Karriere abrupt beendet hatte. Es handelt sich hier um ein Machwerk, von dem Prof. Gorski von der Wayne State University School of Medicine, Michigan, sagte: „Die Propaganda dieses Films ist so krass, dass Leni Riefenstahl erröten würde“.
Wakefield tingelt derzeit mit seinem Film durch Europa. Erst in der vergangenen Woche wurde durch Proteste sehr vieler EU-Abgeordneter verhindert, dass er seinen Film in Brüssel „halboffiziell“ beim EU-Parlament zeigen konnte. Viele Proteste aus dem ganzen EU-Raum haben immerhin dazu geführt, dass die Veranstaltung aus den Räumen des EU-Parlaments verbannt wurde und in privatem Rahmen stattfand. Der Veranstalter sah sich aber auch dort massiven Protesten gegenüber. Für einen Vorführungstermin, der genau heute -14.2.- in London geplant war, fand sich aufgrund der Proteste in Großbritannien kein Kino, der einzige Veranstalter, der ursprünglich bereit war, zog zurück.
Wakefield hat im vorigen Jahr versucht, seinen Film bei dem von Robert de Niro mitveranstalteten renommierten Tribeca-Festival in den USA aufführen zu lassen. Auch hier haben massive Proteste aus der medizinischen Szene dies verhindert.
Wakefields Propaganda ist gemeingefährlich. Die Impfgegnerschaft ist eine leider zunehmende irrationale Bewegung, die die eindeutigen medizinischen Fakten über diese wohl erfolgreichste medizinische Methode aller Zeiten leugnet, verdreht und mit Lügenmärchen versieht. Die Propaganda Wakefields dürfte ganz konkret eine Menge Fälle von impfpräventablen Krankheiten auf dem Gewissen haben. Vor allem ist es aber eine Schande und völlig unverzeihlich, die Eltern von autistischen Kindern zu allen Belastungen, die sie ohnehin schon haben, nachhaltig zum Thema Impfungen auch noch verunsichert zu haben. Auf dieser Welle reitet weiterhin der VAXXED-Film. Besonders perfide ist ja, dass nicht die Betroffenen selbst -die Kinder- Ziel der Propaganda sind, sondern die sich sorgenden Eltern, die ohne Zweifel sich den Kopf darüber zerbrechen, was das Beste für ihr Kind ist.
Was die wissenschaftliche Aufarbeitung der Impfen-Autismus-Legende angeht: Es wurde längst intensiv geforscht. Es gibt hierzu auch keine „öffentliche Debatte“, wie Ihr Ankündigungstext zum Film suggeriert. Die hätte Wakefield wohl gern, damit ist er aber längst gescheitert. Die Cochrane Collaboration, eine international tätige, nun wirklich unabhängige Institution zur Bewertung medizinisch-wissenschaftlicher Ergebnisse, hat sich mit immerhin 31 Forschungsarbeiten befasst, die sich mit einem möglichen Zusammenhang zwischen Autismus und Impfungen befassten. Ergebnis eindeutig: Diesen Zusammenhang gibt es nicht. Überzeugen Sie sich selbst:
Cochrane (http://www.cochrane.org/CD004407/ARI_using-combined-vaccine-protection-children-against-measles-mumps-and-rubella) schreibt: „Results from two very large case series studies involving about 1,500,000 children who were given the MMR vaccine … […] We could assess no significant association between MMR immunisation and the following conditions: autism, asthma, leukaemia, hay fever, type 1 diabetes, gait disturbance, Crohn’s disease, demyelinating diseases, or bacterial or viral infections.“ …
Der Film VAXXED gehört zum Unethischsten und Gefährlichsten, was in einem Kino überhaupt gezeigt werden kann. Ich bitte Sie ebenso herzlich wie dringend, aufgrund der vorstehenden Informationen noch einmal sehr gründlich zu überdenken, ob Sie dem Film und seinem „Regisseur“ (so nennt er sich, seitdem er die ärztliche Berufsbezeichnung nicht mehr führen darf) in Ihrem Filmtheater wirklich ein Forum geben wollen.
Zu dem Film und zu Wakefield möchte ich noch auf die folgenden Links -u.a. bei der Londoner Times und der NY Times- hinweisen:
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und verbleibe
Mit freundlichen Grüßen Udo Endruscheit
Nachtrag 15.02., 15.15 Uhr:
Die Schauburg hat sich für die detaillierten Ausführungen bedankt und mitgeteilt, dass sie den Film aus dem Programm genommen habe. Sagen wir mal: Hut ab. Hatten offenbar wirklich keine Ahnung, was sie da eingeladen hatten.
Soweit mir bekannt ist, sollen zwei Kinos in München und Rosenheim ebenfalls auf dem Wakefield-Trip sein. Da gibt es aber keinerlei offizielle Ankündigungen, deshalb ist im Moment nur Wachsamkeit angezeigt.
Dem ist nicht das Geringste hinzuzufügen. Außer, dass es vielleicht eine gute Idee wäre, wenn die gesamte organisierte Ärzteschaft auf der Grundlage der beschriebenen Fakten und Argumente geschlossen Druck auf die Politik ausüben würde. Unter Inkaufnahme der Verärgerung der Schwurbel- und Experimentalfraktion. Das müsste doch möglich sein! Und ist dringend nötig, denn inzwischen hüllt man sich in dieser Sache mal wieder allseits in beredtes Schweigen. Dieses Schweigen ist allerdings weder Gold noch Silber. Nicht mal Bronze.
Sceenshot spiegel TV Wissen. Blümchen und Sonnenschein überall …
Spoiler: Dies ist die Kritik an einem Beitrag aus dem Jahre 2016, der im Kontext des SPIEGEL irgendwie schon damals aus der Zeit gefallen schien. Dies ist keine Grundsatzkritik am SPIEGEL, das sei klar gesagt. Dazu schon hier der Hinweis auf den letzten „Nachtrag“ unten, dem noch mehr hinzugefügt werden könnte. So. Das war mir schon wichtig, und jetzt geht es los – auch fast fünf Jahre später finde ich meine damals eigentlich recht spontane Kritik als treffend und angemessen. Wie schade, dass die Filmautorin niemals auf meine Einwände reagiert hat … .
Mit einiger Erwartung habe ich diesem Beitrag, der gestern (15.11.2016) im Pay-TV lief (und inzwischen auch frei zugänglich ist), entgegengesehen. Wenn auch nicht mit Optimismus. Letztlich habe ich mich dann über den Film doch so geärgert, dass ich die Redaktion von spiegel.tv Wissen angeschrieben habe.
Nachfolgend der Text meiner Kritik. Auch dem Leser, der den TV-Beitrag nicht gesehen hat, dürfte er einen gewissen Eindruck von dessen Tenor und Inhalt vermitteln können:
An die Redaktion spiegel.tv Wissen / 16.11.2016
Von einem Beitrag mit dem Titel „Homöopathie – Heilung oder Humbug?“ hätte ich mir gerade auf spiegel.tv Wissen nun doch eine Antwort auf die Titelfrage oder zumindest die klare Darstellung der jeweiligen Argumente erwartet, die dem Zuschauer einen wirklichen Anhalt zur Beantwortung dieser Frage gegeben hätte. In dieser Hinsicht war meine Enttäuschung umfassend.
Gleich zu Anfang die vielleicht wichtigste Kritik: Der Beitrag war insgesamt, bis hin zur optischen Darstellung, darauf ausgelegt, die Homöopathie als sanfte, schonende pflanzenbasierte Naturheilkunde darzustellen. Mehrfach wurde dies auch explizit geäußert, ohne dass irgendeine Klarstellung erfolgte.
Und damit haben Sie mit dem Filmbeitrag gleich eines der größten Zerrbilder über die Homöopathie überhaupt nicht etwa geradegerückt, sondern auch noch unterstrichen. Schlechte Recherche? Kann ich mir eigentlich nicht vorstellen, mit Dr. Natalie Grams haben Sie eine anerkannte Expertin auf diesem Gebiet zur Verfügung gehabt, die ihnen über die Einordnung der Methode Homöopathie Fundiertes zu sagen gehabt hätte. Was aber dann? Falsche Ausgewogenheit, die keinen Unterschied beim Informationswert von Standpunkten macht, auch wenn der eine höchstmögliche und der andere die geringstmögliche Evidenz für sich geltend machen kann? Und das -wie im Falle der Homöopathie- ohne Beachtung des Konsenses der überwältigenden Mehrheit der weltweiten Wissenschaftsgemeinde, die die Homöopathie als spezifisch arzneilich unwirksam einstuft? Auch das will ich nicht hoffen, denn derartige Gleichmacherei ist gleichzusetzen mit der Propagierung von Unsinn.
Nein, Homöopathie ist KEINE Naturheilkunde. Sie ist auch KEINE Phytotherapie -also Pflanzenheilkunde. Eine einfache Begründung für beides ist, dass die Homöopathie -von Hahnemann so definiert- eine spezifische Arzneimittellehre (Pharmakotherapie) ist, der modernen Pharmazie weit näherstehend als der Naturheilkunde. Sie setzt keineswegs auf pflanzliche Urstoffe, nicht einmal vorrangig – die entgehenstehende allgemeine Ansicht ist das Ergebnis erfolgreichen Marketings. Homöopathie verwendet ebenso anorganische Stoffe wie z.B. Quecksilber, Arsen, metallisches Kupfer, Meteoritstein, Berliner Mauer, Plutonium und metallisches Uran wie auch organische Stoffe nichtpflanzlicher Herkunft, beispielsweise verfaulendes Fleisch oder Eiter von Tripperkranken und verdünnt diese dann auch noch teils bis über das Vorhandensein von Restmolekülen hinaus. Was hat das mit Naturheilkunde zu tun? Oder auch mit der – durchaus in großen Teilen der evidenzbasierten Medizin zuzurechnenden – Pflanzenheilkunde? Überhaupt nichts.
Allein durch die Vermittlung dieses Bildes geht der ganze Beitrag in eine völlig falsche, unhaltbare Richtung. Sie stützen dies auch noch massiv durch die Einbeziehung des Herrn Hevert als Partei „pro Homöopathie“, worauf ich weiter unten noch einmal zurückkommen möchte. Und Sie negieren durch den gesamten Tenor des Beitrags die fundierten Aussagen von Frau Dr. Grams, der Sie in ihrem Beitrag offenbar lediglich die Rolle der netten, sympathischen Außenseiterin zugedacht haben, obwohl sie zweifellos an Wissen und Erfahrung – und vor allem an Einsicht und Ehrlichkeit – den beiden anderen Protagonisten haushoch überlegen sein dürfte.
Zu den anderen Protagonisten:
Der Homöopath Dr. Schreiber konnte seine beiden Fälle recht eindrucksvoll aus seiner Sicht darstellen. Wo blieb hier ein kritischer, relativierender Kommentar? Obwohl es aufgrund dessen eigener Äußerungen hierzu allen Anlass gegeben hätte. Er hat ja selbst ausgeführt, dass eine spezifische arzneiliche Wirkung der homöopathischen Arznei nicht angenommen werden, dafür eine geistartige Wirkung (wie Hahnemann dies auch postulierte) gegeben sein müsse. Wo blieb denn da das Bild der sanften Arzneimittelkunde? (Wobei die erwähnte Gabe von Phosphoricum das Bild der sanften Naturmedizin nur unwesentlich beeinträchtigt haben dürfte…) Seine Erklärung und Demonstration von Repertorien und Materiae Medicae hätte doch hier eines kritischen Kommentars bedurft! Es verbleibt der Eindruck beim unbefangenen Zuschauer: Tatsächlich, die Homöopathie kann alles und ist auch noch individuell!
Andere Erklärungsmodelle für die „Heilungen“ der beiden Patientinnen wurden nicht einmal ansatzweise dargestellt. Wobei der ständige Hinweis auf „Zeit“ und „Geduld“ als „Grundvoraussetzung“ der Homöopathie ja allein schon eine solche Erklärung im Ansatz liefern würde. Dass die kleine Dame zu Anfang offenbar in einer traumatisch-psychosomatischen Schleife steckte und durch die regelmäßige Zuwendung des homöopathischen Therapeuten langsam wieder herausfand, liegt sehr nahe. Aber kein kritisches Wort dazu. Nun könnte man ja meinen, „wer heilt hat Recht“. Dieses dumme Argument geht allerdings nicht nur deshalb fehlt, weil nur der Heiler recht hat, der den kausalen Zusammenhang zwischen seiner Methode und der „Heilung“ nachweisen kann. In diesem Fall wäre sicher eine fachlich fundierte Kinderpsychotherapie angezeigt gewesen, allein deshalb, weil sich diese nicht mit dem einfachen Verschwinden der Symptomatik zufriedengegeben hätte.
Kommen wir zu Herrn Hevert und seiner Firma. Ein Schelm, der Böses dabei denkt, dass gerade die Firma Hevert ausschließlich pflanzenbasierte Homöopathika herstellt, die Grundstoffe aus dem eigenen Kräutergarten bezieht und eigentlich gar nicht zum Thema gehört, weil sie fast nur Niederpotenzen und Komplexmittel (nach Hahnemann letzteres ein Unding) herstellt, die noch chemisch nachweisbare Stoffe enthalten und – unter Umständen – eine gewisse therapeutische Wirkung entfalten können (es fragt sich nur, welche). Das passt zwar wunderbar zu dem eingangs kritisierten Grundtenor Ihres Beitrags, aber nicht zur eigentlichen Homöopathie. Die spielt sich nämlich -wie erwähnt- auf der Grundlage nahezu beliebiger organischer und anorganischer Ursubstanzen im Bereich der Mittel- und Hochpotenzen ab. Zur wissenschaftsfundierten kritischen Homöopathiedebatte hatte Herr Hevert außer einigen Unwahrheiten durchaus nichts beizutragen.
Ja. Unwahrheiten. Er hat sich allen Ernstes -in Opposition zur Beurteilung der weltweiten Forschergemeinde- zu der Aussage verstiegen, die Forschungen zur Wirksamkeit der Homöopathie würden diese auf die gleiche Evidenzstufe stellen wie die wissenschaftsbasierte Medizin (das Wort Schulmedizin, das von Homöopathen als bewusst abwertende Bezeichnung eingeführt wurde, verwende ich nicht). Das ist eine glatte Unwahrheit, was sich mit vielen Nachweisen belegen lässt. Nur eine wichtige Quelle dazu, die unbedingt in einem kritischen Beitrag zur Homöopathie hätte erwähnt werden müssen: Der Review der Australischen Gesundheitsbehörde NHRMC aus dem Jahre 2015. Und ganz aktuell gerade heute auf dem Portal sciencebasedmedicine.org:
Alleine mit dem Stehenlassen der ungeheuerlichen Behauptung von Herrn Hevert ist Ihr Filmbeitrag bereits völlig entwertet.
Vielleicht aus den Ausführungen von Herrn Hevert noch zu erwähnen, dass er seine Fertigung als derart aufwendig und teuer darstellt, dass der Nachteil der Forschungs-, Entwicklungs- und Zulassungskosten für pharmazeutische Arzneimittel – die er ja nicht zu tragen hat – praktisch aufgehoben würde. Wenn ich den Jahresumsatz von Hevert Arzneimittel von rund 22,3 Mio. Euro (2016: Quelle Bundesanzeiger) zugrunde lege – Umsatz, wohlgemerkt! – dann dürfte dieser Betrag in der Pharmaforschung vielleicht knapp reichen, um beispielsweise ein etwas weiterentwickeltes Statin auf den Markt zu bringen (wahrscheinlich selbst das nicht). Für Dinge wie Krebsmedikamente, AIDS-Pharmaka, neuartige Impfstoffe z.B. gegen Tropenkrankheiten wie Ebola kann man an diesen Betrag – wohlgemerkt, den Umsatz von Hevert, nicht den Gewinn – getrost verzehn- bis verhundertfachen. Vor diesem Hintergrund ist dieses Statement von Herrn Hevert ein Fall für verzweifeltes Kopfschütteln. Eine Firma im Pharmaziebereich mit einer derartigen Umsatz- und Bilanzsumme kann wohl nur im weitestgehend forschungsfreien Biotop der alternativen Medizin ohne Zulassungsverfahren existieren.
Hier fehlt es an Recherche, um Klarstellung im Verhältnis zu eindeutigen Fakten. Leider gibt der Beitrag den Proponenten der Homöopathie eine fröhliche und farbenfrohe Plattform, wo nichts, aber auch gar nichts von ihren Äußerungen und Ansichten relativiert wird. Wie erwähnt- Sie hatten mit Natalie Grams jemand zur Verfügung, die zu weitaus fundierteren Statements in der Lage und bereit gewesen wäre als zu denen, mit denen sie im Film zu Wort gekommen ist.
Wie gesagt, ich bin enttäuscht. Sehr enttäuscht. Denn dieser, durch seinen Titel als kritisch angekündigte Beitrag trägt nichts dazu bei, dem potenziellen Patienten eine sachlich fundierte Entscheidungshilfe zu geben. Im Gegenteil. Der „positive Touch“ pro Homöopathie durchzieht den gesamten Beitrag. Ich bedauere das sehr.
Bildnachweis: Screenshot spiegel.tv wissen
Nachtrag, 22.01.2017 Die Redaktion von SpiegelTVWissen hat mir den Eingang meiner Kritik bestätigt und mitgeteilt, sie werde es an die Autorin des Beitrags weitergeben. Ich würde dann von ihr hören.
Nachtrag, 30.06.2017 Ich habe keine weitere Nachricht mehr zu meinen Einwänden erhalten, von keiner Seite.
Nachtrag, 20.08.2018 Der großartige Titelbeitrag des Spiegel (Ausgabe 34/2018) mit dem Haupttitel “Hokuspokus -Geld weg” zum Thema Pseudomedizin hebt die ziemliche Fehlleistung des Films mehr als auf. Was Veronika Hackenbroch hier einmal mehr zustande gebracht hat, scheint mir vielleicht noch bedeutsamer als ihr verdienstvoller Spiegel-Beitrag aus 2010 mit dem Titel “Zurück ins Mittelalter”, worin sie und ihr Mitautor seinerzeit den Bestrebungen besonders in der organisierten Ärzteschaft entgegentrat, der Homöopathie eine solidere Basis in ärztlicher Praxis und akademischer Lehre zu verschaffen. Fragt sich nur, ob die Redaktion des TV-Beitrags aus 2016 diesen Artikel nicht gekannt hat? Vermutlich nicht. Man sieht, Recherche nützt – und schützt.
Hieronymus Bosch: Die Verschwörung der materialistischen Skeptiker gegen die Homöopathen
Die Sache mit der Behauptung, die Wikipedia habe vor lauter Bösartigkeit und im Kniefall vor den Skeptikern und ihrer materialistischen Weltanschauung den Homöopathie-Artikel zeitweilig zur Bearbeitung gesperrt, hat mich nun doch nicht ruhen lassen. In Ergänzung zu meinem Beitrag vom 04.11.2016 hier also für den geneigten Leser noch ein paar interessante Rechercheergebnisse.
Nur eine Blaupause…
Zunächst einmal hat sich ergeben, dass es eine -wenn auch weit ausführlichere- direkte Vorlage für den Artikel des DZVhÄ gibt. Dabei handelt es sich um einen Beitrag bei der amerikanischen Huffington Post des homöopathischen Arztes Dana Ullman, der – sagen wir mal so – für seine leidenschaftlichen Interventionen zugunsten der Homöopathie auf vielen Plattformen und in so manchen Foren durchaus einen gewissen Ruf genießt. Ullman verfolgt exakt den gleichen Grundtenor wie Jens Behnke beim DZVhÄ, ist aber weitaus ausführlicher, was seine “Belege” und weitaus deutlicher, was die Wikipedia angeht. Wie immer bei Ullman, wird man von der Unzahl an vorgeblichen Beweismitteln geradezu erschlagen, auch der Artikel bei der HuffPost strotzt nur so vor Quellenangaben. Beim näheren Hinsehen allerdings zeigt sich auch hier wieder die Gültigkeit der Weisheit aus dem biblischen Buch Kohelet, auch Prediger Salomo genannt: Es gibt nichts Neues unter der Sonne, alles ist schon einmal dagewesen. Aber diese Inhalte sollen hier nicht Gegenstand der Debatte sein.
Sperre? Artikel? Oder wer?
Vielmehr ist interessant, dass Ullman diesen Artikel offensichtlich im Furor über seine eigene Sperrung als Editor bei Wikipedia verfasst hat, er beklagt sich bitterlich darüber, dass er wegen seiner Eigenschaft als ausübender Homöopath gesperrt worden sei. Schließlich würden ja Ärzte auch nicht bei Medizinthemen gesperrt. Wo er recht hat, hat er recht. Und genau deshalb war ich auch wenig geneigt, seiner Behauptung zu den Gründen seiner Sperre Glauben zu schenken.
Mal sehen, was hierzu in Erfahrung gebracht werden kann.
Es ist nicht allzu schwer, in Wikipedias Referenzseiten den Bericht des Schiedsgerichts zu finden, der 2008 zu einer einjährigen Sperre von Ullman. geführt hat – nicht etwa, wie der Behnke-Artikel suggeriert, zu einer kompletten Editionssperre des gesamten Artikels – in Deutschland ohnehin nicht, in Amerika ebensowenig, wie ein Blick in die Versionsgeschichte zeigt.
Konflikte mit Ullman waren vorher schon in einem niederschwelligeren Verfahren bei Wikipedia behandelt worden, ohne dass dies von Erfolg gekrönt war. Letztendlich gelangte sein gesamtes Verhalten vor das fünfköpfige Wikipedia-Schiedsgericht, das über die von verschiedenen Seiten gegen ihn erhobenen Vorwürfe zu befinden hatte. Sich dorthin zu bringen, das muss man erstmal schaffen!
Das Schiedsgericht führt hier die Wikipedia-Regeln an, deren Nichteinhaltung Ullman vorgehalten wurde (Auszüge):
1) Der Zweck von Wikipedia ist es, eine qualitativ hochwertige, frei zugängliche Enzyklopädie in einer Atmosphäre von Kameradschaft und gegenseitigem Respekt unter den Mitwirkenden zu schaffen. Die Nutzung der Website für andere Zwecke, wie zum Beispiel Befürwortung oder Propaganda, Förderung von äußeren Konflikten, Veröffentlichung oder Förderung originärer Forschungsergebnisse sowie politischer oder ideologischer Kampf, ist verboten.
2) Von Wikipedia-Nutzern wird erwartet, sich angemessen, ruhig und höflich bei ihren Interaktionen mit anderen Nutzern zu verhalten und auch schwierige Situationen angemessen und mit konstruktiver und auf Zusammenarbeit gerichteter Perspektive zu behandeln. Jedes Handeln ist zu vermeiden, das das Projekt in Verruf bringt. Unangemessenes Verhalten, wie persönliche Angriffe, bösgläubige Annahmen (Unterstellungen), Trolling, Belästigung, destruktive Argumentationen und das nicht ernsthafte Benutzen des Systems sind verboten.
3) Wikipedia-Artikel sollten sich auf zuverlässige, von Drittanbietern veröffentlichte Quellen mit solider Reputation hinsichtlich Tatsachenprüfung und Genauigkeit verlassen. Quellen sollten direkt die Informationen stützen, wie sie in einem Artikel dargestellt werden und sollten den Ansprüchen des Themas angemessen sein: Außergewöhnliche Ansprüche erfordern außergewöhnliche Quellen.
Die Vorwürfe gegen Ullman, der offensichtlich auch eine wenig kollegiale Einstellung gegenüber der Wikipedia-Gemeinde in den USA gezeigt hat, bezogen sich vor allem auf seine ständige direkte Promotion der Homöopathie durch seine eigenen Beiträge und die Versuche, Beiträge anderer zu verhindern, ohne ausreichende Faktenbasis zu verändern oder zu diskreditieren. So hat er zum Beispiel Quellenangaben “hochgeschrieben”, indem er Zeitschriften eine Reputation zusprach, die sie nachweislich nicht im Entferntesten hatten. Anderes Beispiel: Er legte Studien, z.B. der berühmten Studie von Shang et.al., in seinen Beiträgen Bedeutungen bei, die die Verfasser selbst niemals behauptet hatten. Und so weiter… Zudem stand er unter dem Vorwurf, ständig versucht zu haben, andere Wikipedia-Redakteure “wohlwollend” in seiner Richtung zu stimmen – was im Schiedsgerichtsverfahren so interpretiert wurde, dass er unter “Wohlwollen” das vollständige Einschwenken auf seine Linie verstehe.
Nun gut, in die Einzelheiten brauchen wir nicht weiter zu gehen, wen es interessiert, die Quellen sind im Text oben verlinkt. Fest steht, dass aufgrund all dessen Ullman für ein Jahr von jeder Funktion bei Wikipedia gesperrt worden ist, was ein ziemlich deutliches Signal war. Mit fünf zu null Schiedsrichterstimmen. Ullman, nicht die Wikipedia-Seite. Nun, erstmal hatte sich ihm ja die HuffPost als virtuelle Klagemauer zur Verfügung gestellt…
Ach ja, der Artikel auf homoepathie-online…
Und aus alldem macht nun der Deutsche Zentralverband homöopathischer Ärzte ein die Grenzen der Verschwörungstheorie überschreitendes, faktenbefreites und aus dem Einzelfallkontext “Ullman” gerissenes Rührstück über die armen, der reinen Wissenschaft verpflichteten Homöopathen, die unter der Knute der gnadenlos materialistisch ausgerichteten Skeptiker verzweifelt die letzten sicheren Zufluchtsorte aufsuchen müssen…
Keine Worte.
Nachtrag zum Nachtrag:
Eine weitere Vorlage für den Artikel auf homoeopathie.online ist eine Petition auf change.org, die schon 2014 “selbsternannte Skeptiker” aus Wikipedia verbannen wollte – zugunsten der Freiheit, ungehemmt Unsinn zu verbreiten und endlich “richtige” Informationen über die wahre wahrste Wahrheit auf allen Wikipedias dieser Welt unter die Menschheit zu bringen:
This is exactly the case with the Wikipedia pages for Energy Psychology, Energy Medicine, acupuncture, and other forms of complementary/alternative medicine (CAM), which are currently skewed to a negative, unscientific view of these approaches despite numerous rigorous studies in recent years demonstrating their effectiveness. These pages are controlled by a few self-appointed “skeptics” who serve as de facto censors for Wikipedia. …
(Dies (Unterdrückung und Zensur) ist genau der Fall bei den Wikipedia-Seiten für Energiepsychologie, Energiemedizin, Akupunktur und andere Formen der Komplementär- / Alternativmedizin (CAM), die gegenwärtig trotz zahlreicher rigoroser Studien in den letzten Jahren, die die Wirksamkeit dieser Methoden zeigen, bei einer negativen, unwissenschaftlichen Betrachtung dieser Ansätze beharren. Diese Seiten werden von einigen selbst ernannten “Skeptikern” kontrolliert, die als de facto-Zensoren für Wikipedia dienen. …)
Na, kommt uns das bis in die Formulierung hinein bekannt vor?
Für Wikipedia antworte Gründer Jimmy Wales höchstselbst auf diese Petition, und zwar direkt auf der Petitionsseite bei change.org:
No, you have to be kidding me. Every single person who signed this petition needs to go back to check their premises and think harder about what it means to be honest, factual, truthful. … What we won’t do is pretend that the work of lunatic charlatans is the equivalent of „true scientific discourse“. It isn’t.
(Nein, ihr wollt mich wohl auf den Arm nehmen. Jede einzelne Person, die diese Petition unterzeichnet hat, muss zurückblicken und sich besinnen, um ihre Standpunkte und deren Prämissen zu prüfen und intensiver darüber nachzudenken, was es bedeutet, ehrlich, sachlich und wahrhaftig zu sein. … Was wir nicht tun werden, ist so zu tun, als sei das Werk verrückter Scharlatane ein Äquivalent des wirklichen wissenschaftlichen Diskurses. Ist es nicht.)
Wie unangenehm… passiert mal eine Panne bei der Herstellung und es ist relevanter Wirkstoff in den Globuli, wirken sie tatsächlich… Wie war das mit dem Umkehrschluss?
“Sorry, aber wir können leider für die völlige Wirkungslosigkeit unserer Präparate nicht in jedem Fall garantieren. Ihre homöopathische Pharmazeutik.”
Mehr dazu auch beim Informationsnetzwerk Homöopathie.
Aus unserem Nachbarland, das ja immer die Tendenz hat, uns Piefkes noch zu überholen. “Parlamentarische Bürgerinitiative” für die Zementierung der Homöopathie im Gesundheitswesen! Demokratie ist natürlich auch, Unsinn fordern zu dürfen. Ebenfalls Demokratie ist, den Unsinn öffentlich Unsinn nennen zu dürfen. Die Truppe wird angeführt vom bekannten Homöopathie-Propagandisten Prof. Frass. Angeführt… ähem.
Ist nix draus geworden (Update Oktober 2022). Derweil wurde eine Gesetzesinitative zurückgewiesen (aus der rechten Ecke), die die österreichischen Kassenärzte regeörecht verpflichten wollte, den Strauß dessen anzubieten, was man so gemeinhin falsch als „Alternativmedizin“ bezeichnet. Und die österreichische Allgemeine Versicherung hat inzwischen ihren Regionalorganisationen definitiv untersagt, irgendwelche Erstattungen für Homöopathie zu leisten.
Aktuell (2922) zum Anführen durch Prof. Frass hier mehr.
Die Homöopathin zieht um! Und alle Honoratioren sind da! Da freuen wir uns aber über die kostenlose Werbung im Lokalblatt. Wieder ein Globulus mehr auf den Zuckerhut der Begeisterung. Damit er weiterwächst.
Tierhomöopathie ist Unsinn und zudem Tierquälerei. Homöopathische Prophylaxe ist gesteigerter Unsinn. Wie erst kürzlich in diesem Blog dargelegt wurde (Homöopathie und Impfen). Beides zusammen ist potenzierter Unsinn. Vulgo Schwachsinn. Naja, Aus- und Fortbildung kann ja nie schaden. Aber man sollte erst einmal bei den Ausbildern anfangen.
Der erste Satz reicht schon völlig. “Osteopathie ist eine ganzheitliche Medizin.” Wir brauchen gar nicht näher in die Osteopathie einsteigen, mit “ganzheitlich” ist sie ausreichend abqualifiziert. (Trotzdem werde ich mich dieser Methode wohl auch noch annehmen müssen.)
“Die Suggestion der Vorstellung, dass alternative Medizin sich des “ganzen Menschen” annimmt, ist ein höchst attraktiver und leistungsfähiger Trick. Es spielt dabei gar keine Rolle, dass nichts von “Ganzheitlichkeit” weiter entfernt sein könnte, als eine isolierte Methode wie zum Beispiel die Diagnose aller möglichen Dinge aus der Betrachtung der Iris oder die Fokussierung auf die Wirbelsäule (Chiropraktik, Osteopathie) oder Massieren der Fußsohlen (Fußreflexzonenmassage). …
Und es ist offenbar ebenso egal, dass andererseits jede Art von guter konventioneller Medizin per Definition ganzheitlich ist. Was (bei der Pseudomedizin) zählt, ist das Etikett, und “ganzheitlich” ist in der Tat ein höchst attraktives und wünschenswertes. Nichts verkauft Quacksalberei besser als das Etikett der ‘Ganzheitlichkeit’.
Mein Rat: Bietet Ihnen Ihr Therapeut seine Methode als “ganzheitlich” an – nehmen Sie es nicht so wörtlich.”
Die Interviewte in dem Morgenpost-Artikel, so etwas wie die deutsche Chef-Osteopathin, schreit nach einer Adelung der Methode durch universitäre Anerkennung. Also dann: Glückwunsch, Dr. schwurb. ost., gaudeamus igitur!
Update: Dieser Wunsch ist insofern in weite Ferne gerückt, als dass es den Osteopathen nicht einmal gelungen ist, eine Anerkennung als sektorale Heilpraktiker zu erstreiten. Das Bundesverwaltungsgericht hatte was dagegen.
Demnächst wird es Krankenkassen geben, die im Dunklen leuchten. Und der Patient des Jahres kriegt einen nächtlichen Besenritt auf den Brocken spendiert.
“Werden Sie Naturheilkunde.” Zumindest diese besch … Betitelung findet sich inzwischen nicht mehr auf der Webseite (Update Oktober 2022). Was für ein Satz.
Nee, reicht für heute. Nur ein kleiner Griff in die große Überraschungskiste des Internets.
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