Im FAZ-Meinungsnewsletter verteidigt Jasper van Altenbockum den CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz gegen „widersinnige Kritik“ und „Bemäkelei“. Er vergleicht ihn mit Kurt Beck und Annegret Kramp-Karrenbauer, die angeblich Opfer medialer Intrigen wurden. Kritik erscheint so nicht als Reaktion auf eigenes Handeln, sondern als interessengeleitete Kampagne.

Doch dieser Vergleich hinkt. Beck und Kramp-Karrenbauer scheiterten weniger an öffentlicher Kritik als an polit- und parteiinternen Machtspielen. Das erkennt Altenbockum in seinem Text sogar selbst, übersieht aber gleichwohl, dass Merz’ Bemäkeltwerden ganz handfeste Gründe in Person, Inhalten und Auftreten hat: enttäuschte Erwartungen, nicht eingelöste Vertrauensvorschüsse, strategische und kommunikative Schwächen. Kritik ist hier kein „Herummäkeln“, sondern Ausdruck politischer Realität.

Die Kunst des Kommentars, wie ihn Altenbockum hier pflegt, besteht offenbar darin, Kritik zu delegitimieren, indem man sie als Intrige rahmt. Medien werden so zur Echokammer politischer Verteidigungsrhetorik. Statt Analyse gibt es Intervention, statt Urteilskraft eine publizistische Schutzbehauptung.

Wer Kritik ernst nimmt, muss sie prüfen – nicht wegdefinieren. Gerade Leitmedien tragen Verantwortung, den Unterschied sichtbar zu machen: zwischen berechtigter Kritik und bloßem Mäkeln. Altenbockums Kommentar zeigt, wie leicht diese Verantwortung im Eifer der publizistischen Intervention verloren geht.