Manche Erlebnisse schreien förmlich danach, sofort aufgeschrieben zu werden. Dieses hier war so absurd, so grenzwertig, dass es keinen Aufschub duldet. Ein Uber-Fahrer, der mich bei 130 km/h im Fahrtwind schmoren lässt, während er Duftwolken versprüht und dauertelefoniert — und das alles offenbar, weil der Beifahrerplatz vorher „beansprucht“ wurde. Ein Erfahrungsbericht aus der Plattformrealität, fast live und ungefiltert. Express-Blogging sozusagen.

Fahrtwind, Duftspray und Ignoranz
Ich bin ein erfahrener Uber-Nutzer. Ich habe viele gute Fahrten erlebt, nette Fahrer getroffen, gern Trinkgeld gegeben. Aber was ich heute erlebt habe, war nicht nur unangenehm — es war grenzwertig. Für jemanden wie mich, mit Gehbehinderung und gesundheitlichen Einschränkungen, war es am Rande der Körperverletzung.
Die Fahrt beginnt mit Widerstand
Nach dem heutigen Besuch bei meinem Sohn in Dortmund sitze ich auf meinem Rollator, warte auf den Wagen, exakt am verabredeten Punkt. Der Fahrer kommt, steigt aus, zeigt auf den Rollator und sagt: „Zu groß.“ Bei einem Toyota Corolla? Ich zeige ihm, wie gut der Rollator in den Kofferraum passt — wenn man den alten Kindersitz darin einfach ein wenig zur Seite schiebt. Es passt. Natürlich.
Ich will vorn einsteigen — wegen meines halbsteifen rechten Beins ist das die einzige Möglichkeit, halbwegs schmerzfrei in den Wagen und wieder heraus zu kommen. Der Fahrer verweigert das: „Tür kaputt.“ Ich bin sprachlos. Ein Personenbeförderer mit defekter Tür? Ich werde genötigt, hinten einzusteigen. Es gelingt — unter Schmerzen. Der Beifahrersitz vor mit ist maximal nach vorn geschoben und die Lehne vorgeklappt. Beinfreiheit beim Sitzen habe ich genug. Aber das nützt mir wenig.
Duftwolken und Dauertelefonat
Der Fahrer telefoniert ununterbrochen über Earpods. Immer wieder sprüht er einen penetranten Raumduft in den Innenraum. Der Rheinlanddamm ist voll — Dortmund spielt gleich gegen Wolfsburg. Dann geht’s auf die A40. Und jetzt wird’s absurd: Beide vorderen Fenster sind und bleiben halb heruntergekurbelt. Bei 120 km/h. Ich sitze hinten im vollen Fahrtwind.
Ich bitte den Fahrer, die Fenster zu schließen. Er sagt, er brauche frische Luft, sonst könne er nicht fahren. Ich sage, ich könne womöglich morgen tot sein. Er wiederholt sein Luftproblem. Reagiert ansonsten auf nichts mehr. 35 Kilometer Autobahnfahrt im vollen Fahrtwind. Ich mache mir wirklich Sorgen um meine Gesundheit.
Ausstieg mit Hindernissen
An der Zielstelle steigt er aus, stellt den Rollator direkt vor meine Tür. Was mich erstmal am Aussteigen hindert. Er telefoniert pausenlos weiter. Ich robbe mich aus dem Wagen. Endlich draußen, ab in Richtung Haustüre. Und dann sehe ich aus kleiner Entfernung: Ein anderes Fahrzeug kommt, der Fahrer steigt aus und beginnt, den Innenraum „meines“ Uber-Wagens auszusprühen.
Meine Vermutung: Jemand hat meinem Fahrer vorne den Beifahrerbereich vollgekotzt. Und statt die Schicht zu unterbrechen, fährt er einfach weiter. Mit Duftspray, offenen Fenstern und einem Fahrgast, der das alles ausbaden muss.
Und dann: 43 Cent Wartezeitgebühr …
Ich schaue zu Hause in die Abrechnung. Uber berechnet mir 43 Cent für „Wartezeitüberschreitung“ — weil sie nur die Zeit zwischen Ankunft und Abfahrt erfassen. Weil sie natürlich nicht wissen, was für ein Theater sich zwischen Ankunft und Abfahrt abgespielt hat – und für das ich nicht verantwortlich bin. Und die App fragt, ob ich vielleicht Trinkgeld geben möchte.
Ich habe fast alle Beschwerdemöglichkeiten in der App angekreuzt. Ich habe einen Stern vergeben. Aber es gibt keine Möglichkeit, die Situation angemessen zu schildern. Business as usual.
Fazit
Plattformmobilität verspricht Flexibilität. Aber sie darf nicht zur Zumutung werden. Nicht für ältere Menschen. Nicht für Menschen mit Einschränkungen. Nicht für irgendwen.
Was ich heute erlebt habe, war keine Fahrt — es war eine Tortur. Und ich bin erstmal heilfroh, sie überstanden zu haben. Vielleicht ist das aber nur der Effekt der Erleichterung, dass ich zumindest wieder daheim bin.
Die über Paypal gebuchten Kosten für diese Fahrt lagen insgesamt bei rd. 59 Euro. Ich bin mal gespannt.
Onkel Michael
Auweh, da bist Du anscheinend an ein besonders unempathisches Exemplar von Fahrer geraten. Ich hoffe nur, dass Du von der Aktion keine gesundheitlichen Einschränkungen zurückbehältst.