Über Wissenschaft, (Pseudo-)Medizin, Aufklärung, Humanismus und den Irrsinn des Alltags

Schlagwort: Covid

Können Homöopathen “zur Behandlung von Covid-19 beitragen”?

Argumentative Wüste

Bei „Homöopathie online“, dem Portal des Zentralvereins homöopathischer Ärzte, ist ein längerer Beitrag mit dem Titel “Wir können zur Behandlung von Covid-19-Erkrankungen beitragen” erschienen. Es handelt sich um ein Interview mit dem homöopathischen Arzt Dr. Wolfgang Springer (1).

Ich habe früher schon darauf hingewiesen, dass es eine Frage der Zeit sei, bis die Vertreter der Homöopathie mit etwas Derartigem an die Öffentlichkeit treten würden, wenn es auch schon hier und da eher vorsichtige, nichtsdestoweniger obsolete Vorstöße gab. Auch diesem Interview wird vorangestellt, dass zuvörderst die Empfehlungen des RKI in der Corona-Krise Maßstab für ärztliches Handeln sein müssten. Was nach anfänglicher – sagen wir mal, Verwirrung in der homöopathischen Szene dann letztlich doch erst einmal zum vorläufigen Konsens erhoben wurde. Nun, man hätte ja auch schlecht etwas anderes schreiben können. Diese Einleitung ist jedoch in Bezug auf die sich inzwischen abzeichnende Entwicklung irrelevant und leicht als taktisches Schutzschild auszumachen.

Warum? Weil sich z.B. der Beitrag beim Zentralverein auf ein Feld kapriziert, das mit den RKI-Empfehlungen wahrlich wenig bis nichts zu tun hat: Die „homöopathische Behandlung“ von Covid-19. Genauer, das “Beitragen” dazu, auch als “komplementär anzuwenden” übersetzbar, man behalte das im Kopf.

Es ist nun mal eine homöopathische Spezialität, in Bereichen die Homöopathie anzudienen, bei denen es keine Maßstäbe für eine Behandlung und deren Kontrolle gibt. Und somit auch nicht dafür, Effekte konkret auf eine bestimmte Intervention zurückzuführen. Selbstredend wird “hinterher” mit angeblichen Erfolgen renommiert. Wenn man recht hinschaut, wird kaum noch behauptet, dass Homöopathie „allein“ Krankheiten heilen könne – dies ist inzwischen offenbar doch allzu diskreditiert. Es hat seine Gründe, weshalb man sich auf „komplementär“ und neuerdings „integrativ“ kapriziert. Zu diesen Gründen habe ich hier mehr geschrieben.

Nun zu den wesentlichen Inhalten des Interviews bei Homöopathie online. Ich möchte es kurz machen (ob es gelingt, werden wir sehen), denn im Kern gibt’s gar nicht so viel zu sagen. Es geht nur um zwei Punkte: Um die Beschwörung der Homöopathie als “Erfahrungsmedizin” mit allen Mitteln und um eine Demonstration von inneren Widersprüchen der Lehre par excellence.

Die großen Erfolge der Homöopathie bei Epi- und Pandemien – schon (fast) immer! Echt?

Der Interviewte bemüht sich, den Eindruck zu vermitteln, als habe die Homöopathie im 19. Jahrhundert gerade wegen ihrer Erfolge bei Epidemien eine Hochzeit erlebt. Diese Erfolge seien „medizinisch gut dokumentiert“ – was ich bezweifle. Erstens, weil mit hinreichender Sicherheit davon auszugehen ist, dass auch damals die Homöopathie jeder spezifischen Wirkung entbehrte und von der Selbstbestätigung der homöopathischen Community und den Effekten und Wahrnehmungsfehlern von Scheinbehandlungen lebte. Das ist es, was “dokumentiert” wurde. Darf man wirklich annehmen, dass Erfolge, wie sie hier für die Homöopathie reklamiert werden, spurlos an der wissenschaftlichen Medizin vorbeigegangen wären? Ohne irgendwelche Konsequenzen für die Forschung und die Praxis der Medizin? Das impliziert eine Verschwörungstheorie zur Unterdrückung der Homöopathie von einer Dauer und einer Größenordnung, mit der so leicht keine andere dürfte mithalten können. Sie müsste bis heute andauern und praktisch alle in der wissenschaftlichen Medizin Tätigen einschließen…

Dr. Norbert Aust hat gerade erst die stets hoch aufs homöopathische Schild gehobenen „Erfolge“ bei der Cholera-Epidemie in Wien 1831/32 analysiert (Video – ca. 17 Min.). Bei der Homöopedia des Informationsnetzwerks Homöopathie findet sich darüber hinaus ein breit angelegter Artikel zum Thema, der Epidemien einbezieht, für die schriftliche Quellen im Zusammenhang mit Homöopathie vorliegen. Ergebnis dieser “gut dokumentierten” Geschichte der Homöopathie bei Epidemien: Auf so manches waren Erfolge zurückzuführen, nur nicht auf die Homöopathie (im Falle der Leipziger Choleraepidemie kam groteskerweise gar keine Homöopathie zum Einsatz).

Bemerkenswert ist, dass der Interviewte bei der Spanischen Grippe 1919/20 eher zurückhaltend ist (die er übrigens fälschlich allein „in Kriegszeiten“ verortet – die pandemische Hochphase, heute würden wir sagen, die “zweite Welle”, spielte sich aber in den Nachkriegsjahren 1919/20 ab). Diese Zurückhaltung mag darauf zurückzuführen sein, dass auch homöopathische Forscher noch auf dem LHMI-Kongress 2017 davor warnten, „Erfolge“ der Homöopathie als Referenz zu nutzen. Ein Paper zum LHMI Homeopathic World Kongress 2017 führte aus:

„Die Behandlung durch Homöopathen war nicht eindimensional, sondern es handelte sich um ein komplexes polytherapeutisches Vorgehen. Die Behandlungsresultate differierten sehr (Schwerstkranke/Kliniken versus früher Behandlungsbeginn/ambulant sowie abhängig von Zeit und Ort). Einige Auswertungen deuten darauf hin, dass es beeindruckende Erfolge gab. In Frage gestellt werden muss, ob diese als Belege taugen. Generell waren Forschungsbegriff/-kriterien weniger stringent als heute.“

Vortragende zum Thema beim LHMI-Kongress 2017 war Stefanie Jahn, die zum Thema auch die Arbeit “Spanische Grippe und Homöopathie: die Behandlung der Pandemie im internationalen Vergleich“ (Quellen und Studien zur Homöopathiegeschichte“, Band 21) veröffentlicht hat. (Details und Quellen dazu auf der Corona-Mythen-Seite der GWUP unter “Homöopathie / Spanische Grippe / Cholera”).

Der Interviewte greift auch den Aspekt der uneinheitlichen Therapien bei der Spanischen Grippe auf, ihm dürfte Frau Jahns homöopathieinterne Relativierung bekannt sein. Immerhin – Widerlegungen oder Richtigstellungen aus der eigenen Szene lässt man gelten, was allerdings auch dem Bemühen geschuldet sein kann, sich keiner internen Uneinigkeit bezichtigen zu lassen.

Dies aber führt mich zu einem kleinen Exkurs am Rande: Gerade einmal 100 Jahre ist es her, dass die Spanische Grippe wütete. Die ist also wegen der gänzlich anderen Zeitläufte, anderer Begriffe von Wissenschaftlichkeit, nicht ausreichender Quellenlage und einigem mehr nach Ansicht von Homöopathen obsolet und nicht brauchbar als Referenz – aber weit ältere, weit weniger “dokumentierte” und unter noch ganz anderen Lebensverhältnissen abgelaufene Epidemien sollen als Referenz dienen können? Der Bruch in der Argumentation ist evident.

Wie dem auch sei, all diese „Erfolge“ vergangener Zeiten bei Epi- und Pandemien sollen letztlich nur das „Kernargument“ des Beitrags beim DZVhÄ stützen. Und das ist einmal mehr die „Erfahrung“ der Homöopathen, diese ominöse Mischung aus Selbst- und Fremdtäuschung, die den Kern der Selbstrechtfertigung der homöopathischen Szene ausmacht. Hier zudem vorgetragen mit der Autorität der ärztlichen Homöopathen. Was aber nicht mehr als ist das hochgehaltene Schild mit der Aufschrift: „Trust me, I’m a Homeopath!“ Immerhin bezieht sich die wissenschaftliche Medizin ja auch nicht auf die Aufzeichnungen von Ignaz Semmelweis, um die Verfahren der klinischen Hygiene zu begründen, sondern erklärt und begründet sie auf der Grundlage neuester mikrobiologischer Forschung (was Semmelweis keinen Abbruch tut, im Gegenteil). Etwas Vergleichbares – einen bestätigenden und den Horizont ständig erweiternden Fortschritt – kann die Homöopathie nicht vorweisen, was sie zu Versuchen zwingt, Legitimation in Tradition und Geschichte zu suchen statt in wissenschaftlich belegbaren Erkenntnissen.

Die wissenschaftlich fundierte Homöopathiekritik legt immer wieder dar, dass die (reine, individuelle, nicht systematisch erfasste und um nicht intersubjektive Bestandteile bereinigte*) Erfahrung kein gültiger Maßstab für eine allgemeine Aussage ist, wie beispielsweise die, dass eine bestimmte medizinische Intervention gerechtfertigt, weil valide sei. Der Rekurs auf Erfahrungsheilkunde allein, wie er auch hier sehr wortreich mit Rückgriff auf die Historie bemüht wird, sticht nicht. Zumal im Falle der Homöopathie noch die fehlende Plausibilität der Grundannahmen, ferner das Fehlen valider Ergebnisse aus der empirischen Forschung hinzukommen (wobei letzteres klar zeigt, dass es gar kein relevantes Erfahrungswissen gibt, das die Homöopathie stützen könnte *).

Der Eiertanz um den “Genius epidemicus”

Dass die Homöopathie durch ihre ständigen inneren Widersprüche ausgezehrt wird wie Prometheus’ Leber durch den Adler, belegt einmal mehr die im Interview dargelegte Sicht auf die Mittelfindung in Zeiten der Pandemie. In ihren Repertorien können sie nur sehr bedingt nachschauen, denn es gibt bei einer so neuen Erscheinung keine repertorisierten, durch Arzneimittelprüfung am Gesunden ermittelten Arzneimittelbilder. Hahnemann war sich dieses Dilemmas bewusst – und ganz offensichtlich auch dessen, dass ihn dies von der Individualität des homöopathischen Ansatzes mit Macht weg zu zwingen schien. Er beschrieb dann auch – gegen das Individualitätsprinzip der homöopathischen Behandlung und gegen sein Postulat, es gebe keine überindividuellen Krankheiten (Krankheit sei nur über das Symptombündel im einzelnen Patienten erkennbar) – in den Paragrafen 100 ff. des „Organon“, dass in einem solchen Falle der „Genius epidemicus“ aufzuspüren sei. Und das ist interessant.

In § 100 des Organon baut Hahnemann erst einen Schutzwall gegen den zu erwartenden Vorwurf, er werfe sein Individualitätsprinzip über Bord – indem er die Individualität auf die Epidemie und nicht auf den Patienten bezieht:

Bei Erforschung des Symptomen-Inbegriffs der epidemischen Seuchen und sporadischen Krankheiten, ist es sehr gleichgültig, ob schon ehedem etwas Aehnliches unter diesem oder jenem Namen in der Welt vorgekommen sei. Die Neuheit oder Besonderheit einer solchen Seuche macht keinen Unterschied weder in ihrer Untersuchung, noch Heilung, da der Arzt ohnehin das reine Bild jeder gegenwärtig herrschenden Krankheit als neu und unbekannt voraussetzen und es von Grunde aus für sich erforschen muß, wenn er ein ächter, gründlicher Heilkünstler sein will, der nie Vermuthung an die Stelle der Wahrnehmung setzen, nie einen, ihm zur Behandlung aufgetragenen Krankheitsfall weder ganz, noch zum Theile für bekannt annehmen darf, ohne ihn sorgfältig nach allen seinen Aeußerungen auszuspähen; und dieß hier um so mehr, da jede herrschende Seuche in vieler Hinsicht eine Erscheinung eigner Art ist und bei genauer Untersuchung sehr abweichend von allen ehemaligen, fälschlich mit gewissen Namen belegten Seuchen befunden wird; – wenn man die Epidemien von sich gleich bleibendem Ansteckungszunder, die Menschenpocken, die Masern u.s.w., ausnimmt. (Hahnemann, Organon, 5 Auflage, § 100)

Das ist schon ein rechter Eiertanz, möchte man sagen – dass er seine „individuellen Epidemien“ vom damals schon bekannten „Ansteckungszunder“ zu unterscheiden bemüht ist, macht es nicht besser – wirft aber einen bezeichnenden Blick darauf, mit welchem Kenntnisstand damals gearbeitet werden musste. Medizinhistorisch interessant, immerhin. Allerdings – hier würde sich ein wirklich logischer Ansatz dafür bieten, die Idee des Genius epidemicus zu verwerfen: nämlich deshalb, weil wir heute wissen, dass Epidemien sämtlich “Ansteckungszunder” sind…

In § 102 aaO kommt Hahnemann dann zur Sache und überträgt das für die Homöopathie doch konstituierende therapeutische Individualitätsprinzip schlanker Hand auf die Epidemie selbst:

Bei Niederschreibung der Symptome mehrer Fälle dieser Art wird das entworfene Krankheitsbild immer vollständiger, nicht größer und wortreicher, aber bezeichnender (charakteristischer), die Eigenthümlichkeit dieser Collectivkrankheit umfassender; die allgemeinen Zeichen (z. B. Appetitlosigkeit, Mangel an Schlaf u.s.w) erhalten ihre eignen und genauern Bestimmungen und auf der andern Seite treten die mehr ausgezeichneten, besondern, wenigstens in dieser Verbindung seltnern, nur wenigen Krankheiten eignen Symptome hervor und bilden das Charakteristische dieser Seuche. (Hahnemann, Organon, 5. Auflage, § 102)

Am interessantesten ist aber, dass der für Homöopathie online interviewte homöopathische Arzt seinerseits die ganze Sache mit dem Genius epidemicus praktisch verwirft:

Hinzu kommt bei der Betrachtung heutiger Patienten ein Ausmaß an individualisierten Lebensformen, dass allein schon deshalb die Suche nach einem Genius Epidemicus einen Widerspruch darstellen würde zu dem womöglich elementarsten aller Wesensmerkmal unserer Epoche: Eben dem der Individualisierung. 

Oha! Hier wird das Allerheiligste der Homöopathie, Hahnemanns Organon, bis heute niemals revidiert und Opus summum jedes Homöopathen, offen in Frage gestellt! Der Genius epidemicus wird als eine Art Verirrung Hahnemanns dargestellt, es sei doch ersichtlich so zu verfahren wie stets: homöopathische Anamnese anhand des individuellen Symptomenbündels! Dass dabei schon mal Covid mit einem grippalen Infekt in der Behandlung gleichgestellt wird, da die Symptomenbündel sich ähneln – geschenkt, das ist eben Homöopathie!

Nun haben wir aber keinen Anlass, diese Sensation als mehr zu betrachten als ein Narrativ innerhalb der homöopathischen Welt. Und da ist es immerhin bemerkenswert, dass sich das Interview frontal gegen eine Reihe von Homöopathen positioniert, die längst emsig dabei sind, dem Genius epidemicus nachzustellen, also die Suche nach “dem” Mittel betreiben, dass nicht dem individuellen Patienten, sondern der Pandemie angepasst ist.

Praktizierende Homöopathen, die auf ihren Webseiten mit unbestreitbarem Fleiß “Ergebnisse” der Suche nach dem genius epidemicus zusammentragen, werden sich sicher über dieses Statement freuen. Auch die österreichische Gesellschaft für homöopathische Medizin sogar schon über einen Katalog “wirksamer” Mittel verfügt, die aus der weltweiten Beobachtung des Genius epidemicus erwachsen sind … der allerdings mit anderen Angaben nicht so recht übereinstimmen will. Mal ganz abgesehen davon, dass die Sektion Bayern des nämlichen Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte, der das hier besprochene Interview veröffentlicht, auf seiner eigenen Homepage vor nicht allzu langer Zeit schrieb, man harre darauf, dass “Daten über tatsächliche schwere Corona-Verläufe vorliegen, um ausreichend sicher einen Genius epidemicus im homöopathischen Sinne erkennen zu können“. Sic! Der Verfasser dieser Zeilen dürfte vermutlich auch nicht gerade ein Büropraktikant des DZVhÄ gewesen sein.

Die weiteren Ausführungen enthalten das (eigentlich nur auf das Verwerfen des Genius epidemicus bezogene) Zugeständnis, dass viele andere Faktoren für „Heilungen“, auch im Falle epidemischer Erkrankungen, maßgeblich sein können. Was für eine argumentative Rutschbahn. Denn wie will dann (wir kommen auf den Anfang zurück) die Homöopathie nachweisen, ob und welchen spezifischen Beitrag sie leisten kann? Antwort: Sie kann es nicht. Sie wird es nicht können. Sie konnte es nie. Gleichwohl stellt sie Behauptungen auf, die sie nur mit Rückgriff auf ihre Denkfehler, Irrtümer, Widersprüche und kognitiven Selbsttäuschungen wird wieder bemänteln können. Was, bitte, hat das alles mit solider, unvoreingenommener Wissenschaft zu tun?

Bitte – ist das an Selbstwidersprüchlichkeiten und verquerem Denken noch zu überbieten? Wenn man recht hinschaut, wird im Interview hier das Hahnemannsche Problem des individuellen Behandlungsansatzes mit dem Genius epidemicus durchaus erkannt – nur wird es einerseits verworfen und andererseits verteidigt. Das muss man erst einmal schaffen. Hahnemann hätte das wohl nicht gefallen, letztlich ist das ja eine ganz offene Infragestellung des “Organon”, wenn auch nur unter dem Druck der diesen Paragrafen schon seit Hahnemann innewohnenden Widersprüchlichkeit. Man sollte eben nicht den Teufel mit dem Beelzebub austreiben wollen.

Im Grunde: die alte Leier

Und insofern bleibt zu konstatieren, dass dieser Vorstoß bei Homöopathie online, der – erwartbar – nach einer Phase öffentlicher Zurückhaltung wieder Relevanzanspruche erhebt, nicht mehr enthält, als den hier mit vielen Worten vorgetragenen Anspruch, als „Erfahrungsheilkunde“ Teil der Medizin sein zu wollen. Als „Erfahrungsheilkunde“, die ihre Selbstwidersprüchlichkeiten ungeniert vorführt, die die fehlende kritisch-rationale empirische Bestätigung ihrer “Erfahrungen” nicht schert, ohne die es nun mal seit Beginn des wissenschaftlichen Zeitalters nicht geht und die, was die Grundlagen ihrer Methode anbelangt, reinem Wunderglauben anhängt. Nämlich dem, dass Naturgesetze ausgerechnet für die Homöopathie eine Ausnahme machen würden. Wie sehr die Homöopathie außerhalb des Kontextes soliden wissenschaftlichen Vorgehens steht, kann kaum offensichtlicher demonstriert werden als hier von ihr selbst.

Ich hege die Hoffnung, dass die hierin liegende Anmaßung und die Entfernung von jeglichem konsistenten Denken, die die homöopathischen Ärzte mit dieser Veröffentlichung demonstrieren, dazu beitragen wird, beizeiten (wenn Corona nicht mehr allein im Fokus steht), die Entscheidungsträger ernsthaft zum Nachdenken darüber zu bewegen, ob so etwas innerhalb des öffentlichen Gesundheitssystems wirklich weiterhin einen geschützten Platz beanspruchen darf.

Es bleibt dabei: Homöopathie hat weder eine mit gesichertem Wissen vereinbare Grundlage noch war sie imstande (und die Chance hatte sie) einen belastbaren Nachweis nach wissenschaftlichen Kriterien für eine Wirkung über Kontexteffekte hinaus zu erbringen.


(1) Dr. Springer ist in der Homöopathie-Szene kein Unbekannter. Er praktiziert lange als Allgemeinarzt und Homöopath, ist in homöopathischen Interessenverbänden aktiv und erhielt 2012 vom bayerischen Gesundheitsminister das Bundesverdienstkreuz am Bande, ausdrücklich für seinen “Einsatz für die Homöopathie in Deutschland” (ich hoffe, zumindest das würde heute nicht mehr durchgehen). Ich erwähne das nur, weil ich Dr. Springer als Person hier gar nicht nähertreten will, was aber andererseits auch bedeutet, dass mich Argumente auf Autoritätsbasis nicht interessieren. Es geht um die Homöopathie und das, was diese Lehre hervorbringt.


*) Update, 25.05.2020: Einschübe zur Klarheit, ich danke dem Leser 2xhinschauen für die konstruktive Kritik!


Bisherige Beiträge zu Homöopathie und Corona auf diesem Blog:

Bodensatz der Verblendung – Homöopathie in Corona-Zeiten

Homöopathie wirkt nicht über den Placebo-Effekt hinaus – sagt wer…?


Bildnachweis: Marion auf Pixabay

Bodensatz der Verblendung – Homöopathie in Corona-Zeiten

In der gegenwärtigen Situation, geprägt vom Diskurs zu SARS-CoV19 / Covid-19, tun sich Abgründe der Pseudomedizin auf, die man angesichts der aktuellen Zurückhaltung führender homöopathischer Vereine und Verbände eigentlich nicht mehr erwartet hätte. Nachdem anfänglich haarsträubende Statements aus vielen Quellen die Runde machten, bei denen homöopathische Mittel zu Prophylaxe und Behandlung von Covid-19 “empfohlen” wurden, gab es eine Reihe von Kurskorrekturen. So wurde die frühere Vorsitzende des Zentralvereins homöopathischer Ärzte, die in einer “Patientenmitteilung” zu Arsenicum album C30 gegen das Virus geraten hatte, von ihrem eigenen Verein komplett desavouiert, indem dieser kurz darauf mitteilte, dass eine homöopathische Behandlung oder Prävention dieser neuen Erkrankung nicht angezeigt sei.

Ähnliche Kehrtwenden kann man bei den Verlautbarungen des Verbandes klassischer Homöopathen Deutschlands – VKHD – (in dem vorwiegend homöopathisch tätige Heilpraktiker organisiert sind) beobachten. Ein aktuelles Statement spricht nunmehr davon, dass “auch die Homöopathie auf keine validen Daten verweisen [kann], die auf eine zuverlässig zu erzielende Heilung dieser Krankheit mit potenzierten Arzneimitteln hinweisen. Dass es in der Vergangenheit glaubwürdige Berichte über die erfolgreiche homöopathische Bekämpfung von epidemisch verlaufenden Krankheiten gab, ändert an der aktuellen Situation nichts.” Und o Wunder – die Deutsche Homöopathie Union (DHU) twittert dieses Statement sogar…

Ich liebe solche Formulierungen in ihrer stringenten Selbstentlarvung. Denn

  • erstens hat die Homöopathie zu rein gar nichts valide Daten vorzuweisen,
  • zweitens ist das “auch” in dem ersten Satz natürlich als Seitenhieb auf die “hilflose Schulmedizin” zu verstehen,
  • drittens wird gleich wieder eingeschränkt insofern, als es “glaubwürdige Fallberichte” über die homöopathische Bekämpfung von epidemisch verlaufenden Krankheiten gebe; damit sind z.B. Hahnemanns Erfolge bei der Leipziger Choleraepidemie 1813 gemeint, wo ohne Zweifel mehr homöopathisch “behandelte” Patienten überlebten, weil Hahnemann auf Hygiene achtete und den Patienten ausreichend zu trinken gab, während die damalige Mainstream-Medizin mit der Verweigerung von Trinken, der Gabe von Brech- und Abführmitteln und erbärmlichen hygienischen Verhältnissen ihren Patienten den Rest gab – nur hatte das mit einer spezifischen Wirkung der Homöopathie nichts zu tun (mehr zu Homöopathie und Epidemien hier),
  • was “durch die Blume” nichts anderes heißen soll, als dass man das Potenzial von Homöopathie in Bezug auf Covid-19 eben “noch nicht” entdeckt habe – das gleiche hilflose Narrativ, das auch immer für die Homöopathie im Großen vorgebracht wird.

Der Versuch, schlüssig zu erklären, dass eine Methode ohne Wirksamkeitsnachweis für eine bestimmte Anwendung über keinen Wirkungsnachweis verfügt, ist schon ein wenig halsbrecherisch. Man muss dann nur richtig lesen. Immerhin scheuen die genannten Vereinigungen sichtlich davor zurück, sich Ärger einzuhandeln und / oder sich ordentlich zu blamieren. Immerhin. Eine gewisse Anerkennung dafür sei ihnen nicht versagt.

Das heißt aber noch lange nicht, dass nicht genug Selbstberufene bar jeglicher Einsicht weiterhin das Informationsuniversum bevölkern, um das, was sie als “Naturheilmethoden” zu bezeichnen pflegen (einschließlich Homöopathie natürlich) propagieren. Nun, wir sind ein freies Land und niemand kann sie daran hindern. Auch wenn es wehtut zu sehen, wie Menschen auf diese Art und Weise einmal mehr mit dem Narrativ des Sanften und Natürlichen in eine antiwissenschaftliche Haltung gelockt und dazu noch mit dem schönen Schein der autonomen Patientenentscheidung verführt werden. Zumal in Zeiten ohnehin großer Verunsicherung.


Soweit ich das sehe, ist Spitzenreiter in dieser Liga wohl der derzeit (vom 19. bis zum 23.03.2020) laufende “Corona Virus Congress – Der homöopathisch gesunde Umgang mit Krankheiten der heutigen Zeit“ (Webseite inzwischen erloschen / überschrieben), eine Online-Veranstaltung, zu dem man sich zu dem Zweck anmelden kann, täglich mit sogenanntem Infomaterial aus “Expertenhand”, nämlich mit online abrufbaren Interviews der versammelten Expertenschaft, versorgt zu werden (dauerhafter Zugriff ist gegen einen gewissen Obulus möglich). Dabei darf man sich darauf freuen, “eine Medizinwende zu unterstützen, in der die Allopathie und die Komplementärmedizin ihren Platz nebeneinander finden dürfen – zum Wohle der Menschheit und unseres Planeten”. (Kleiner gings wohl nicht. Und zum x-ten Male: Allopathie existiert nicht mehr, das war die Bezeichnung für die “konventionelle” Medizin zu Hahnemanns Zeiten, die völlig anders charakterisiert war als die heutige wissenschaftliche Medizin. Und was bitte ist Komplementärmedizin – eine ewige Frage?)

Dort versammelt sich eine illustre Gesellschaft von Vertretern der homöopathischen Glaubensrichtung. Bekannte wie auch Unbekanntere. So mancher Bewohner des Psiram-Universums findet sich dort (Wolfgang Scheel, das Ehepaar Michaela Dane und Miguel Corty Friedrich, bekannt durch ihre “Heptopathie” , Rosina SonnenschmidtJeremy SherrRavi Roy und Carola Lage-Roy und der omnipräsente Rolf Kron). Manch künftiger Anwärter auf einen Psiram-Eintrag dürfte unter den restlichen Experten sein. Eine gewisse Krönung erfährt der “Online Kongress” zudem durch Prof. Dr. E.S. Rajendran, zu dem uns die Kongress-Webseite mitteilt:

“Sensation, endlich lassen sich die Inhaltsstoffe in sämtlichen Homöopathieschen Mitteln nachweisen. Prof. Rajendran, der bekannte Lehrer, Praktiker und Wissbegieriger Forscher, hat sich über die wahre Natur der homöopathischen Potenzen erkundigt und der Welt die Wahrheit der Homöopathie offenbart.” (Orthografie wie im Original)

Hm. Ich beschäftige mich wirklich reichlich mit der Homöopathie, mir ist aber dergleichen bislang nicht untergekommen. Besonders würde mich interessieren, wo der Herr Professor Doktor sich denn über die wahre Natur der homöopathischen Potenzen erkundigt hat? Also ehrlich, das bewegt mich jetzt schon sehr! Ob er einen Blick in die Akasha-Chronik erhascht hat … ?

Aber Sarkasmus beiseite – natürlich weiß ich, was mit dieser verschwurbelten Mitteilung über die Verdienste von Prof. Rajendran gemeint ist: Er gehört zu den “High Dilution-Forschern”, unter diesen zu der besonderen Spezies, die glauben, die Wirksamkeit von homöopathischen Hochpotenzen durch den Nachweis von Nanopartikeln in diesen Dilutionen erbracht zu haben. Mehr zum Nanopartikel-Irrweg gibt es hier und hier.

Homöopathie ist das beherrschende Thema des “Kongresses”, sie bildet allerdings in der Gesamtschau mit allerlei anderen Methoden aus dem pseudomedizinischen Universum ein eklektizistisches Kaleidoskop, das Hahnemann vermutlich die Zornesröte ins Antlitz getrieben hätte. Von Alchemie über Spagyrik, fernöstlichen Einschlägen und Ernährungsmythen bis eben zur High Dilution-Forschung findet man alles Mögliche und Unmögliche. Woher und wohin der Wind weht, zeigt sich zudem am Themenspektrum:

  • Epidemien aus epigenetischer Sicht (Naja, fängt eben beides mit “epi” an…)
  • Wie die indische Gesundheitspolitik mit dem Coronavirus umgeht? (Spoiler zum Link: Das unsägliche AYUSH-Ministerium ist nicht “die indische Gesundheitspolitik)
  • Was wir tun können, um uns nicht von der Hysterie (!) und von anderen Menschen anzustecken?
  • Die wichtigsten homöopathischen Arzneien, die bei einer Corona-Ansteckung helfen können (siehe Einleitung – der Verblendungs-Indikator schlechthin)
  • Die homöopathische Grippeprophylaxe (es gibt keine homöopathische Prophylaxe – auch nicht für “Grippe” – vermutlich mal wieder keine Differenzierung zwischen Influenza und grippalem Infekt)
  • Die 10 wichtigsten homöopathischen Grippe(?)mittel (samt und sonders ohne jeden belegbaren Wirkungsnachweis)
  • Ansteckungskrankheiten aus “ganzheitlicher” Sicht (Buzzword, das nicht fehlen darf)
  • Der Sinn von Epidemien (Oha – hier dürfte die Anthroposophie und / oder andere Esoterik hereinspielen)
  • Der (sic!) Coronavirus als Entwicklungschance? (wie vor, kein Zweifel)
  • Naturheilkundliche Ergänzungsmöglichkeiten (sehr pauschal, aber geben wir dem mal Kredit)
  • Orthomolekulare Medizin als Stärkung des Immunsystems (OM – “a parody of nutritional science”)
  • Was schwächt unser Immunsystem? (zum Beispiel das Durchmachen von unbehandelten (= homöopathisch behandelten) und nicht durch Impfung verhinderten Infektionskrankheiten)
  • Stärkende Lebensmittel und Pflanzen für ein kraftvolles Immunsystem (Schön wärs) 
  • Banerji Methoden zur viralen Behandlung (auch das noch…)
  • Paracelsus Methoden für die Prävention von Atemwegserkrankungen (Paracelsus war der große Medizinreformer der Renaissance, der mit der seit der Antike angewendeten Vier-Säfte-Lehre (Galen) ins Gericht ging – was seine eigenen vorwissenschaftlichen Methoden und Mittel nicht richtiger macht).

Die Fragen genügen, auf die Antworten der Kongressexperten können wir wohl verzichten.

Wir sehen hier eine illustre Versammlung von Homöopathen jeglicher Couleur, die nicht einmal von den offiziellen Stellungnahmen des Zentralvereins homöopathischer Ärzte und des Verbandes klassischer Homöopathen zu SARS-CoV19 beeindruckt ist und aus dem aktuellen Anlass gleich die Bandbreite auf die gesamte Virologie und Epidemiologie ausweitet. Das gibt schon wieder einmal zu denken.


Viele der hier Versammelten sind Heilpraktiker. Die Behandlung von Infektionskrankheiten ist ihnen verboten (worauf der VKHD in seinem oben verlinkten Statement nachdrücklich hinweist). Es sei die Frage erlaubt, ob ihnen damit Ratschläge zu Prävention und Behandlung von Infektionskrankheiten nicht auch untersagt sein müssten? Nicht nur in diesem Fall stößt man immer wieder auf Webseiten und vor allem Vortragsveranstaltungen von Heilpraktikern, die sich mit Infektionskrankheiten befassen. Kürzlich habe ich versucht, in einem solchen Fall zu intervenieren (es handelte sich um einen auf der Webseite einer Gemeinde angekündigten Heilpraktiker-Vortrag für Familien zum Thema Borreliose, offenbar ein Lieblingsthema der Zunft – irgendeine Antwort habe ich nicht bekommen.)

Es schmerzt, auf der einen Seite (bedingungslos) für die Meinungsfreiheit einzutreten und auf der anderen Seite zu realisieren, dass man gegen einen solchen Irrsinn wie beispielsweise diesen “Online Corona Kongress” nicht wirklich etwas unternehmen kann. Es bleibt die Aufklärung – die hat aber offensichtlich nach wie vor im pseudomedizinischen Paralleluniversum einen schweren Stand… Ja, die Meinungsfreiheit. Sie wird zum Problem, geht es in die Richtung, dass durch ihre Inanspruchnahme Schäden bei anderen Menschen provoziert werden.

Manchmal bin ich schon einigermaßen verzweifelt, nach Jahren der Pseudomedizinkritik mit dem Schwerpunkt Homöopathie. Deshalb ist – man möge mir verzeihen – dieser Beitrag wieder mal zu einem Rant geronnen. Ein Ausweg? Ich würde mir endlich, endlich wünschen, dass die medizinische Gemeinschaft nicht mehr nur müde und desinteressiert abwinkt, wenn von Homöopathie und Co. die Rede ist, sie womöglich auf wirtschaftlichen Druck hin in der Praxis oder der Klinik sogar noch einführt. Natürlich ist die Homöopathie wissenschaftlich erledigt, das muss aber mit der Autorität der medizinischen Szene auch einmal deutlich verlautbart werden! Ich würde mir wünschen, dass – ähnlich wie dies in Frankreich vor wenig mehr als zwei Jahren geschehen ist – sich die praktische wie die forschende Medizin endlich einmal zu Wort meldet und der Öffentlichkeit unmissverständlich klarmacht, wo die Grenze zur Pseudomedizin liegt. Bitte, liebe Mediziner, liebe Fachgesellschaften, liebe AWMF, liebe Ärztekammern, macht das zuerst für die Homöopathie. Denn sie ist nicht nur das “Zugpferd” der Pseudomedizin, das oft in noch schlimmere Untiefen führt, sondern die Sachlage ist selten klar: es gibt bei der Homöopathie keine Grauzone – sie ist jeden Beweis für eine spezifische Wirksamkeit schuldig geblieben. Beherzigt endlich einmal das Statement des EuroScience Open Forum (ESOF) aus dem Jahre 2018, das mit wünschenswerter Deutlichkeit verlautbarte:

“Homöopathie ist die absurdeste von allen alternativen Methoden der Medizin”.


PS – Darf man verblüfft sein, unter den “Partnern” des Online-Kongresses ausgerechnet den oben vorsichtig lobend erwähnten Verband klassischer Homöopathen Deutschlands zu finden? Wie das, angesichts des eingangs angeführten Statements zu SARS-CoV19? Kognitive Dissonanz scheint eine Voraussetzung für die Ausübung der Homöopathie zu sein…  

UPDATE: Der VKHD twitterte am 20.03.2020 um 11.06 Uhr: “Unser Logo wurde in diesem Fall ohne unser Einverständnis und offenbar aufgrund einer Nachlässigkeit verwendet und nach unserer Intervention mittlerweile (genauer: heute vormittag) entfernt.” 

Weniger verblüfft bin ich, unter den Partnern auch den nicht unbekannten Bundesverband Patienten für Homöopathie vorzufinden, der sich mit Kritik an den Homöopathiekritikern (ich sage es mal nett) seit einiger Zeit ebenso hervortut wie mit intensiver politischer Lobbytätigkeit. (Soweit mir bekannt ist, hat der BPH sich bislang nicht zu dieser “Partnerschaft” geäußert. Ggf. folgt natürlich auch hier ein Update.)

UPDATE: Ach so, und die Homöopathen ohne (jede) (Scham)Grenzen, die präsentieren sich natürlich auch als “Partner” der Veranstaltung. Ganz vergessen…
Und damit es nicht so leer aussieht, setzt der Veranstalter auch noch Unterdomains seiner eigenen Website als “Partner” ein, die nur einen 404-Error erzeugen. Versucht mal, unter https://unitedtoheal.com/www.gluecksknirpse.de oder über den “Glücksknirpse”-Link auf der Veranstalterseite ganz unten (Links erloschen bzw. überschrieben).

Hier übrigens erfahren wir mehr zum Veranstalter der ganzen Sache. Ich bin nicht geneigt, ihm seine auf der Seite zum Ausdruck kommende empathische Einstellung abzusprechen. Vielmehr bedauere ich, dass jemand mit solchem Potenzial und solcher Zielstrebigkeit ausgerechnet auf den Pfad sinnbefreiter Pseudomedizin geraten ist.


Bild von ΓΙΑΝΝΗΣ ΚΟΡΕΝΤΖΕΛΟΣ auf Pixabay

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