Die meisten werden es schon erfahren haben: Den ersten Masern-Todesfall in diesem Jahr beklagen wir ausgerechnet in meiner Heimatstadt Essen. Eine Mutter von drei Kindern, 38 Jahre alt, ist an dieser teuflischen Krankheit im Essener Universitätsklinikum verstorben. Sie verfügte offenbar aufgrund nur einer ersten Masernimpfung im Kindesalter nicht über ausreichenden Schutz. In Essen sind inzwischen über 30 Masernfälle gemeldet, eine Verdreifachung in den letzten zwei Wochen. Das Gesundheitsamt geht von einer hohen Dunkelziffer aus.

Das macht mich sehr traurig – und zugleich wütend. Daraus will ich gar keinen Hehl machen. Wenn man aktiv in der Impfaufklärung und im Eintreten für Vernunft unterwegs ist und dann vor der Haustür so ein Ereignis passiert, das lässt einen schon schlucken.

Was für ein Kontrast zu der Auseinandersetzung mit den Essener Filmkunsttheatern zur Aufführung “mit Diskussion” von Wakefields “VAXXED”, zu den vergeblichen Versuchen, die Kinobetreiber zu einer Einsicht zu bewegen! Die Bemühungen endeten letztlich nicht nur vergeblich, sondern auch noch damit, dass die Kinochefin glaubte, den Kritikern eine “Demokratielehrstunde” geben zu müssen und sich Verdienste mit der Aufführung zu erwerben, indem sie gegen das Entstehen “türkischer Verhältnisse” antrete.  Womit zweifellos diese bösartigen Versuche gemeint waren, die Meinungsfreiheit durch den Widerstand gegen VAXXED in übelster Manier auszuhebeln. Und der Hinweis auf die Verursachung von unnötigen, belastenden und womöglich lebensgefährlichen Erkrankungen als Folge der Fehlinformationen des Films wurde als unangemessener “moralischer Druck” zurückgewiesen. Es war nicht leicht, sich das anhören zu müssen.

Tja, Frau Menze. So siehts aus.

Und was auf keinen Fall unerwähnt bleiben sollte: Die örtliche Presse, bei der immerhin die größte Regionalzeitung Deutschlands den Ton angibt, hatte kein kritisches Wort zu VAXXED übrig. Bemerkenswert war für die nur, dass am Abend der Vorführung kein Polizeieinsatz erforderlich wurde, was offenbar aufgrund der grenzenlosen Militanz und antifaschistisch angehauchten Gewaltbereitschaft der antidemokratischen Wakefieldgegner erwartet worden war (frei nach Hans Tolzin).

Jetzt wird der Masern-Todesfall in der Presse und den Medien groß herausgestellt.  Ein wenig Selbstkritik zu der erst Anfang April abgelaufenen VAXXED-Story – dazu wäre doch jetzt eine gute Gelegenheit! Stattdessen: Ein wenig lässig-platte Recherche. “Etwa fünf Prozent der Kinder sind nicht geimpft.” Soso. Das liest sich im letzten Epidemiologischen Bulletin des RKI aber anders. Seis drum.

Selbstkritik? Wenigstens irgendeine Querverbindung zu der unsäglichen Essener VAXXED-Aktion aufgezeigt? Fehlanzeige.

Das musste ich loswerden.  Hoffentlich lernen einige hieraus mal etwas. Ich bin da im Moment tief pessimistisch.

Mein ehrlich empfundenes Mitgefühl an die Familie der Verstorbenen.


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