Wie sicher schon viele aus den Medien erfahren haben, hat die Russische Akademie der Wissenschaften die Homöopathie offiziell als Pseudomedizin eingestuft und dem dortigen Gesundheitsministerium nahegelegt, Maßnahmen zu ergreifen mit dem Ziel, die Homöopathie aus dem öffentlichen Gesundheitssystem zu entfernen. Das Ministerium hat wohl bereits zugesagt, entsprechend zu verfahren. Ich zitiere hier die Pressemitteilung der Akademie der Wissenschaften (in meiner Übersetzung):

Hauptgebäude der RAS in Moskau, im Volksmund genannt „Goldenes Hirn“

Pressemitteilung
Die Kommission zur Bekämpfung von Pseudowissenschaften am Präsidium der Russischen Akademie der Wissenschaften (RAS) hat ein Memorandum „Über die Pseudowissenschaft Homöopathie“ herausgegeben.
Das Dokument besagt: “Die Behandlung mit ultraniedrigen Dosen in homöopathischen Mitteln hat keine wissenschaftliche Grundlage und damit keine Rechtfertigung.” Die Kommission empfahl dem Ministerium für Gesundheit, alle homöopathischen Arzneimittel aus öffentlichen Kliniken zurückzuziehen und über Maßnahmen der Kartellbehörde die Bürger davor zu schützen, dass ihnen das Vorhandensein „therapeutischer Eigenschaften“ solcher Mittel suggeriert wird. Das Gesundheitsministerium hat zugesagt, auf die Argumente des Memorandums zu reagieren, sobald sie diese auf offiziellem Wege erhalten hat.

Das ist insofern nicht nur von hoher, sondern von höchster Bedeutung auch für das Grundanliegen dieses Blogs, als dass das Memorandum mit Gutachten exakt der Argumentationslinie der internationalen Wissenschaftsgemeinschaft folgt und auch die wesentlichen Belege, die zur international weitestgehend konformen Einstufung der Homöopathie als Scheintherapie führen, seiner eigenen Argumentation zugrunde legt. Demzufolge wäre es auch völlig unangemessen, das russische Statement etwa als exotisch abzutun: Es ist auf der Höhe der wissenschaftlichen Erkenntnis, argumentiert völlig zutreffend und tritt damit an die Seite der Länder, die längst die fälligen Konsequenzen für ihre Gesundheitssysteme gezogen haben.

Bemerkenswert ist zudem, dass damit in Russland eine seit rund 20 Jahren existierende Verankerung der Homöopathie im öffentlichen Gesundheitssystems ausdrücklich rückgängig gemacht wird, unter Hinweis darauf, dass es bereits damals an einer wissenschaftlich haltbaren Begründung für eine solche Etablierung gefehlt hat. Hut ab.

In Kürze wird das Informationsnetzwerk Homöopathie auf seiner Webseite weitergehend berichten und eine deutsche Übersetzung des Memorandums und des zugehörigen Gutachtens einer hochkarätigen Wissenschaftskommission vorstellen. Lesebefehl!


Nachtrag:

Inzwischen auf der Webseite des INH hier verfügbar.


Bildnachweis: Photograph, with permission, by Nataliya Sadovskaya, aus: Gelfand M: Doing Science in Uncertain Times. PLoS Biol 2/7/2004: e214. doi:10.1371/journal.pbio.0020214, CC BY 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1374399