Perspektive, leider Fake.
(Paderborner Dom)

Könnt ihr euch, liebe Leserinnen und Leser, vorstellen, dass man es manchmal einfach leid ist, immer wieder, entweder zum zighundertsten Mal auf die gleichen oder aber auf wieder neue unhaltbare Fantastereien der homöopathischen Szene einzugehen? Nicht nur auf diesem Blog. Ergebnis: Keinerlei vernünftiger Diskurs in Sicht.

Manchmal ist einem kaum noch bewusst (sollte es aber sein), dass man in Sachen Homöopathie speziell und Pseudomedizin allgemein eigentlich ein totes Pferd anhalten will und versucht, die Reiter vom Ableben ihres Transportmittels zu überzeugen. Sie simulieren aber lieber weiter vollen Galopp und wiehern dann eben selbst, notfalls keilen sie auch selbst aus.

Ich bin nun wirklich selbstkritisch genug, um mir selbst auch bei der Causa Homöopathie immer wieder die Frage vorzulegen, ob ich vielleicht selbst der Reiter eines toten Pferdes bin. Ich schaue mir immer wieder die in Varianten oder auch neu auftretenden Statements der Homöopathen genau an und tausche mich kritisch darüber aus. Ich habe schon viel zu viel in meinem Leben gemacht und erfahren, um dem Fehler des Einrichtens in einer Blase zu erliegen – bilde ich mir jedenfalls ein.

Tausendmal widerlegt, allein auf die Penetranz unhaltbarer, ständig wiederholter Behauptungen gestützt, aber mit zunehmender Gereiztheit agierend – ein treffendes Bild der Homöopathie-Anhänger hier und jetzt. Statt Diskurs über die sinnvollen Teile der Methode lieber eine Politik der verbrannten Erde mit bedingungsloser Fronthaltung gegenüber Kritik. Statt Einsicht in die Faktenlage lieber weiterhin “gescheiterte Versuche, durch Angleichung der homöopathischen Systeme an die Schulmeinungen Anerkennung zu erlangen” (Prof. O. Prokop schon 1958). Und wohl auch künftig ständige Versuche, das agnostisch-dogmatische System der Homöopathie mit einem Schleier von esoterisch angehauchter Scheinwissenschaftlichkeit zu umgeben.

Es gibt nur ein Phänomen bei der Homöopathie, das nicht mit Placebo und anderen Nebeneffekten erklärbar ist: Den Umstand, dass es sie noch gibt.

Die Homöopathie und ihre Szene kennen nur Selbstbestätigungsmechanismen, da wird dann auch schon mal selektiv in die wissenschaftliche Kiste gegriffen, wenn es zu passen scheint und Eindruck schindet. Die Wissenschaft ist unter dem Dach des ontologischen Rationalismus (also der Beschränkung der Phänomene der realen Welt) verkörperter kritischer Rationalismus, der als methodischen Goldstandard den Falsifikationismus Karl Poppers verwendet, also auf das glatte Gegenteil von Selbstbestätigung ausgelegt ist. Deshalb muss jeder Wissenschaftler damit rechnen, dass Humbug durch allein durch die wissenschaftliche Methodik über kurz oder lang entlarvt wird. Der Homöopath darf auf Beifall seiner Szene rechnen, egal was er zugunsten der Methode sagt. Etwas gegen die Methode zu sagen, auch nur Zweifel zu äußern, ist tabu, ja, löst massive Beißreflexe aus. Selbstbestätigung statt Selbstkritik. Allein damit entlarven sich die Homöopathen als zutiefst unwissenschaftlich.

Das musste mal raus.

Zum Schluss ist es mir aber noch ein Vergnügen, auf einen hervorragenden und glasklaren Artikel hinzuweisen, der zuerst im konkret-Heft 6/2017 erschienen und jetzt auch online bei “auf dem Nachttisch” verfügbar ist. Leseempfehlung hoch drei! Man beachte die Einleitung, dann versteht man die Verbindung zu diesem Beitrag hier.


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