… geht es auch in Irland antidemokratisch und meinungsfreiheitsfeindlich zu, denn man bereitet sich auf die Wakefield-Invasion vor.


… haben wir es in Essen seit gestern abend hinter uns, die Studentenschaft der Uni Essen-Duisburg veröffentlicht in ihrem Publikationsorgan ak[due]ll einen Gastbeitrag über den gestrigen Abend. Vielen Dank dafür!

Man beachte daraus:

Die anschließende Podiumsdiskussion zeigt, wie hart umkämpft das Thema Impfen ist, wie sehr es die Gemüter erhitzt. Sachliche Kritik gegenüber der Pharmaindustrie und dem Einfluss ihrer Lobby macht sich bemerkbar, es werden jedoch auch Verschwörungstheorien gesponnen — etwa von einem Besucher, der behauptet, eine Masern-Studie der Universität Witten-Herdecke wäre auf Eingreifen des Robert Koch-Institutes beendet worden. Kinderonkologe Längler aus Herdecke stellt richtig: „Zu der Zeit gab es — eigentlich Gott sei Dank, in diesem Fall aber leider — zu wenig Masernfälle. Deshalb stellten wir die Studie ein.“ …

Zu Anfang der Diskussion kommt Amtsarzt Kundt zu Wort, er empfindet vieles von dem Gezeigten auch als beunruhigend, sagt jedoch auch deutlich, dass er den Film als einseitig sehe und nun gern das Ganze aus einer anderen Perspektive sehen würde, etwa der seinerseits von Wakefield des Betrugs beschuldigten amerikanischen Behörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC). Darauf schallen ihm höhnische Rufe aus dem Publikum entgegen, dass die Gegenseite ja nicht habe mitmachen wollen bei der Produktion des Films.

Wakefield ergreift das Wort nur auf direkte Anfrage, er hält sich eher bedeckt. Er wirkt starr, antwortet auf Fragen nicht immer passend, sondern wiederholt vielmehr Aussagen aus seinem Film. Die Antworten wirken vielmals wie Worthülsen: Das Publikum stellt generelle Fragen zum Impfen, er spricht nur vom angeblichen Betrug der CDC. Zur Impfsituation in Europa oder Deutschland ist er vermutlich nicht informiert. Überhaupt drängt sich die Frage auf, inwiefern der Film — von seiner fragwürdigen Machart einmal abgesehen — für Menschen außerhalb der USA von Interesse sein könnte.…

Moderatorin Kostrzewa sowie die beiden Ärzte Kundt und Längler betonen immer wieder, dass es nicht um ein generelles ‚Ja‘ oder ‚Nein‘ zum Impfen gehe, sondern jede*r die eigene individuelle Entscheidung für sich treffen müsse, wann welche Impfung Sinn mache. „Meine Erfahrung als Medizinjournalistin seit über 20 Jahren ist, dass beim Impfen die Datenlage sehr schwierig und dünn ist“, so Kostrzewa. Längler und Kundt machen ebenfalls keinen Hehl daraus, dass sie sich unabhängige Forschung wünschen würden und eine größere Vielfalt an Herstellern statt Monopolisten wie Glaxo Smith Kline und Merck. 

„Der Film ist über Betrug beim CDC. Dem schlimmsten medizinischen Betrug in der Welt“, so Wakefield. Er scheut sich auch nicht, auf die Tränendrüse zu drücken, als einer seiner Anhänger anspricht, dass Wakefield seine Approbation in Großbritannien fälschlicherweise verloren habe. Der Zuhörer fragt darauf, wie es nun mit ihm weitergehe. Seine Approbation, die könne er nicht mehr wiedererlangen — er stehe jetzt nur hier wegen dem Wohl der Kinder.


Was soll man nun dazu sagen? Nur kurz: Die Haltung der Ärzte – vom Vertreter des anthrophosophischen Kinderkrankenhauses Witten-Herdecke hätte ich allerdings noch Schlimmeres erwartet – kostet mich wieder mal einige Nerven. Das Gerede von einer „individuellen Impfentscheidung“ ist blanker Unsinn und folgt auf gefährliche Weise einem Narrativ der anthroposophischen Szene. Allenfalls bezogen auf die Wahl des Impfzeitpunktes macht das Sinn, auch dann nur in Absprache mit dem Impfarzt, aber sonst spielt das so platt hingeworfene Statement nur den Impfgegnern in die Hände. Beispielsweise dem unsäglichen Martin Hirte, der genau darauf herumreitet und auch einer bestimmten „Ärzte“-Vereinigung.

Zudem war selbst der Essener Amtsarzt offenbar nicht informiert darüber, dass die CDC-Geschichte längst komplett erledigt ist und der im Film akustisch vorgestellte „Whistleblower“ sich von alledem längst distanziert hat. Unabhängige Forschung? Kein Gebiet der Medizin ist umfassender und auch unabhängiger erforscht als der Bereich Impfungen, jedenfalls der Bereich derjenigen, die zu den Standard-Impfempfehlungen gehören. (Nebenbei, was mir gerade so einfällt: Fahren Impfgegner auch in hochkritische tropische Länder, ohne die Impfempfehlungen gegen die dort grassierenden Krankheiten zu befolgen?). Und das von ärztlicher Seite. Zudem garniert mit dem beliebten “antikapitalistischen” Seitenhieb auf die “großen Hersteller”. Kein Gedanke an Dinge wie Patenthaltung und Entwicklungskosten. Ob die Ärzte wissen, was eine Standard-MMR-Impfdosis kostet? Kann man hier nachlesen. Zweifellos eine Riesengeschäftemacherei! Meine Herren Ärzte, schon mal drüber nachgedacht, was für Geschäfte die Pharmaindustrie wohl machen würde, wenn nicht geimpft würde?

Und eine Medizinjournalistin zieht aus zwanzigjähriger Tätigkeit die Erfahrung, dass die Datenlage bei Impfungen “sehr schwierig und dünn” sei? Bitte …?

Alles in allem also: Schwach. Sehr schwach. Außerordentlich schwach. Von allen Seiten. Fast könnte man meinen, der Causa sei im Vorfeld von den Kritikern zu viel Ehre zuteil geworden. Aber nur fast.

By the way: Die Kartenkontrollen wurden gestern abend von bulligen Sicherheitskräften eines privaten Dienstes durchgeführt. Klar, die Wakefield-Fans mussten ja vor den gewaltbereiten antidemokratischen Antifa-Impffaschisten geschützt werden. Einerseits fühle ich mich verhöhnt, andererseits aber auch belustigt. Und die Ortspresse hat nichts anderes zu berichten, als dass es wegen der Sicherheitsmaßnahmen nicht zu Krawallen gekommen sei, von Seiten der bösen Wakefield-Gegner, klar.

Nun ist aber gut.