Eigenes Bild – Dubium C30 by GWUP

Wenn die Wirkungszunahme durch Potenzierung wahr wäre…

… dann würde eine Plörre aus viel Wasser und dem restlichen Kaffeemehl aus der Dose weitaus anregender wirken als ein doppelter Espresso (ja, ja, meinetwegen auch mit Schütteln oder Schlagen des Filters auf einen Lederbuchrücken).

Wenn das Simileprinzip (Ähnliches heilt Ähnliches) zuträfe…

… dann müsste man akute Vergiftungen mit noch mehr Gift heilen können.

Wenn die Arzneimittelprüfung am Gesunden eine funktionierende Methode wäre…

… dann müsste es Mittel geben, die im Rahmen der Arzneimittelprüfung auch Dinge wie Tumorerkrankungen, Diabetes, endokrinologische Fehlfunktionen, aber auch Dinge wie Platzwunden und Infektionen durch die Einnahme von potenzierten Prüfstoffen hervorrufen würden. Nebenbei, würde man solche Arzneimittelprüfungen wirklich durchführen wollen? Und womöglich das RIsiko eingehen, ein falsches Mittel zu verabreichen, das dann nicht heilt, sondern Symptome hervorruft?

Wenn die Homöopathen die erklärte Absicht Hahnemanns, eine Arzneimittellehre zur Behandlung von Krankheiten zu schaffen, ernst nehmen würden… 

… dann würden sie nicht Dinge wie homöopathische Prophylaxe und Nosoden”impfung” praktizieren.

Wenn die Homöopathen das Prinzip einer Korrektur der verstimmten geistigen Lebenskraft des Patienten durch die geistige Kraft der potenzierten Mittel ernst nehmen würden…

… dann würden sie mit den krampfhaften Bemühungen aufhören, per “homöopathischer Grundlagenforschung” doch irgendwie noch einen materiellen Wirkungsnachweis zu erbringen. (Im Grunde nehmen sie die „geistige Arzneikraft“ ja völlig ernst, denn sie geben ja offen zu, dass in Hochpotenzen nichts Materielles wirken kann – schönen Gruß an die Grundlagenforscher!)

Wenn die Homöopathen die Forderungen Hahnemanns zur Arzneimittelprüfung (die genaueste Erfassung aller Symptome -bei der Arzneimittelprüfung- bzw. aller Befindlichkeiten des Patienten -bei der Therapiefindung- ernst nehmen würden…

… dann gäbe es so einen Unsinn wie Tierhomöopathie nicht.

Wenn die Homöopathie eine “ganzheitliche Methode” wäre…

… dann würden die Homöopathen nicht ausschließlich mit Symptombildern anstelle von Krankheiten arbeiten, sondern sich mit dem Krankheitsbegriff und mit Ätiologie beschäftigen.

Wenn Symptome ein untrügliches Zeichen für eine bestimmte Erkrankung wären…

… dann wäre die Symptomatik einer Erkrankung völlig unabhängig vom Patienten, seinem Allgemeinzustand und seiner Vorgeschichte, was jeglicher medizinischer Erfahrung widerspricht. Einerseits wären Differenzialdiagnosen überflüssig, andererseits könnte man keine zwei Erkrankungen unterscheiden, die in bestimmten Stadien gleiche Symptome zeigen, aber unterschiedliche Behandlung erfordern.

Wenn die Homöopathie “Naturmedizin” wäre…

… dann würde sie nicht Stoffen wie Graphit, Schwefel, Plutonium, Berliner Mauer, Arsen, Blei und Chlor “Heilkräfte” zuschreiben und nicht zudem noch erhebliche Mühe darauf verwenden, diese Stoffe aus ihren Mitteln herauszuverdünnen.

Wenn die Homöopathen hinsichtlich ihrer wirtschaftlichen Interessen ehrlich wären…

… dann würden sie selbst nicht so tun, als gehe es um den ultimativen Überlebenskampf gegenüber Big Pharma, deren Teil sie selbst sind.

Wenn homöopathisch überzeugte studierte Ärzte selbstkritischer wären…

… würden sie die Unvereinbarkeit der homöopathischen und der wissenschaftlich-evidenzbasierten Methode erkennen und die eine oder eben die andere Konsequenz ziehen.

Wenn die Homöopathieszene kritik- und diskursfähig wäre…

… das Leben könnte so schön sein. Ach ja.


Nur so ein paar Gedankensplitter ohne Anspruch auf Vollständigkeit.


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