FAZ Newsletter vom 01.10.2025

Die Stimmung im Land ist schlecht. Das hat die Regierung erkannt, immerhin. Und wie reagiert man auf schlechte Stimmung in der Bevölkerung? Mit einer Klausur. Zwei Tage Berlin, Herbstlaub, Flipcharts, und die Hoffnung, dass sich die Laune bessert, wenn man sie nur ordentlich protokolliert.

Man nennt das dann „Herbst der Reformen“. Klingt nach Laubbläser und Kabinettsbeschluss. Die Bevölkerung? Bleibt draußen. Die Stimmung? Wird intern erkundet. Vielleicht mit einem PowerPoint über „gefühlte Unzufriedenheit“.

Die große Koalitions-Klausur

Man trifft sich also zur Klausur. Nicht etwa im Lande draußen, sondern in Berlin. Nicht etwa mit Bürgern, sondern mit sich selbst. Man denkt nach. Man denkt nach über die schlechte Stimmung. Und man denkt nach, wie man sie verbessern könnte. Vielleicht mit einer neuen Kommunikationsstrategie. Vielleicht mit einem neuen Logo. Oder mit Freibier? Vielleicht mit Friedrich Merz. Der dem Vernehmen nach über eine „Ruckrede“ an das schlecht gestimmte Volk nachdenkt.

Friedrich Merz als Stimmungsaufheller?

Denn wenn einer weiß, wie man Stimmung macht, dann doch wohl Friedrich Merz. Seine Ruckreden sind legendär. Sie rucken, sie poltern, sie entgleisen. Wenn die Stimmung im Land ohnehin fragil ist, hilft nur eins: ein rhetorischer Vorschlaghammer. Merz als Stimmungsaufheller ist wie ein Zahnarztbesuch gegen Migräne – laut, unangenehm, und am Ende tut’s woanders weh.

Was man auch tun könnte

Man könnte natürlich auch mal rausgehen. In Wahlkreise. In Bürgerversammlungen. In Wartezimmer, auf Bahnhöfe, in Schulen. Man könnte zuhören. Man könnte erklären. Man könnte Verantwortung zeigen. Aber das wäre ja Kommunikation. Und die ist bekanntlich schwierig.

Fazit

Die Stimmung im Land lässt sich nicht in einer Klausur heilen. Sie ist kein Tagesordnungspunkt, kein Excel-Diagramm, kein PR-Problem. Sie ist ein Resonanzphänomen. Und wer sie verbessern oder auch nur verstehen will, muss sich zeigen. Nicht auf dem Podium, sondern im Alltag.