
Wie Meta die Selbstbestimmung seiner Nutzer systematisch untergräbt
Manchmal reicht ein banaler Vorgang, um den Kontrollverlust greifbar zu machen. Im vorliegenden Fall: die versuchte Reaktivierung eines früher verknüpften Facebook-Profils – ursprünglich als zusätzlicher Zugang im eigenen Meta-Konto angelegt. Nach Deaktivierung wollte ich das Profil reaktivieren. Doch: Kein Zugangspunkt in den Einstellungen. Keine Option. Keine Reaktion auf Anfragen. Stattdessen ein Labyrinth aus Menüpunkten, Pseudo-Hilfeseiten und Kontaktformularen, die ins Leere führen.
Willkommen in der neuen Meta-Welt: einem System, das sich bewusst der Nutzerkontrolle entzieht.
Verwirrspiel als Strategie
Was auf den ersten Blick wie Unfähigkeit der Systemarchitekten wirken könnte, ist längst Prinzip. Meta ändert Oberflächen, Begriffe, Menüs und Pfade in einem Tempo, das gezielte Hilfe nahezu unmöglich macht. Externe Anleitungen veralten binnen Wochen, interne Hilfeseiten verweisen auf Funktionen, die nicht mehr existieren. Was bleibt, ist das Gefühl, der Plattform ausgeliefert zu sein – selbst bei simplen Anliegen.
Die KI-Widerspruchsfarce
Jüngstes Beispiel: die angeblich mögliche Option, der Nutzung der eigenen Inhalte durch Metas KI zu widersprechen. Tatsächlich endet der Link in einer Login-Schleife oder bleibt völlig folgenlos. Der rechtlich erforderliche Widerspruch wird formal angeboten – praktisch aber sabotiert. Es ist eine zynische Umkehrung der Einwilligungslogik: Wer sich verweigern will, muss Hürden nehmen, die kaum jemand überwindet.
Was wird da eigentlich trainiert?
Das eigentliche Problem aber liegt tiefer. Meta füttert seine KI ausgerechnet mit Inhalten aus einem sozialen Raum, der für seine algorithmische Erregungsspirale, seine Polarisierung und seine häufige Faktenferne bekannt ist. Dieser Output wird zum Trainingsmaterial – inklusive Rants, Hate Speech, Agitation, Desinformation. So entsteht eine KI, die nicht aus Erkenntnis, sondern aus Empörung lernt. Wer um Himmels Willen wird deren Output nutzen? Denken wir besser nicht darüber nach.
Wer differenziert argumentiert, wird derweil mit Sackgassen, Hürden und Ignoranz abgespeist.
Digitale Selbstermächtigung? Fehlanzeige.
Facebook präsentiert sich längst als öffentlicher Raum, bleibt aber ein privatwirtschaftlicher Ort, der seine Regeln selbst schreibt, durchsetzt und verschleiert. Die Nutzer sind Gäste ohne Rechte – und jede Option zur Selbstverwaltung wird zum Rätselspiel degradiert.
Die Utopie vom freien, partizipativen, aufklärenden Internet ist von einer neuen Realität eingeholt worden – geprägt von Plattformmacht, Blackbox-Algorithmen und einer digitalen Architektur, die nicht auf Teilhabe, sondern auf Retention und Kontrolle zielt.
Was einst als Infrastruktur des Wissens begann, wird heute zunehmend zur Infrastruktur der Irreführung.
Nicht durch Zensur, sondern durch Ablenkung, Intransparenz und Usability-Barrieren, die den Nutzer entmündigen, ohne es ihn merken zu lassen.
Es wird Zeit, sich das bewusst zu machen. Und die eigenen Inhalte dort, wo möglich, zu reduzieren. Und ich bin nicht bereit, den schleichenden Verlust digitaler Selbstbestimmung einfach so hinzunehmen. Auf meinem Blog bin ich immerhin noch Herr des Geschehens.