Ein viel gebrauchtes Argument der homöopathischen Fraktion ist, dass die Methode ja von approbierten Ärzten auch in nicht unerheblichem Umfang angewendet werde. Woraus man bitte doch auf die Seriosität der Homöopathie zurückschließen möge, denn die Ärzte als akademisch-wissenschaftlich ausgebildete Fachleute würden das doch niemals, niemals tun, wenn sie nicht zutiefst von ihrer Richtigkeit und Evidenz überzeugt wären.
Gewisse Zweifel an dieser Konklusion hatte ich ja schon immer. Insofern fand ich es interessant, dass bei der Studiendatenbank PubMed eine Publikation eingestellt wurde, die sich genau mit diesem Thema befasst: “Beliefs, endorsement and application of homeopathy disclosed: a survey among ambulatory care physicians”, also “Glaube, Befürwortung und Anwendung der Homöopathie: Eine Umfrage unter Ärzten im ambulanten Bereich”.
Und was steht da so drin?
Befragt wurden alle Ärzte, die im Jahr 2015 im Schweizer Kanton Zürich ambulant tätig waren (n = 4072). Es ging um folgende Fragestellungen:
Zusammenhang der Verordnung von Homöopathie mit medizinischen Fachgebieten;
Welche Absichten mit den Verordnungen verfolgt wurden;
Inwieweit ergaben sich Übereinstimmungen mit bestimmten Einstellungen;
Ansichten zur Homöopathie einschließlich Erklärungsmodelle,
Bewertung der Evidenzbasis der Homöopathie;
Annahme der Eignung von Homöopathie bei bestimmten Indikationen,
Erstattungsfähigkeit der homöopathischen Behandlung durch die gesetzlichen Krankenkassen?
Die Teilnahmequote betrug 38%, das Durchschnittsalter 54 Jahre. 61 % der Befragten waren männlich. Bei 40 % handelte es sich um internistische Allgemeinärzte.
23% der Befragten verordneten Homöopathie mindestens einmal jährlich. Schwerpunktmäßig waren an medizinischen Fachgebieten besonders an den Verschreibungen die Bereiche Allgemeinmedizin (keine Spezialisierung), Pädiatrie und Gynäkologie/Geburtshilfe beteiligt.
Von den Verordnungen waren nur 50 % eindeutig dazu bestimmt, spezifische homöopathische Wirkungen hervorzurufen, nur 27 % der Verschreibenden hielten sich strikt an die homöopathische Verschreibungslehre (was ist das?) und nur 23 % glaubten, dass es wissenschaftliche Beweise für eine Wirksamkeit der Homöopathie gibt. Die Sicht auf die Homöopathie als Placebo-Methode fand die stärkste Zustimmung unter den Verordnern (!) und auch den Nichtanwendern (63% bzw. 74% Zustimmung). Eine Erstattung homöopathischer Heilmittel durch die gesetzliche Krankenversicherung wurde von 61% aller Befragten abgelehnt (was immerhin im Hinblick auf die momentane Gesetzeslage in der Schweiz bemerkenswert ist).
Die Autoren kamen zu dem Schluss, dass medizinische Fachgebiete die Homöopathie mit deutlich unterschiedlicher Häufigkeit anwenden und nur die Hälfte der Verordnungen dazu bestimmt war, homöopathie-spezifische Wirkungen erzielen zu wollen. Darüber hinaus erkennt die Mehrheit der Verordner (!) an, dass die Wirksamkeit der Homöopathie nicht bewiesen ist und misst ihren traditionellen Prinzipien wenig Bedeutung bei.
Bestimmte medizinische Spezialgebiete (wen wundert es, dass es sich dabei um Pädiatrie und Gynäkologie/Geburtshilfe handelt?) und die damit verbundenen Anforderungen der Patienten, aber auch die Offenheit der Ärzte gegenüber Placeboeingriffen können bei homöopathischen Verschreibungen eine Rolle spielen. Die ärztliche Fortbildung sollte daher nicht nur die Evidenzgrundlage der Homöopathie, sondern auch ethische Dilemmata mit Placebo-Interventionen thematisieren. Sehr richtig!
Man darf hiernach sicher festhalten, dass von einem Rückhalt der Homöopathie in der Ärzteschaft zumindest bei dieser Untersuchung keine Rede sein kann. Allerdings gibt es trotz dieses irgendwie ermutigenden Ergebnisses immer noch zu viel davon. Beispielsweise konzentriert in der Mitgliederschaft des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte, was die Ärztekammern in die Lage versetzen könnte, Fortbildungen sehr gezielt anzubieten.
In a mirror universe, from our perspective, time may run backwards from the Big Bang. Image credit: NASA / WMAP Science Team
Dieser Beitrag erschien zuerst auf dem Blog „Die Erde ist keine Scheibe“ und wird hier in leicht überarbeiteter Form wiederveröffentlicht.
Aus uralten Zeiten …
Da gibt es eine Geschichte, über 200 Jahre alt. Ein Gedankengebäude zur Medizin, eines unter vielen der damaligen Zeit. Diese Geschichte gewann ein gewisses Renommee, da sie viele Fehler bisheriger Methoden vermied und deshalb fälschlicherweise für „richtig“ gehalten wurde. Ihre Grundlagen waren aber eine Mischung aus vorwissenschaftlichen, teilweise mystischen Überlieferungen, garniert mit Hypothesen, die aber nicht mehr taten, als eine verführerische Schlüssigkeit und Einfachheit des Systems vorzugaukeln. Natürlich – wir sprechen von der Homöopathie.
Titelblatt des „Anti-Organon“ von 1825 (gemeinfrei)
Dieses Gedankengebäude konkurrierte zu seiner Zeit mit anderen, ähnlichen und ganz verschiedenen, und insbesondere mit der „überkommenen“ medizinischen Lehre, der „heroischen Medizin“ (so bezeichnet, weil es galt, diese zu überleben) auf der Basis der Humoralpathologie (der Vier-Säfte-Lehre nach Galen). Es gab zur ersten Blütezeit der Homöopathie schon ein erstes Wetterleuchten wissenschaftlicher Methodik am Horizont und damit eine ganze Reihe von kritisch eingestellten Menschen, die versuchten, der Methode auf den Zahn zu fühlen. Wobei sich schon zu Lebzeiten des „Erfinders“ der Homöopathie rein empirisch (also auf vergleichender Beobachtung beruhend) zeigte, dass Zweifel wohl mehr als angebracht waren. Ja, es gab auch schon gewichtige Stimmen, die den fehlenden inneren Zusammenhalt der Methode, also ihre innere Widersprüchlichkeit, ebenso wie viele Unvereinbarkeiten mit Erfahrungstatbeständen, die äußere Widersprüchlichkeit, darlegten. Das bedeutendste Werk dieser Art war wohl das „Anti-Organon“ von Johann Christian August Heinroth (1825)1, das eine umfassende Widerlegung zu Hahnemanns Lehre schon aus damaliger Sicht vorlegte und viele Erkenntnisse neuzeitlicher Homöopathiekritik vorwegnahm.
Deshalb erreichte die Methode auch nie den Status einer lege artis, einem durchweg anerkannten „Stand der medizinischen Kunst“, ja, es gab sogar behördliche Verbote. Wobei nicht verschwiegen werden soll, dass die Anhängerschaft durchaus zahlreich war, sie folgten ihrem Vordenker, der übrigens in aller Konsequenz dogmatisch auf der Bewahrung aller Einzelheiten seines Lehrgebäudes bestand, bedingungslos. Warum diese Gefolgschaft? Sicher wegen der Abkehr von den rabiaten bis schädlichen Methoden der heroischen Medizin, zudem war die schlichte Sicht auf Symptome statt auf komplexe Krankheiten für den Laien verführerisch, ferner das Versprechen, mit den Symptomen die Krankheit zu beseitigen. Zweifellos auch wegen der Einfachheit homöopathischer Medizin (damals gab es etwa 70 Mittel und das wars dann) und deren Herstellung, die Bequemlichkeit der Anwendung – das berühmte „sanft, natürlich und nebenwirkungsfrei“, das ja auch heute noch seine Anziehungskraft entfaltet. Man wird das aus damaliger Sicht durchaus nachvollziehen können. Aber:
Fiat lux
Gar nicht so lange nach dem Auftreten der Homöopathie, etwa ein halbes Jahrhundert danach und nicht lange nach dem Tode Hahnemanns, kam es zu einem Paradigmenwechsel in der medizinischen Profession. Ein Paradigmenwechsel ist ein grundlegender Umsturz, eine Wende um 180 Grad in den bisherigen Grundlagen einer Wissenschaft. Ein Paradigmenwechsel kann nur geschehen, wenn nicht mehr zu übersehen ist, dass sich die Faktoren häufen, die gegenüber der bisher herrschenden Lehre einen Dammbruch erzwingen. Der Wissenschaftstheoretiker Thomas S. Kuhnspricht denn auch von einer „Krise“ einer alten Lehre, die durch eine starke „Häufung“ von „Anomalien“ zu einer „wissenschaftlichen Revolution“ mit Ersatz des alten Paradigmas „inklusive zentraler Begriffe“ münde2. Also nicht eine Revision in einem oder mehreren Einzelpunkten, sondern in der Ablösung eines kompletten Lehrgebäudes bzw. von dessen grundlegenden Prämissen.
Diese „kopernikanische Wende der Medizin“, dieses „fiat lux“ war in den 1850er Jahren der Durchbruch zu einem wissenschaftlichen Konzept, das die Bedeutung des zellulären Aufbaus für die Lebensfunktionen und damit auch für Krankheit und Gesundheit des Organismus belegte. Vorbei war die Zeit der Humoralpathologie, der Lehre vom „Gleichgewicht der vier Körpersäfte“, vorbei erst recht die Vorstellung Hahnemanns von einer „geistigen Lebenskraft“ als einem belebenden „Vitalismus“ in einem amorphen, nicht aus eigener Funktion heraus belebten Körper (die Leugnung des Vorhandenseins von „Krankheiten an sich“ im homöopathischen Lehrgebäude ist ein tiefer Ausdruck dieser Vorstellung).
Rudolf Virchow – Der Etablierer der Zellularpathologie Credits: Famous Scientists. famousscientists.org. 15 Oct. 2015. Web. 10/24/2017 <www.famousscientists.org/rudolf-virchow/>
Die Zellularpathologie trat ihren Siegeszug an, der uns bis zu den heutigen Ergebnissen moderner Medizin geführt hat. Der Weg für eine Lehre von Krankheitsentstehung und -verlauf, die Ätiologie, war frei. Bald kamen Bakteriologie und Virologie dazu, später die Endokrinologie (die Lehre von der hormonellen Steuerung) und bis heute immer weiter differenzierende Teilgebiete. Die Grundlagen aber, die beim Paradigmenwechsel Mitte des 19. Jahrhunderts gelegt wurden, haben bis heute Bestand und bewähren sich täglich – damit war die Medizin zu einer „Wissenschaft des sicheren Ganges, die sich ihrer Grundlagen sicher ist“ im Kant’schen Sinne geworden und hatte das „blinde Herumtappen“ hinter sich gelassen. Vor allem aber war nun die Möglichkeit gegeben, aus rein empirischen Beobachtungen auf der Grundlage der anatomischen und physiologischen Erkenntnisse allgemeingültige Schlüsse zu ziehen – und umgekehrt frühere Fehlannahmen zu verwerfen, weil sie mit dem gewonnenen Erkenntnisbild nicht zu vereinbaren waren. Dies besiegelte das Schicksal nahezu aller vorwissenschaftlicher Methoden.
Scheintod und Wiederbelebung
Um die Wende des 19. zum 20. Jahrhundert war die Bedeutung der Homöopathie denn auch deutlich hinter die Erkenntnisse und Errungenschaften der sich entwickelnden wissenschaftlichen Medizin zurückgefallen, ungeachtet dessen, dass es hier und da durchaus homöopathische Praxen und auch Kliniken gab. Rudolf Virchow selbst war der Homöopathie zeitlebens deutlich entgegengetreten. Die Methode als solche wurde von den meisten Medizinern im Grunde gar nicht mehr zur Kenntnis genommen. Eine in den 1920er Jahren eingerichtete homöopathische Fakultät an der Berliner Universität überlebte nur überschaubare Zeit und wurde wegen „nachgewiesener Erfolglosigkeit“ geschlossen. Mit der Zeit des Dritten Reichs schien zunächst noch einmal die Zeit der Homöopathie gekommen, mit der Aussicht, sie als spezifisch deutsche Medizin als Gegenpol zu einer „jüdisch geprägten Schulmedizin“ etablieren zu können. Den Untersuchungen, die das Reichsgesundheitsamt über mehrere Jahre hinweg dazu durchführte, war jedoch ein teils spektakuläres Scheitern beschieden. Die Kriegswirren setzten dem ein Ende, so dass es zu einer systematischen Publikation der Ergebnisse nicht mehr kam, sie sind aber recht umfassend und vor allem unmissverständlich im sogenannten Donner-Bericht zur Homöopathie dokumentiert (durch Fritz Donner, einem damals führenden Homöopathen, der sich nach dem Krieg völlig von der Methode abwandte).
Ab dem Ende der 1960er Jahre entstand ein Trend, der die Homöopathie -dann unter der Führung von Frau Dr. Veronika Carstens, der Ehefrau des damaligen Bundespräsidenten- als etwas ganz Neues etablierte: Als sanfte, nebenwirkungsfreie Blümchenmedizin mit dem Image des Reinen und Natürlichen, gewollt in eine scheinbare Identität mit Naturheilkunde hinübergleitend (mit der sie nichts zu tun hat). Die Heilpraktikerszene bemächtigte sich der Homöopathie endgültig, auch, um sich deren positives Image als pseudoseriöses Aushängeschild für ihre sinn- und nutzenfreien Methoden außerhalb der evidenzbasierten Medizin nutzbar zu machen – dies geschieht bis heute. All das wurde noch gekrönt von der Adelung als eine der „besonderen Therapierichtungen“ durch den Gesetzgeber (Arzneimittelgesetz 1978) mit dem wirklich unfassbaren Privileg, keinen Wirkungsnachweis erbringen zu müssen – das Ergebnis der Bemühungen einer kleinen, aber einflussreichen Parlamentariergruppe, die aus dem Umfeld der Anthroposophie kam. Noch in den 1990er Jahren wurde das so etablierte irrationale System „mehrerer Medizinen“ kaum hinterfragt und in unangebrachter Toleranz sogar von Ärztefunktionären mit dem Euphemismus „Dualität in der Medizin“ bedacht und sogar 1997 noch zusätzlich im Sozialrecht (SGB V) etabliert. Eben in diesen Jahren setzte aber in der Medizin ein Umdenken ein, das immer klarer werden ließ, dass ein öffentliches Gesundheitswesen nur auf der Grundlage streng nachgewiesener Wirkungen und Plausibilitäten -der Evidenzbasierung- sinnvoll, wirtschaftlich und nachhaltig sein und ethisch gegenüber dem Patienten gerechtfertigt werden kann. Nicht zuletzt an den Auseinandersetzungen mit der Homöopathie seitdem, ihrer wissenschaftlichen Betrachtung und der Publizierung der daraus resultierenden Ergebnisse ist dieser Wandel konkret geworden. Dies ist der Erkenntnisstand heute – dem die Realität aber keineswegs entspricht.
Game over
Wir sind längst an einem Stand des Erkenntnisgewinns angekommen, eines weltweit vielfach verifizierten und dabei ebenso vielfach bestätigten Erkenntnisgewinns, dass man das Festhalten an der homöopathischen Lehre nur noch als Realitätsleugnung bezeichnen kann, als den Aufenthalt in einem Paralleluniversum. Die Verteidigungsversuche der homöopathischen Fraktionen beginnen Formen des Grotesken anzunehmen. Hochangesehene wissenschaftliche Gremien mit Spitzenwissenschaftlern von internationalem Format werden mit Diskreditierungsversuchen überzogen; ihnen wird böswillig-selektive Darstellung vorgeworfen; die Detailvorwürfe der Homöopathen sind alle längst widerlegt, werden aber trotzdem ständig wiederholt; es werden „Studien“ vorgelegt, bei denen beim besten Willen kein positives Ergebnis für die Homöopathie herausgelesen werden kann und diese als ultimative Beweise für die Methode dargestellt, scheinwissenschaftliche Nebelbomben gibt es zuhauf (bereits Prokop u. Prokop schrieben Ende der 1950er Jahre von den „gescheiterten wiederholten Versuchen, durch Angleichung der homöopathischen Systeme an die Schulmeinungen allgemeine Anerkennung zu erlangen“3) und auch die neueren Versuche, in wissenschaftstheoretischen Überlegungen einen „sicheren Grund“ zu gewinnen, sind nichts anderes als ein Rufen im Wald, das allenfalls die eigene überzeugte Anhängerschaft erreicht.
Nein, es ist längst vorbei mit der Homöopathie als einer irgendwie ernstzunehmenden medizinischen Methode. Das Verdikt der weltweiten Wissenschaftsgemeinde ist längst gesprochen – bestätigt von den führenden staatlichen und nichtstaatlichen Wissenschaftsorganisationen. Und nein, es geht dabei nicht um „Meinung“. Es geht um Fakten, um die Anwendung der rationalen Standards, ohne die unsere moderne Gesellschaft in vorwissenschaftliche Zeiten zurückfallen würde. Es erhebt ja auch niemand den Anspruch, das World Wide Web durch Telepathie abzulösen. Es gibt nichts mehr zu diskutieren in dieser Sache. Es gilt „nur noch“, den immer gleichen Desinformationen der pseudomedizinischen Szene entgegen zu treten, der Pseudomedizin ihre Verankerung im kollektiven Bewusstsein, ihre „soziale Reputation“ streitig zu machen. Nicht nur im Dienste einer wohlverstandenen und unverzichtbaren Rationalität, sondern auch als Beitrag zum demokratisch-gesellschaftlichen Diskurs.
Paralleluniversum
Und trotzdem – das pseudowissenschaftliche Paralleluniversum existiert, dominiert zwar von der Galaxie der Homöopathie, aber umgeben von einer Unzahl an unsinnigen bis gefährlichen Heilsversprechen. Ständig entstehen – um beim Bild des Universums zu bleiben – wie Sterne aus Gas aus Unwissen und Selbstüberschätzung neue „Methoden“ – und auch neue „Krankheiten“– in diesem Universum der Beliebigkeit. Vom Gesetzgeber unbehelligt bis geadelt und damit dem Publikum als vertrauenswürdig vorgeführt, gefällt sich dieses nahezu unangefochtene Universum in abgrundtiefer Selbstüberschätzung und kultiviert vielfach auch noch eine demonstrativ zur Schau gestellte Verachtung der „Schulmedizin“. Wie die Homöopathie die inhaltliche Verkörperung dieses Paralleluniversums ist (mit pseudomedizinischen Heilslehren aller Art im „Schlepptau“), ist es der Heilpraktikerstand personifizierte (wobei wir die Mitglieder der Ärzteschaft nicht unterschlagen wollen, die sich ebenfalls dazu verstehen, Pseudomedizin zu praktizieren). Dazu passt immerhin, dass die moderne Astrophysik Paralleluniversen für möglich hält, bei denen die Zeit rückwärts abläuft …
Wie lange will der Gesetzgeber der Diffamierung ernsthafter Wissenschaft und der Herabwürdigung der Anstrengungen der Ärzteschaft und eines jeden, der die Mühen eines Medizinstudiums auf sich nimmt, durch die Existenz dieses Medizin suggerierenden Paralleluniversums noch zusehen?
Bremswege
Woraus folgt, dass man den Verantwortlichen in Politik und Gesundheitswesen nicht nur nahelegen, sondern abfordern muss, diesen in vieler Hinsicht unsäglichen Zustand zu beenden. Auch dort gewinnen die Argumente langsam lächerlichen Charakter. „Die Leute wollen es aber“ – im Ernst, Wunschmedizin vor Effizienz? Längst ist ein Stand erreicht, wo die Krankenkassen Konsequenzen ziehen und ihre Erstattungen per Satzungsleistung für Homöopathie von sich aus beenden müssten. Denn auch die Erstattung für Kosten der besonderen Therapieeinrichtungen unterliegen dem Gebot, dass sie „ausreichend, zweckmäßig und wirtschaftlich“ sein müssen, um erstattungsfähig zu sein. Wie aber sollte eine unwirksame Methode, die nur noch durch Behauptungen am Leben gehalten wird, ausreichend und zweckmäßig sein? Wirtschaftlich ist sie, wie eine aktuelle Studie (durchgeführt mit einer großen Krankenkasse) zum wiederholten Male gerade erst ergeben hat, auch nicht. Also – wo bleiben die Konsequenzen? Wo das Eingeständnis der Gesundheitspolitik, hier lange Zeit einer massiven Fehlentwicklung freien Lauf gelassen zu haben? Selbst wenn man das Problem jetzt angehen würde, bliebe immer noch ein langer Bremsweg wie beim berühmten Öltanker. Aber jeder lange Weg beginnt mit dem ersten Schritt. Und den Weg einzuschlagen ist, um mit einem vielbemühten, aber selten wirklich zutreffenden Begriff zu sprechen, hier wirklich alternativlos.
1Heinroth, Joh.Chr.Aug., Anti-Organon oder Das Irrige der Hahnemannischen Lehre im Organon der Heilkunst. C.H.F. Hartmann, Leipzig (1825) 2 Kuhn, Thomas S., Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen, Suhrkamp 13. Aufl. (1996) 3 Prokop, Otto u. Ludwig, Homöopathie und Wissenschaft, Ferdinand Enke, Stuttgart (1957)
Könnt ihr euch, liebe Leserinnen und Leser, vorstellen, dass man es manchmal einfach leid ist, immer wieder, entweder zum zighundertsten Mal auf die gleichen oder aber auf wieder neue unhaltbare Fantastereien der homöopathischen Szene einzugehen? Nicht nur auf diesem Blog. Ergebnis: Keinerlei vernünftiger Diskurs in Sicht.
Manchmal ist einem kaum noch bewusst (sollte es aber sein), dass man in Sachen Homöopathie speziell und Pseudomedizin allgemein eigentlich ein totes Pferd anhalten will und versucht, die Reiter vom Ableben ihres Transportmittels zu überzeugen. Sie simulieren aber lieber weiter vollen Galopp und wiehern dann eben selbst, notfalls keilen sie auch selbst aus.
Ich bin nun wirklich selbstkritisch genug, um mir selbst auch bei der Causa Homöopathie immer wieder die Frage vorzulegen, ob ich vielleicht selbst der Reiter eines toten Pferdes bin. Ich schaue mir immer wieder die in Varianten oder auch neu auftretenden Statements der Homöopathen genau an und tausche mich kritisch darüber aus. Ich habe schon viel zu viel in meinem Leben gemacht und erfahren, um dem Fehler des Einrichtens in einer Blase zu erliegen – bilde ich mir jedenfalls ein.
Tausendmal widerlegt, allein auf die Penetranz unhaltbarer, ständig wiederholter Behauptungen gestützt, aber mit zunehmender Gereiztheit agierend – ein treffendes Bild der Homöopathie-Anhänger hier und jetzt. Statt Diskurs über die sinnvollen Teile der Methode lieber eine Politik der verbrannten Erde mit bedingungsloser Fronthaltung gegenüber Kritik. Statt Einsicht in die Faktenlage lieber weiterhin “gescheiterte Versuche, durch Angleichung der homöopathischen Systeme an die Schulmeinungen Anerkennung zu erlangen” (Prof. O. Prokop schon 1958). Und wohl auch künftig ständige Versuche, das agnostisch-dogmatische System der Homöopathie mit einem Schleier von esoterisch angehauchter Scheinwissenschaftlichkeit zu umgeben.
Es gibt nur ein Phänomen bei der Homöopathie, das nicht mit Placebo und anderen Nebeneffekten erklärbar ist: Den Umstand, dass es sie noch gibt.
Die Homöopathie und ihre Szene kennen nur Selbstbestätigungsmechanismen, da wird dann auch schon mal selektiv in die wissenschaftliche Kiste gegriffen, wenn es zu passen scheint und Eindruck schindet. Die Wissenschaft ist unter dem Dach des ontologischen Rationalismus (also der Beschränkung der Phänomene der realen Welt) verkörperter kritischer Rationalismus, der als methodischen Goldstandard den Falsifikationismus Karl Poppers verwendet, also auf das glatte Gegenteil von Selbstbestätigung ausgelegt ist. Deshalb muss jeder Wissenschaftler damit rechnen, dass Humbug durch allein durch die wissenschaftliche Methodik über kurz oder lang entlarvt wird. Der Homöopath darf auf Beifall seiner Szene rechnen, egal was er zugunsten der Methode sagt. Etwas gegen die Methode zu sagen, auch nur Zweifel zu äußern, ist tabu, ja, löst massive Beißreflexe aus. Selbstbestätigung statt Selbstkritik. Allein damit entlarven sich die Homöopathen als zutiefst unwissenschaftlich.
Das musste mal raus.
Zum Schluss ist es mir aber noch ein Vergnügen, auf einen hervorragenden und glasklaren Artikel hinzuweisen, der zuerst im konkret-Heft 6/2017 erschienen und jetzt auch online bei “auf dem Nachttisch” verfügbar ist. Leseempfehlung hoch drei! Man beachte die Einleitung, dann versteht man die Verbindung zu diesem Beitrag hier.
… und da erscheint ausgerechnet auf einem Portal, auf dem bislang durchaus auch schon -sagen wir mal, zweifelhafte – Beiträge erschienen sind, eine Gesamtdarstellung der Homöopathie, die ich als höchst bemerkenswert bezeichnen würde. Erfreulicherweise ist eine kritische Haltung zur Homöopathie dort nicht zum ersten Mal zu finden – ich erinnere an das Gespräch mit Dr. Natalie Grams und Norbert Aust im September 2016.
Nur, um das nicht unerwähnt zu lassen: Niemand hat etwas gegen Naturheilverfahren, wie sie Thema der verlinkten Seite sind – vorausgesetzt natürlich, sie sind vernünftig und sinnvoll (die Homöopathie ist bekanntlich nichts von dem).
Wie erfreulich. Und wie sinnvoll, denn hier wird möglicherweise eine Leserschaft erreicht, die die direkten Informationsportale zur Pseudomedizin eher links liegen lässt.
Das macht Hoffnung. Großer Lesebefehl!
Nette Zusatzinformation: Der Autor des Beitrages, Dr. Utz Anhalt, hat versucht, den Zentralverein Homöopathischer Ärzte und auch den Verband Homöopathischer Heilpraktiker zum Thesenkatalog des Artikels zu interviewen. Wozu sie zunächst bereit waren, aber die Interviews dann verweigerten, nachdem sie den Fragenkatalog von Dr. Anhalt gesehen hatten…
Aus gegebenem Anlass stelle ich diesem Beitrag mal ein Zitat des guten alten Francis Bacon voran, einem der Vorreiter moderner Wissenschaft, der manches, was heute zum Standard des Wissenschaftsbegriffs gehört, vorwegnahm. Das Zitat stammt aus seinem 1621 erschienenen Hauptwerk “Novum Organum” (nach der Oxford-Ausgabe 1889):
“Wenn eine Überzeugung einmal feststeht, unternimmt der menschliche Verstand alles, immer zusätzliche Unterstützung und Bestätigung für sie zu gewinnen: Und obwohl zahlreiche zwingende Fakten dagegen sprechen können, beachtet er sie entweder nicht oder wertet sie ab oder stößt sie durch vorurteilsbehaftete unsachgemäße Umdeutung ab und weist sie zurück, viel eher, als dass er die Autorität seiner eigenen ersten Schlussfolgerungen opferte.”
Was ist der Anlass für dieses bemerkenswerte Zitat? Nun, für Bacons Erkenntnis gibt es ein höchst aktuelles Beispiel, das den homöopathisch orientierten Blätter- und Webseitenwald derzeit erheblich rauschen lässt. Der Zentralverein homöopathischer Ärzte berichtet:
“ Australische Homöopathie-Studie: „Eine Täuschung der Öffentlichkeit“
Berlin, 12. April 2017. Der Direktor des Londoner Homeopathy Research Institut (HRI), Dr. Alexander Tournier, erhebt schwere Vorwürfe gegen den staatlichen Forschungsrat Australiens und wirft ihm ‘Täuschung der Öffentlichkeit’ vor. Der Nationale Rat für Gesundheit und medizinische Forschung (National Health and Medical Research Council, NHMRC) hatte vor zwei Jahren eine Übersichtsstudie (Review) zur Homöopathie mit dem Ergebnis veröffentlicht, Homöopathie wirke nicht besser als Placebo. Diese Aussage ging auch in Deutschland durch viele Medien und wurde als ein Beleg für die angebliche Unwirksamkeit der Homöopathie angeführt. ‘Die Ungenauigkeiten im Bericht des NHMRC sind so extrem’, erklärt Tournier, ‘dass wir uns dazu entschlossen haben, eine gründliche Untersuchung durchzuführen, die die Hintergründe aufdeckt’. Das HRI hat eine Beschwerde bei einer offiziellen Commonwealth-Stelle eingelegt und aktuell erste Ergebnisse seiner Recherche veröffentlicht. ‘Es ist ungeheuerlich, dass mit derart verzerrten Daten weltweit politische Meinungsbildung betrieben wird“, sagt Cornelia Bajic, 1. Vorsitzende des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte (DZVhÄ)’. ” …
Donnerwetter. Jetzt sind wir schon bei politischer Meinungsbildung. Immerhin ist das Review der Australischen Gesundheitsbehörde die Referenz schlechthin, was die Beurteilung der Wirksamkeit von Homöopathie auf der Grundlage von Studienergebnissen angeht. Erst vor kurzem hat sich auch die Russische Akademie der Wissenschaften nach eingehender Prüfung das Ergebnis der Australier zu eigen gemacht. Zudem darf man auch deswegen ein wenig überrascht sein, weil gerade die Arbeit der Australischen Gesundheitsbehörde auf Studien beruhte, die die Britische Homöopathische Gesellschaft selbst als Referenzen anführt, unter Einbeziehung etlicher homöopathischer Autoritäten durchgeführt wurde und vor der endgültigen Veröffentlichung der gesamten homöopathischen Gemeinschaft Australiens für Kritik und Anmerkungen zur Verfügung stand. Was denn jetzt? Wer hat denn hier nicht aufgepasst?
Gemach. Überflüssig wohl, vorauszuschicken, dass selbst ein hundertprozentiger Wahrheitsgehalt dieser Behauptungen immer noch nicht zu einer Evidenz für die homöopathische Methode führen würde – sie widerspricht nun doch leider allzu sehr naturwissenschaftlichen Grundlagen. Aber Geduld gehört zu den Tugenden im Diskurs. Deshalb wollen wir einen näheren Blick auf diese Anschuldigungen ruhig riskieren.
Ombudsmann untersucht “fehlerhafte” homöopathische Studie
Veröffentlicht am Samstag, 15. April 2017 / von Edzard Ernst
“What Doctors don’t Tell You” (WDDTY, wo die Vorwürfe gegen die NHMRC zuerst publiziert wurden) hat schon öfter mit der Wahrheit auf Kriegsfuß gestanden (es folgen Verweise). Jetzt haben sie einen Artikel mit dem Titel “Ombudsman untersucht ‘fehlerhafte’ homöopathische Studie, die behauptet, dass die Methode unwirksam ist” veröffentlicht. Er greift in unzweideutiger Weise die “NHMRC-Erklärung über Homöopathie / NHMRC Informationspapier – Evidenz für die Wirksamkeit der Homöopathie zur Behandlung von Gesundheitsstörungen” aus dem Jahr 2015 an – von der ich mit guten Gründen denke, dass sie eine solide Bewertung der Homöopathie darstellt und die ich deshalb wiederholt auf meinem Blog herangezogen habe. Hier folgt, was WDDTY postuliert:
ZITAT ANFANG
Ein großer und einflussreicher Review zur Homöopathie kam zu dem Schluss, dass die umstrittene Therapie keine Wirksamkeit aufweist – aber das Review war derart mit Irrtümern und schlechter Wissenschaft durchsetzt, dass eine offizielle Ombudsmann-Untersuchung veranlasst wurde. [Gemeint ist der Ombudsmann für Beschwerden jeglicher Art bezüglich öffentlicher Angelegenheiten innerhalb des Commonwealth of Nations. Eine interessante Art und Weise, einen wissenschaftlichen Diskurs zu führen, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf.]
Weltweit berichteten die Medien, die Homöopathie sei Betrug, nachdem das National Health and Medical Research Council (NHMRC) im Jahr 2015 veröffentlicht hatte, dass “es keine medizinischen Indikationen gibt, bei denen eine zuverlässige Evidenz für die Wirksamkeit von Homöopathie existiert”.
Doch jetzt untersucht der Commonwealth-Ombudsmann die Verfahren, mit denen das Review der NHMRC durchgeführt wurde – nach Erhalt von Berichten über Ungenauigkeiten, Missachtung von Belegen und Interessenkonflikten.
Die Überprüfung wurde von der Australischen Homöopathischen Vereinigung (AHA) ausgelöst, unterstützt durch das homöopathische Forschungsinstitut (HRI), das begonnen hatte, die Review-Verfahren zu hinterfragen, nachdem mehrere solide Studien gezeigt hatten, dass Vorteile der Homöopathie übergangen worden waren.
Das NHMRC-Review-Team berücksichtigte willkürlich nur Studien, die mehr als 150 Probanden betrafen – und forderte Standards, die selbst bei Arzneimittelstudien nur selten zu erreichen sind. Aufgrund dieser Anforderungen reduzierte man die Anzahl der als qualifiziert [für das Review] angesehenen Studien auf nur fünf – von einem anfänglichen Pool von mehr als 1.800 einzelnen Untersuchungen [Unsinn – gemeint sind hier die Angaben des NHMRC in einer frühen Pressemitteilung von rd. 1.800 gesichteten Literaturbelegen und zusätzlich eingereichten Unterlagen, nicht Reviews bzw. Studien – die hieraus als verwertbar für das Projekt bewertete Zahl an Reviews betrug 57, diese wiederum bezogen sich auf 176 Studien, s. unten – Zusatz UE) – und keine von diesen zeigte dann eine Wirksamkeit der Homöopathie.
Einer der NHMRC-eigenen Rezensenten produzierte einen geheimnisvollen ersten Bericht, der noch nie veröffentlicht und trotz der Gesetze zur Informationsfreiheit nicht freigegeben wurde. [Ja und? Wenn überhaupt, war das eine Vorversion, so was soll es tatsächlich geben… VERSCHWÖRUNG!!! – Zusatz UE]
Ferner hat die AHA aufgedeckt, dass Prof Peter Brooks, Vorsitzender des untersuchenden NHMRC-Komitees, nie erklärt hat, dass er Mitglied der Anti-Homöopathie-Lobby-Gruppe “Friends of Science in Medicine” war. [Was nicht zutrifft. Prof. Brooks war nur kurzzeitig Mitglied dieser Gruppe und hat außerdem genau deswegen den Vorsitz des Ausschusses an Prof. Paul Glasziou abgegeben. – Zusatz UE]
Es gebe solide Studien, die eine Wirksamkeit der Homöopathie gegen Durchfall bei Kindern, Sinusitis und Heuschnupfen belegen – aber sie alle beinhalten weniger als 150 Probanden, erklärte HRI-Chef Rachel Roberts. “Die Öffentlichkeit hat ein Recht zu wissen, dass es qualitativ hochwertige Studien gibt, die eine Wirkung der Homöopathie für einige medizinische Indikationen belegen – Informationen, die nur wegen des irreführenden Umgangs des NHMRC mit der Beleglage untergegangen sind.”
Die Homöopathen stehen nicht allein in der Kritik der NHMRC-Überprüfung: Australiens unabhängiges Cochrane Center sagte, dass die Schlussfolgerungen des Reviews keine genaue Reflexion der Beleglage seien und ein zweiter Experte äußerte, er sei “sich nicht sicher über die endgültige Natur der Schlussfolgerungen des Berichts”.
ZITAT ENDE
Wie es eben so ist, stehe ich in Kontakt mit dem Hauptautor des kritisierten Berichts, Paul Glasziou, nicht zuletzt, weil er ein freundliches Vorwort für mein Buch Homeopathy – The Undiluted Facts geschrieben hat. Also haben in unserer Korrespondenz die neuesten Schmähungen von WDDTY diskutiert. Aufgrund dessen bin ich jetzt in der Lage, einiges geradezurücken (ich hoffe, Paul hat nichts dagegen):
ANMERKUNG 1: – Das NHMRC-Reviewteam legte willkürliche Parameter fest, nach denen nur Studien mit mehr als 150 Personen einbezogen wurden und setzte Standards, die selbst Arzneimittelstudien nur selten erreichen.
Die Wahrheit ist, dass der Bericht sich gar nicht auf einzelne Studien, sondern auf bereits vorliegende systematische Reviews von Studien bezieht [Das Review der NHMRC ist also ein Meta-Review] – Anm. UE]. Die 57 betrachteten systematischen Reviews umfassten 176 Einzelstudien, die 61 Indikationen umfassten: durchschnittlich etwa 3 Indikationen pro Studie. Aber einige Studien beinhalteten nur eine Indikation, und ein einzelner Versuch würde normalerweise natürlich nicht als vernünftige Grundlage für zuverlässige Schlussfolgerungen betrachtet werden. GRADE – der internationale Standard für die Beurteilung von Evidenzen – schlägt vor, “wenn Gruppengrößen kleiner als 400 sind, sollten Autoren und Leitfadenentwickler die darin liegende Ungenauigkeit bei der Bewertung berücksichtigen”. Daher wäre das Kriterium von 150 sogar wesentlich milder als die aktuelle GRADE-Richtlinie. [Ein starkes Entgegenkommen (!) gegenüber der Homöopathie – die eh immer wieder das Problem hat, kaum Studien mit der von GRADE eigentlich geforderten Größenordnung bereitzustellen. – Anm. UE]
ANMERKUNG 2 – Diese Anforderungen reduzierten die Anzahl der qualifizierenden Studien auf nur fünf – von einem anfänglichen Pool von mehr als 1.800 – und keine von ihnen zeigte, dass die Homöopathie wirksam war.
Das ist einfach nicht richtig. Der Bericht des NHRMC beinhaltet 57 systematische Reviews, die sich auf 176 Einzelstudien beziehen, nicht 5. Diese 176 Studien zu 61 Indikationen bildeten die Evidenzgrundlage für die Schlussfolgerungen des NHMRC-Berichts. [Insgesamt wurden 225 Arbeiten berücksichtigt, einschließlich der von Homöopathen zusätzlich im Rahmen der öffentlichen Auslegung eingereichten.]
ANMERKUNG 3 – Es gibt solide Studien, die zeigen, Homöopathie ist wirksam gegen Durchfall bei Kindern, Sinusitis und Heuschnupfen – aber sie alle beinhalten weniger als 150 Menschen, sagte HRI-Chef Rachel Roberts.
Der NHMRC-Bericht konzentrierte sich auf systematische Reviews, die alle Studien für individuelle Indikationen abdeckten. Angesichts des recht konventionellen p-Wertes von 0,05 [der p-Wert ist ein statistischer Wert, der für den Grad der Wahrscheinlichkeit steht, mit der angenommen werden kann, dass es sich um Zufallsergebnisse handelt]. würde man erwarten, dass eine von 20 Einzelstudien “falsch positiv” sei. Bei 176 Versuchen erwarten wir demnach etwa 9 “falsch positive” Ergebnisse. Aber systematische Reviews, die alle Studien für individuelle Indikationen kombinieren, reduziert dieses Risiko falsch positiver Ergebnisse. Die meisten nationalen Beweisprüfungsgremien fordern für eine Evidenz mehr als eine Studie, z. B. die FDA [Food and Drug Administration der USA] fordert zwei positive Studien, während viele andere gar keine einzelnen Studien, sondern bereits ein systematisches Review unter Einbeziehung von mindestens zwei Studien [für die Annahme eines Evidenznachweises] verlangen. Die Reproduktionsfähigkeit der Befunde ist offensichtlich ein Eckpfeiler der Wissenschaft.
ANMERKUNG 4 – Die Homöopathen stehen nicht allein in der Kritik der NHMRC-Überprüfung: Australiens unabhängiges Cochrane Center sagte, dass die Schlussfolgerungen des Reviews keine genaue Reflexion der Beleglage seien und ein zweiter Experte äußerte, er sei “unsicher über die endgültige Natur der Schlussfolgerungen des Berichts”.
Die Wahrheit ist, dass das Cochrane Center mit einer unabhängigen Überprüfung den gesamten Prozess der NHMRC-Untersuchung begleitet hat. Es kam zu dem Schluss, dass ‘insgesamt die aus dem Review gezogenen Schlussfolgerungen aufgrund der vorgelegten Evidenz gerechtfertigt erscheinen.’
Ende meines Plädoyers.”
Danke, Prof. Ernst.
Zum besseren Verständnis noch ein paar Anmerkungen meinerseits:
Sehen wir einmal von den offensichtlichen Unwahrheiten ab, die von den Homöopathen vorgetragen werden (Missdeutung der Untersuchungsbasis des NHMRC, unzutreffende Angaben zur Bewertung des Reviews durch Cochrane, völlig unsinnige und auch unzutreffende Hinweise auf “Interessenkonflikte”) –obwohl allein dies eigentlich die ganze Befassung mit dieser Geschichte schon obsolet machen würde. Auch mal abgesehen davon -wie oben schon erwähnt-, dass es mir sehr eigenartig vorkommt, dass neuerdings ein wissenschaftlicher Diskurs auf dem Wege einer Beschwerde beim Ombudsmann für Fehlleistungen öffentlicher Stellen, also dem öffentlichen Kummerkasten für Bürgerbeschwerden, ausgetragen wird. Aber ich vergaß – Frau Bajic wies ja ausdrücklich darauf hin, dass es um politische Meinungsbildung gehe. Also nicht um wissenschaftlichen Diskurs. Sorry.
Also: Die 176 über vorliegende Reviews einbezogenen Studien sind nur geringfügig weniger als die Zahl, die die British Homeopathic Society selbst an belastbaren Arbeiten führt – im Zeitpunkt der Studie waren dies 189. Es wurden keine Reviews / Studien vom NHMRC einbezogen, die von Homöopathen abgelehnt worden wären. Vielmehr kamen aufgrund der Öffnung der Studie für zusätzliche Hinweise noch Arbeiten hinzu, so dass der endgültigen Bewertung 225 Arbeiten aus 57 Reviews zugrunde lagen.
Schon die Projektierung des Reviews wurde vom australischen Cochrane Center überprüft, ebenso die tatsächliche Durchführung und die Einhaltung der Planungsvorgaben. Den Bericht haben im Entwurf mehrere Gutachter erhalten, die auf dem Gebiet der Komplementärmedizin selbst tätig waren. Die Stellungnahmen dieser Gutachter wurden mit dem Review veröffentlicht und können jederzeit nachgelesen werden. Danach wurde der Entwurf offengelegt und der gesamten homöopathischen Gemeinde Australiens ausdrücklich die Möglichkeit eingeräumt, Stellung zu nehmen und auch Arbeiten / Studien zu benennen, die nach ihrer Meinung berücksichtigt werden sollten – was auch geschah.
Angesichts dessen muss man sich schon fragen, welche Chuzpe bei AHA, HRI und WDDTY dazu führt, der australischen Behörde eine voreingenommene Studienauswahl vorzuwerfen, zu unterschlagen, dass es sich um ein Meta-Review und nicht um ein Review einzelner Studien handelte und dann auch noch mit falschen Zahlen zu operieren. Um nicht zu sagen, glatt zu lügen. Was der Zentralverein Homöopathischer Ärzte dann einfach aufgreift und verbreitet (und dabei auch noch falsch zitiert).
Es ist über die Ausführungen von Prof. Ernst hinaus auch noch einmal wichtig, zu verdeutlichen, dass es keineswegs zutrifft, Studien mit weniger als 150 Probanden seien außer Acht gelassen worden. Schon im Overview-Report des NHMRC kann man sich davon überzeugen, dass dies nicht wahr ist, dazu braucht man die fast 1.000 Seiten des unglaublich ausführlichen Reviews nicht komplett zu lesen. Ansonsten wäre es wohl kaum dazu gekommen, dass nahezu alle von der British Homoeopathic Society geführten Studien im Meta-Review erfasst sind.
Was den Hinweis auf die berühmten Studien mit angeblich echter Evidenz für die Homöopathie angeht (Anmerkung 3) – Prof. Ernst will mit seinen Ausführungen zur Signifikanz von Studienergebnissen verdeutlichen, dass einzelnen, zumal mit kleinen Probandengruppen durchgeführten Studien im Vergleich zu Reviews oder gar Meta-Reviews keine Bedeutung zukommen kann. Und dass jede Einzelstudie mindestens einmal unter gleichen Bedingungen reproduzierbar gewesen sein muss, bevor man sie überhaupt als relevant zur Kenntnis nehmen kann. Hier wird die Position der Homöopathen nochmals deutlich: Sie nehmen gern in Anspruch, auf Studienergebnisse nach ihrem Gusto zu verweisen, erkennen aber die wissenschaftlichen Standards für die Aussagefähigkeit solcher Studien nicht an. Es mutet schon sehr seltsam an, die Aussagekraft des größten Meta-Reviews, das je zur Homöopathie durchgeführt wurde, mit einzelnen (Klein-)Studien zu Durchfall bei Kindern, Sinusitis und Heuschnupfen (alles selbstlimitierende oder periodisch auftretende Gesundheitsstörungen) aushebeln zu wollen.
Das ist einfach grotesk. Dazu passt, dass das Ganze auch gleich noch mit Verschwörungstheorien garniert wird, indem eine nicht näher bezeichneter geheimnisvolle Arbeit eingeführt wird, die niemand kennt, da sie nie veröffentlicht wurde. Informationsgehalt: Null. Frage an die Homöopathie-Fraktion: Quelle dieser Information? Einzelheiten? Namen? Inhalte? Möglicherweise ist auch nur eine Vorversion gemeint, deren Nichtveröffentlichung natürlich ein unverzeihliches Vergehen gegen die Homöopathie wäre …
Und ist es wirklich ein “Interessenkonflikt”, wenn ein wissenschaftlich tätiger Mediziner, auch wenn er an einem Review (also einer methodischen Bestandsaufnahme, nicht einmal einer klinischen Studie) über Homöopathie mitwirkt, keine positive Meinung von der Homöopathie hat? Und dazu die Unverschämtheit hat, einem Klub anzugehören, der sich allen Ernstes “Friends of Science in Medicine” nennt? Ja, das wäre schon toll, wenn nur überzeugte Homöopathen Studien und deren Reviews durchführen dürften… Homöopathen bei Homöopathiestudien sind kein Interessenkonflikt? Dürfen die Homöopathie-Gegner jetzt eh jede Studie ablehnen, an der ein ausgewiesener Homöopath teilgenommen hat? Keine Sorge, tun sie nicht – ist bekanntlich gar nicht nötig…
Eine glatte Unwahrheit ist – wie schon erwähnt – dass Prof. Brooks Vorsitzender der Kommission war – er war als solcher vorgesehen, hat aber selbst auf einen möglichen Interessenkonflikt hingewiesen und danach als einfaches Mitglied mitgearbeitet.
Wirklich bemerkenswert an dieser Geschichte ist eigentlich nichts. Außer dem Umstand, dass die Homöopathen neuerdings den Bürger-Kummerkasten ihrer Majestät für die Klagen über die unbelehrbaren Kritiker ihrer Methode benutzen. Sie haben mein Mitgefühl, Mr Obudsman.
Und meine Reverenz an Lord Bacon. You were right.
Nachtrag und Fazit, 2022
Im Rückblick erscheint diese erste Analyse uneingeschränkt zutreffend. Über Jahre hinweg hat das Homeopathy Research Institute im Grunde nichts anderes getan als die Geschichte von einem „unterdrückten ersten Entwurf“ zu einer weltweit verbreiteten Verschwörungstheorie auszubauen. Nie hat es das immer wieder angekündigte Analysepapier zum NHMRC-Report vorgelegt. Auf Anfrage (die es ganz direkt sogar in einem Austausch in den Sozialen Medien gab) ist man jede Antwort nach dem Warum schuldig geblieben. Stattdessen hat man das NHMRC, immerhin eine hochrangige Dienststelle der Australischen Bundesregierung, mit Manipulationsvorwürfen überzogen und dazu auch noch eine weltweite Petition gestartet.
All das ist erwartungsgemäß krachend gescheitert. 2019 veröffentliche das NHMRC dann, um der Sache ein Ende zu machen, den nicht mehr weiterverfolgten „First Draft“ des Reviews mit zahlreichen Anmerkungen zu dessen Mängeln, wegen derer er nicht weiterverfolgt wurde. Die Leiterin des NHMRC, Prof. Anne Kelso, veröffentlichte dazu einen Disclaimer. der den Sachverhalt klarstellte. Selbst danach versuchten Homöopathievertreter noch, aus dem „First Draft“, also einem Dokument aus dem Papierkorb, „Belege“ für ihre Verschwörungstheorien abzuleiten. Unsäglich.
Und das gleiche Homeopathy Resarch Institute (das vorher auch mit dem Versuch gescheitert war, Evidenzbelege für die Homöopathie durch eine Analyse der gesamten Studienlage zutage zu fördern – siehe zu den Arbeiten von Robert Mathie in diesem Blogbeitrag – tut so, als sei nichts gewesen, denkt nicht daran, seine massive Fehlleistung gegenüber dem NHMRC einmal einzugestehen und betreibt nach wie vor Homöopathielobbyismus in der vordersten Reihe. Neuerdings unterhält das HRI gar eine Filiale (oder wie man das nennen mag) in Berlin, von wo es die hiesige Homöopathielobby mit allerlei Statements und Studien versorgt, die sich meist schon beim ersten Blick als obsolet erweisen. Insbesondere HRI-Direktorin Rachel Roberts hat kein Problem damit, zu behaupten, dass gerade die qualitativ besten Studien homöopathische Wirkungen über Placebo hinaus belegen würden. Sie weiß genau, dass das Gegenteil der Fall ist. Denn das kann sie im zusammenfassenden Bericht über Robert Mathies Ergebnisse auf der Webseite ihres eigenen Instituts nachlesen.
Unfassbar eigentlich. Aber sehr interessant und durchaus lohnend, zu solchen älteren Blogbeiträgen einmal den Gang der Dinge nachzutragen.
Was allerdings fassungslos macht, ist, dass der Ombudsman in Australien immer noch nicht zu einem abschließenden Urteil gekommen ist. Das NHMRC trägt es mit Fassung und weist auf seiner eigenen Webseite darauf hin – und darauf, dass er vorbehaltlos mit dem Ombudsmann zusammenarbeite. Was sonst. Letztlich bleibt für mich persönlich die Frage, ob der Ombudsmann womöglich tatsächlich der Ansicht ist, dass ein Diskurs über eine wissenschaftliche Arbeit in die Zuständigkeit einer Bürger-Beschwerdestelle fällt … ?!?
Es tut sich so einiges medial bei Homöopathie-Propaganda und Homöopathie-Kritik im Moment. Wenn man nicht gerade weghört, kann man sich den Beiträgen in den Medien derzeit kaum entziehen – und erstaunt registrieren, dass aktuell der Punktsieg klar auf Seiten der Kritiker sein dürfte.
Ausnahmen bestätigen die Regel. Was aber deutlich auffällt, ist ein bestimmtes Argumentationsmuster der Homöopathie-Verteidiger, ob bei den Krankenkassen (!) oder auch bei den Spitzenpropagandisten:
Homöopathie wirkt! Das zeigen unzählige Einzelerfahrungen!
Wir wissen nicht wie, das ist aber auch egal, denn sie wirkt!
Außerdem wissen wir aber doch, wie sie wirkt, hat doch Hahnemann erklärt, nur die Wissenschaft kann es nicht erklären!
Und ihr könnt die Nichtwirksamkeit nicht beweisen! Ätsch! Und hundertprozentig sowieso nicht!
So etwa sind derzeit die “Argumentationen” aus dem zuckerumhüllten Universum zu verorten.
Na denn:
Homöopathie wirkt nicht. Das zeigen alle großen Reviews von Einzelstudien zur Homöopathie, die jemals durchgeführt wurden. Scheinbar positive Ergebnisse einzelner Studien sind entweder methodische Fehler, statistische Artefakte oder regelrechte Fehldeutungen.
Eine einzelne Studie zählt zudem nicht viel. Einen Anhalt für einen Beleg liefert sie erst, wenn sie einem strengen Review unterzogen wurde, mehr als nur einmal reproduziert wurde und alle Versuche zur Falsifizierung fehlgeschlagen sind. Maßgeblich sind die großen Reviews und Metastudien, die die Fehler und Unzulänglichkeiten von Einzelstudien herausfiltern.
Warum ist das so? Schutzbehauptungen der Homöopathiegegner? Nein, klares Denken in Übereinstimmung mit dem, was man weltweit unter wissenschaftlicher Methodik versteht.
Nein, ein Haufen von Einzelerfahrungen ist noch lange kein Beleg, überhaupt nicht. Es ist nämlich das glatte Gegenteil von Wissenschaft, Einzelerfahrungen zum Maßstab zu erheben. Das ist die “Störche bringen Babys”-Argumentation. Auch hier: Ursache und Wirkung – ein Fehlschluss. Darüber lachen wir – weil es für uns offensichtlich ist (für Kinder, die die Zusammenhänge noch nicht kennen, aber nicht). Warum lachen wir bei den Behauptungen der Pseudomedizin nicht? Weil wir nicht Offensichtliches nicht genug hinterfragen, weil wir “wie Kinder” denken – zu linear, zu unkritisch.
Sicher können wir das nicht immer leisten, aber: Fragen Sie im Zweifel jemanden, der etwas davon versteht!
Zu einer solchen Denke gehören auch Suggestivfragen der Art: Können hundert Nobelpreisträger sich irren? Klar können sie. Tun sie auch. Das einzusehen, scheint eines der ganz großen Probleme der Apologeten der Homöopathie zu sein.
Eine der elementarsten Grundlagen wissenschaftlicher Redlichkeit ist es, Einzelerfahrungen niemals zur Grundlage allgemeingültiger Aussagen zu machen. Im medizinischen Bereich zieht man daraus die Konsequenz, Studien nach klaren Regeln durchzuführen. Sie beruhen auf
einer möglichst große Zahl von Probanden,
mit vergleichbarer Ausgangssituation (Krankheitsgeschichte, Alter, Allgemeinzustand…),
unter Ausschaltung aller störenden, insbesondere subjektiven Faktoren bei Probanden UND Prüfern (doppelt verblindete Studien)
mit einem definierten Studienziel, einer konkreten Fragestellung, die mit der Studie beantwortet werden soll (damit nicht hinterher aus irgendeinem Nebenaspekt doch noch ein “Erfolg” konstruiert wird),
der Aufteilung in Vergleichsgruppen mit gleichen Startbedingungen (deshalb die große Zahl, damit sich das bei der Zufallsaufteilung ausgleichen kann) und
vergleichenden Tests zwischen diesen Gruppen vorzugsweise einerseits mit dem zu testenden Mittel und andererseits mit der nach derzeitigem Stand bestmöglichen Therapie (wenn es nicht anders geht, mit dem zu testenden Mittel gegen ein Placebo).
Übersteht eine solche Studie zunächst kritische Reviews (die schon Voraussetzung überhaupt für eine Veröffentlichung sind) und anschließend Reproduktionsversuche und Falsifizierung, gibt es eine reelle Chance, belastbare Aussagen über ursächliche Wirkungen von Mitteln und Methoden zu machen.
Das ewige Anführen von unzähligen einzelnen “Erfahrungen” von Therapeuten und Patienten, die meinen, aufgrund ihrer individuellen Erfahrungen eine spezifische Wirkung der Homöopathie behaupten zu können, ist ein Schlag ins Gesicht wissenschaftlichen Denkens. Noch schlimmer wird es, wenn in Statements oder Interviews ein Nachweis der Wirkung und der Nachweis eines Wirkungsmechanismus wild durcheinander geht – wie auch aktuell wieder besichtigt werden kann. Wie hier im Zentralorgan des Hochglanzboulevards.
Jetzt, liebe Leser, werden Sie mich wahrscheinlich für endgültig verrückt halten, wenn Sie sehen, was ich nach diesem Absatz verlinke. Es ist nämlich ein Video des bekannten und geschätzten Wirtschaftspsychologen Prof. Kanning, der darin die Graphologie als Pseudowissenschaft entlarvt. Er tut das genau anhand der wissenschaftsmethodischen Merkmale, die die Homöopathiekritik auch immer wieder für die Einstufung der Homöopathie als Pseudowissenschaft anführt: Einzelfallbehauptungen, zu wenige Probanden, keine wirklichen oder gar keine Kontrollgruppen, Behauptungen, Fehlschlüsse, unzulässige Verallgemeinerungen…
Ein Lehrstück in Wissenschaftsmethodik und ein Beleg dafür, dass die Homöopathiekritiker nicht im luftleeren Raum nach eigenem Gusto, sondern auf gesichertem Grund argumentieren. Bitte mal versuchen, das Wort “Graphologie” in diesem auch per se interessanten Beitrag des geschätzten Prof. Kanning beim Hören durch “Homöopathie” ersetzen. Sie werden staunen:
Das Tollste, finde ich, ist die Sache mit dem “Nachfahren” einer Handschrift in der Luft durch den Graphologen, womit Persönlichkeitsmerkmale des Schreibers “geistig” auf den Analysten übergehen sollen… ein schönes Analogon zur Übertragung von “geistigen Kräften” bei der Potenzierung, nicht wahr?
Jetzt aber komplett zurück zur Homöopathie.
Zu dieser verflixten Vermischung von Wirkungsnachweis und Wirkungsmechanismus, mit dem die Verteidiger der Homöopathie dem geschätzten Publikum so gern Sand in die Augen streuen, halten wir einmal logisch fest: Wird über belastbare Studien eine Wirkung nachgewiesen, ist es erst einmal sekundär, ob eine genaue Beschreibung des Wirkungsmechanismus gelingt. In der Tat ist das nicht bei jedem pharmazeutischen Medikament der Fall. Die Homöopathie meint aber, den umgekehrten Weg gehen zu können: Sie weist nicht einmal eine Wirksamkeit nach, glaubt aber, über Wirkmechanismen reden zu können. Das ist schlicht grotesk. Dass der Einstiegssatz “Wir wissen, dass es wirkt, aber nicht wie” von vornherein nicht stimmt, erwähnten wir schon. Meist geht es aber kurz nach diesem Statement munter drunter und drüber mit der Argumentation.
Merke: Die Homöopathie hält wissenschaftlichen Kriterien in keiner Weise stand. Und: Wer die moderne wissenschaftliche Methodik ablehnt und heute noch einen eigenen Wissenschaftsbegriff zur Rettung seines Krempels reklamiert -und genau das tun die Homöopathen, explizit wie unausgesprochen- der muss auch für das gleichberechtigte Nebeneinander von Astronomie und Astrologie, von Chemie und Alchemie, von Psychologie und Voodoo und von Biologie und Vitalismus eintreten. Und dabei bitte unter sich bleiben. Viel Vergnügen.
Ehrlich gesagt, ich weiß kaum, wo ich anfangen soll bei all dem irrealen Zeug, das derzeit so auf einen einprasselt. Deshalb heute mal wieder ein Überblick mit den Linkhits des Tages – zum Lesen und Staunen.
Krankenkassen zur Homöopathie
Man könnte glauben, die Krankenkassen würden anfangen, sich bezüglich ungehemmter Werbung für und Falschinformationen zur Homöopathie absprechen. Um nicht gleich wieder eine ganze Handvoll von Links anzubieten, hier ein Beitrag des geschätzten Joseph Kuhn bei den scienceblogs, der sich mit den aktuellen Unfassbarkeiten bei der DAK beschäftigt. Weiter unten dort mein Kommentar, der das Thema noch ein wenig weiter ausdehnt.
Wer den Knaller hier (Link erloschen, kann ich verstehen, aber der nachstehende Link zum Interview mit Prof. Stadler sagt alles) noch nicht kennt, der kann mal zur Kenntnis nehmen, dass es die Toggenburger Zeitung gibt. Perlen des Lokaljournalismus.
Alles, was dazu zu sagen ist, hat der immer wieder beliebte Prof. Beda Stadler in diesem Interview kurz und knapp zusammengefasst.
Alternative Notfallmedizin: Wie man einen Herzinfarktpatienten noch vor Eintreffen des Rettungsdienstes umbringt
Warum, ratet mal, habe ich wohl hier statt eines Links ein Bild gepostet? Richtig. Weil sowohl mein Kommentar (nicht nur meiner) gelöscht ist als auch ich auf der Seite gesperrt wurde. Nicht nur ich. Alle anderen kritischen Kommentare sind auch verschwunden.
Wenn jemand Lust hat… Bei FB einfach nach “Bewusst vegan froh” suchen. Übrigens bin ich gespannt, die Seite wurde wegen Verbreitens von (gemeingefährlichen) Falschaussagen gemeldet.
Noch einer?
Heilpraktiker in Brüggen-Bracht (wir erinnern uns – Todesfälle)
Die Staatsanwaltschaft und die Polizei stehen auf dem Schlauch bei den Ermittlungen. Und warum? Ganz einfach. Weil sie merken, dass sie einer Situation gegenüber stehen, die nach dem Motto “erlaubt ist, was nicht verboten ist” beurteilt werden muss. Jeder approbierte Mediziner wäre längst aus dem Verkehr gezogen und stünde vermutlich vor Gericht, wenn er -wie der HP hier- eigenmächtig ein Mittel verwendet hätte, das nicht nur nicht zugelassen ist, sondern noch nicht einmal die B-Phase der Testung durchlaufen hat. Die Kausalität zum Tod der PatientInnen wäre da erstmal nachrangig.
Und die Politik kapiert es einfach nicht. Es geht nicht in die Köpfe. Man kann es immer wieder erklären, man kann im Einzelfall mal aufgerissene Augen und ungläubiges Staunen über die Fakten zum Heilpraktikerwesen sehen – aber politisch bewegt sich gar nichts.
Und aktuell:
Kennedys und de Niros 100.000-Dollar-Schwachsinn
Das Forbes-Magazin benennt Kennedy schon Anwärter für die Auslobung. Mit den Erfahrungen von Dr. David Bardens im Lanka-Fall bin ich persönlich eher der Meinung, mal sollte ihnen erklären, warum ihre Auslobung bescheuert ist und es dabei belassen. Die warten doch -genau wie Lanka- nur auf die Möglichkeit, ein Feuerwerk zu entfachen, sofern jemand auf sie ernsthaft eingeht. Deshalb habe ich dort kommentiert:
“Kennedy and de Niro will have their own definition of “safe”. I guess, they would not accept medical statistics.
Otherwise, a look at Cochrane reviews would suffice, for example: Cochrane (http://www.cochrane.org/…/ARI_using-combined-vaccine…) writes: „Results from two very large case series studies involving about 1,500,000 children who were given the MMR vaccine containing Urabe or Leningrad-Zagreb strains show this vaccine to be associated with aseptic meningitis; whereas administration of the vaccine containing Moraten, Jeryl Lynn, Wistar RA, RIT 4385 strains is associated with febrile convulsion in children aged below five years (one person-time cohort study, 537,171 participants; two self controlled case series studies, 1001 participants). The MMR vaccine could also be associated with idiopathic thrombocytopaenic purpura (two case-controls, 2450 participants, one self controlled case series, 63 participants).We could assess no significant association between MMR immunisation and the following conditions: autism, asthma, leukaemia, hay fever, type 1 diabetes, gait disturbance, Crohn’s disease, demyelinating diseases, or bacterial or viral infections.“ …
Best to handle Kennedys and de Niros offer: Don’t feed the troll.”
Kennedy und die evidenzbasierte Forschung
Für Kennedy zählt nicht zur Wissenschaft, was das CDC (Center for Disease Control and Prevention) und das NIH (National Institutes of Health) sagen, sondern nur, was auf PubMed steht. Auch nicht, was der Doktor sagt. Aha.
Nun, erstens steht auf PubMed nicht alles, was es so gibt, denn PubMed ist schlicht nicht die einzige Forschungsdatenbank. Zweitens dient PubMed der Veröffentlichung wissenschaftlicher Ergebnisse, die dann zur Falsifizierung und ggf. für Metastudien oder zusammenfassende Reviews zur Verfügung stehen und ihre Evidenz erst einmal genau dadurch beweisen müssen. Da gerät auch Zweifelhaftes dazwischen. Es gibt so einige Schrottstudien auf PubMed, die mit Verachtung gestraft werden (mir fällt da gerade so eine Homöopathen-Studie über Nanopartikel in Hochpotenzen ein, die deshalb drin sind, weil sie sich bei den Potenzierungen alle an der Oberfläche sammeln und sich aneinander festhalten).
Merke: PubMed ist nicht das gesammelte und gesicherte medizinische Wissen der Welt, was Mr Kennedy fest zu glauben scheint.
Und was Mr Kennedy völlig übersieht: Bei PubMed erscheinen die CDC 55.000 mal und das NIH 115.000 mal. Wie sollte es auch anders sein. Beide Institutionen veröffentlichen jede Menge ihrer Studien und Reviews auf PubMed.
Tja, Mr Kennedy. Von einem amerikanischen Staranwalt hätte ich nun doch nicht erwartet, dass er sich eine derartige Blöße gibt. Und von der Cochrane Collaboration hat er noch nie was gehört, nehme ich an.
Dieser Beitrag erschien zuerst auf dem Blog „Die Erde ist keine Scheibe“ und wird hier in leicht überarbeiteter Form wiederveröffentlicht.
Ein Gastbeitrag von Dr. Natalie Grams
Sie haben gute Erfahrungen mit Homöopathie gemacht? Dann sind Sie bestimmt schon einmal in einem Konflikt gewesen mit jemandem, der die Homöopathie für unwirksam hält. Vielleicht sagten Sie dann so etwas wie: „Wir wissen eben noch nicht alles! Früher dachte man ja auch, die Welt wäre ein Scheibe!“.
Wikipedia Commons Camille Flammarion, L’Atmosphère – Météorologie Populaire (Künstler unbekannt)
Sicher, es gibt bestimmt eine Menge Dinge, von denen wir heute noch nichts wissen. Nur ist es leider nicht einleuchtend, warum der Hinweis, dass es eine Menge Dinge gibt, von denen noch keiner von uns etwas weiß, ein Argument dafür sein soll, dass etwas richtig sein soll, was sich bei bestem Bemühen darum seit 200 Jahren einfach nicht nachweisen lässt. Mehr noch: Etwas, das im Laufe dieser 200 Jahre durch unser fortschreitendes Wissen über die Natur immer unplausibler wurde, weil es nicht mehr zu dem passt, was wir in dieser Zeit über die Natur gelernt haben und das sich im Alltag bestens bewährt.
Wenn wir alle heute nicht wissen, was die Menschheit in 100 Jahren wissen wird, dann wissen es die heutigen Homöopathen doch auch nicht. Hier wird ja in gewisser Weise behauptet, dass die Homöopathen wüssten, in welche Richtung sich das naturwissenschaftliche Wissen in Zukunft erweitern wird. Also in etwa „Heute kann das noch keiner wissen – aber wir wissen auf alle Fälle schon mal mehr als die Wissenschaftler“. In diesem Bild wird Wissenschaft als etwas dargestellt, was sie nicht ist: Etwas, das der Erkenntnis hinterherhinkt.
Tatsache ist aber: Was unbelegt ist, ist keine Erkenntnis, sondern blanke Spekulation. Wissenschaft passiert per definitionem immer an dieser Grenze zwischen Wissen und Spekulation, denn sie schafft ja Wissen. Das bedeutet also erst einmal: Allein mit der Tatsache, dass wir Wissenschaft betreiben, räumen wir ein, dass wir noch nicht alles wissen – denn andernfalls könnten wir gar kein neues Wissen mehr schaffen.
Intuition ist nicht Wissen
Ja, im sehr frühen Altertum ging man wohl intuitiv davon aus, dass die Erde flach sei. Eine sehr große Kugel und eine flache Scheibe schauen von einem lokalen Standpunkt erst einmal gleich aus. Man sieht nicht sofort, dass die Erde eine Kugel ist. Es gab aber nie Beobachtungen, die gegen die Kugel gesprochen hätten. Bereits in der Antike wiesen griechische Wissenschaftler aber auf einzelne Daten hin, die für die Kugelgestalt sprachen. Und Eratosthenes berechnete im dritten Jahrhundert vor Christus als erster die korrekte Größenordnung des Erdumfangs.
So konnte die Frage nach der Gestalt der Erde also schon früh durch wissenschaftliche Beobachtungsdaten eindeutig geklärt werden. Zudem gingen weder dieser – noch einer anderen gesicherten naturwissenschaftlichen Erkenntnis – Beobachtungsdaten voraus, die dieser Erkenntnis explizit widersprachen. Und genau deshalb passt dieser Vergleich nicht, um das Aufrechterhalten wüster Spekulationen zu rechtfertigen, gegen die heute sehr wohl naturwissenschaftliche Erkenntnisse sprechen. Deshalb lautet die Kernfrage:
Irren Physik, Chemie und Biologie? Oder irrt sich die Homöopathie?
Das Prinzip der Potenzierung steht im Widerspruch zu dem, was sich in der Physik bewährt. Physik und Chemie sagen übereinstimmend, dass es völlig egal ist, ob wir in einem Schritt verdünnen oder in vielen Einzelschritten. Physik und Chemie sagen, dass beim Verdünnen etwas verloren geht, auch dann, wenn wir dabei schütteln. Physik und Chemie sagen beide, dass gleichartige Atome und Moleküle ununterscheidbar, also gedächtnislos sind. Liegt die Homöopathie hier richtig, beschreiben Physik und Chemie vollkommen alltägliche Dinge falsch oder zumindest grob unvollständig. Und zwar, ohne dass wir davon etwas bemerken. Auf dem Verständnis von Vorgängen durch Physik und Chemie beruhen zahlreiche technische Anwendungen unseres naturwissenschaftlichen Basiswissens, die sich in unserem Alltag bestens bewähren. Sie kennen das bestimmt – wenn Sie Ihre Kaffeetasse ausspülen, gehen Sie beim nächsten Wasser, das Sie daraus trinken bestimmt nicht davon aus, dass der Kaffee nun stärker darin fortwirkt. Selbst wenn Sie die Tasse ein paar Mal kräftig auf den Tisch gestellt haben. Wir haben nicht den geringsten Hinweis darauf, dass unser naturwissenschaftliches Wissen, was Verdünnungsprozesse angeht, dermaßen falsch ist, wie es sein müsste, wenn die Homöopathie richtig liegt.
Es ist deshalb grundlegend unzutreffend, die Homöopathie als etwas darzustellen, von der wir lediglich (noch) nicht beweisen können, wie sie wirkt. Wir können über unser physikalisches Grundlagenwissen erklären, warum sie nicht besser wirkt als ein Placebo. Wir können aus der Studienlage sehen, dass die Messung mit dieser theoretischen Vorhersage übereinstimmt, denn Placebo-Überlegenheit konnte nicht eindeutig belegt werden – trotz eines enormen Aufwandes. Und wir können innere Widersprüche im Gedankengebäude der Homöopathie benennen. Eine Ausgangslage also, die die Homöopathie mit der Astrologie oder der Alchemie gemeinsam hat.
Indem Wissenschaft immer wieder die Frage stellt „Woran würden wir merken, dass diese Aussage falsch ist?“, findet sie wie keine zweite Methode durch immer schärfere Tests Fehler auch in dem, was wir bereits sicher glaubten. Wissenschaftliche Aussagen aber deshalb zu ignorieren und als den aktuellen Stand des Irrtums abzutun, das wird ihr auch nicht gerecht. Bei all unseren Entscheidungen können wir immer nur nach bestem Wissen handeln und niemals nach dem Wissensstand der Zukunft, denn dieser steht niemandem zur Verfügung – den Homöopathen eben auch nicht.
Spekulation kann keine Basis für die Behandlung kranker Menschen sein
Ein Patient hat das Recht darauf, dass sein Arzt ihm das Verfahren empfiehlt, das dem Patienten die größtmöglichen Chancen liefert, wieder gesund zu werden. Der Entscheidung, welches dieses Verfahren ist, sollte der Arzt vernünftige Gründe, also rationale, überprüfbare, nachvollziehbare Argumente zugrunde legen. Für einen Patienten sollte doch zumindest erkennbar sein, wann sein Arzt ein Verfahren aufgrund einer rein emotionalen Haltung wählt, aus einem spekulativen Glauben heraus oder in der Annahme, er allein wüsste besser als die Naturwissenschaftler bereits heute, in welche Richtung sich die naturwissenschaftliche Erkenntnis entwickeln wird. Dies fordert Ehrlichkeit und Redlichkeit den PatientInnen gegenüber ebenso wie die ärztliche Ethik.
Man bedenke: Nicht nur muss jemand, der Homöopathika zubilligt, mehr als ein Placebo zu sein, postulieren und vertreten, dass unsere tagtäglich angewendeten physikalischen Grundlagen komplett falsch oder grob unzulänglich sind (ohne dass wir es im Alltag bemerken würden), Nein, dieser Jemand muss auch noch postulieren und vertreten, zu wissen, in welche Richtung sich unsere naturwissenschaftliche Erkenntnis zukünftig entwickeln wird. Freilich ohne, dass irgendwelche Beobachtungsdaten für diese Entwicklung vorliegen.
Und falls Sie nun als nächstes an Galileo denken – Galileo hatte Belege. Der Widerstand gegen ihn entstand nicht, weil er sich in Spekulationen erging. Seine Erkenntnisse waren richtig – nur eben unangenehm. Sie passten damals niemandem, und so scheint es heute auch mit der Beleglage gegen die Homöopathie zu sein. Ein Standpunkt, der mir erheblich dogmatischer scheint als der, einfach die vorhandene Faktenlage anzuerkennen. Nicht die Homöopathen, die sich gern in der Rolle eines Galileo gefallen, können sich auf ihn berufen. Im Gegenteil.
Natalie Grams In Zusammenarbeit mit der Physikerin Ute Parsch
Mehr zur Faktenlage der Homöopathie erfahren Sie auch hier www.homöopedia.eu
Nach meinen diversen Zwischenrufen zum Handlungsbedarf in Sachen Heilpraktikerwesen ist wieder etwas zu vermelden. Und zwar wenig Erfreuliches.
Wie in einem aktuellen Beitrag in der Deutschen Apotheker-Zeitung online berichtet wird, sieht alles danach aus, als sei -trotz aller öffentlichen Aufregung, trotz vieler Stellungnahmen aus fachlicher Sicht- das Thema einer höchst notwendigen durchgreifenden Reform des Heilpraktikerwesens vom Tisch. Allen Ernstes hat Gesundheitsminister Gröhe die lächerliche Änderung, dass
“künftig eine Erlaubnis auch dann versagt werden können [soll], wenn die Überprüfung ergibt, dass die Ausübung der Heilkunde durch den Betreffenden eine Gefahr für jeden einzelnen Patienten (statt bisher “nur” für die Volksgesundheit) bedeuten würde”
als Wurmfortsatz an das “Dritte Pflegestärkungsgesetz” angehängt – so beschlossen vom Deutschen Bundestag, ohne dass auch nur das Wort “Heilpraktiker” irgendwo im Reichstagsgebäude gefallen wäre.
Ich habe mir schon früher erlaubt, dies als belangloses Wortgeklingel abzutun. Diese Regelung ist, zumal in der Form, in der sie jetzt Gesetzeskraft erlangt hat, wirklich nicht mehr als eine in homöopathischer Hochpotenz verabreichte, demgemäß wirkungslose Beruhigungspille.
Nun ja, das Ministerium steht unter dem Dach dieser höchst umwälzenden Änderung jetzt in der Pflicht, bis Ende 2017 “Leitlinien” für die Heilpraktikerprüfung auszuarbeiten. Nun könnte man ja sagen, das ist doch schon mal was (zumal hier der Bund endlich einmal seine zentrale Befugnis wahrnimmt und nicht gleich alles an die Länder abschiebt), aber es seien die folgenden -nicht neuen- Fragen gestattet:
Wird es wirklich nicht für notwendig gehalten, den Stand des “Heilpraktikers” auch im Hinblick auf seine historische Entstehung grundsätzlich neu zu definieren und ihm einen angemessenen und vertretbaren Platz im Gesundheitswesen zuzuweisen? Anders gefragt: Werden die offen zutage liegenden und vielfach deutlich benannten Probleme nicht verstanden oder schlicht ignoriert?
Was sollen Prüfungsleitlinien ohne festgelegte Berufs-, Qualifikations- und Ausbildungsregeln?
Wie soll ohne neue Grundsatzregelungen eine Eindämmung der de-facto-Therapiefreiheit von Heilpraktikern, einem der Hauptprobleme, erreicht werden?
Weshalb wird weiterhin suggeriert, es gebe eine “Medizin” unterhalb der Schwelle der akademischen, der Evidenz verpflichteten Medizin, die sich mit irgendeinem Recht “alternativ” oder “komplementär” nennen könnte? Wird immer noch nicht verstanden, dass es mehrere Medizinen ebenso wenig geben kann wie mehrere Physiken, Biologien, Chemien … ?
Ist -und das ist die Kernfrage- der Bundesregierung und dem Bundestag der Patientenschutz im Gesundheitsbereich so unwichtig? Gegen die hier zu schließenden Untiefen nehmen sich doch “Schutzmaßnahmen” anderer Art, die der Gesetzgeber, oft gar die EU-Bürokratie, für notwendig gehalten hat, eher marginal aus! Vielleicht nicht in der Quantität, sicher aber in der Qualität.
Für mich folgt daraus: Ich muss mich korrigieren. In aller Form nehme ich hiermit den früher geäußerten Vorwurf zurück, die Gesundheitspolitik sei postfaktisch. Das ist sie nicht. Sie ist kontrafaktisch.
Ich kann nur hoffen, dass die öffentliche und die fachliche Diskussion zum Thema nicht verebbt, sondern durch sie weiter Druck auf die Entscheidungsträger ausgeübt wird, sich dem Handlungsbedarf zu stellen.
Vielleicht ist noch die folgende Information interessant.
“Allgemeines Gesundheitswesen, speziell alternative Heilweisen, hier Homöopathie und Heilpraktiker”.
Unter diesem Label finden sich die großen Dachverbände der Homöopathen und Heilpraktiker. Das ist ja ok. Etwas blümeranter wird es, wenn man sieht, dass nach den zugänglichen Informationen darüber hinaus folgende Organisationen über Hausausweise der Fraktionen von SPD, Grünen und Linken verfügen, die einen jederzeitigen und ungehinderten Zugang zum Bundestag und seinen Einrichtungen ermöglichen:
Dachverband Deutscher Heilpraktikerverbände e.V. (DDH) und Dachverband Anthroposophische Medizin in Deutschland e.V.
Nur so, als reine Information.
Ach ja, welche Hausausweise die CDU/CSU-Fraktion ausgegeben hat, ist nicht bekannt. Noch nicht.
Zu Wahrsagern, Astrologen und sonst vergleichbaren Berufsgruppen konnte ich allerdings in den Lobby- und Hausausweisverzeichnissen keine Einträge finden. Immerhin.
Sceenshot spiegel TV Wissen. Blümchen und Sonnenschein überall …
Spoiler: Dies ist die Kritik an einem Beitrag aus dem Jahre 2016, der im Kontext des SPIEGEL irgendwie schon damals aus der Zeit gefallen schien. Dies ist keine Grundsatzkritik am SPIEGEL, das sei klar gesagt. Dazu schon hier der Hinweis auf den letzten „Nachtrag“ unten, dem noch mehr hinzugefügt werden könnte. So. Das war mir schon wichtig, und jetzt geht es los – auch fast fünf Jahre später finde ich meine damals eigentlich recht spontane Kritik als treffend und angemessen. Wie schade, dass die Filmautorin niemals auf meine Einwände reagiert hat … .
Mit einiger Erwartung habe ich diesem Beitrag, der gestern (15.11.2016) im Pay-TV lief (und inzwischen auch frei zugänglich ist), entgegengesehen. Wenn auch nicht mit Optimismus. Letztlich habe ich mich dann über den Film doch so geärgert, dass ich die Redaktion von spiegel.tv Wissen angeschrieben habe.
Nachfolgend der Text meiner Kritik. Auch dem Leser, der den TV-Beitrag nicht gesehen hat, dürfte er einen gewissen Eindruck von dessen Tenor und Inhalt vermitteln können:
An die Redaktion spiegel.tv Wissen / 16.11.2016
Von einem Beitrag mit dem Titel „Homöopathie – Heilung oder Humbug?“ hätte ich mir gerade auf spiegel.tv Wissen nun doch eine Antwort auf die Titelfrage oder zumindest die klare Darstellung der jeweiligen Argumente erwartet, die dem Zuschauer einen wirklichen Anhalt zur Beantwortung dieser Frage gegeben hätte. In dieser Hinsicht war meine Enttäuschung umfassend.
Gleich zu Anfang die vielleicht wichtigste Kritik: Der Beitrag war insgesamt, bis hin zur optischen Darstellung, darauf ausgelegt, die Homöopathie als sanfte, schonende pflanzenbasierte Naturheilkunde darzustellen. Mehrfach wurde dies auch explizit geäußert, ohne dass irgendeine Klarstellung erfolgte.
Und damit haben Sie mit dem Filmbeitrag gleich eines der größten Zerrbilder über die Homöopathie überhaupt nicht etwa geradegerückt, sondern auch noch unterstrichen. Schlechte Recherche? Kann ich mir eigentlich nicht vorstellen, mit Dr. Natalie Grams haben Sie eine anerkannte Expertin auf diesem Gebiet zur Verfügung gehabt, die ihnen über die Einordnung der Methode Homöopathie Fundiertes zu sagen gehabt hätte. Was aber dann? Falsche Ausgewogenheit, die keinen Unterschied beim Informationswert von Standpunkten macht, auch wenn der eine höchstmögliche und der andere die geringstmögliche Evidenz für sich geltend machen kann? Und das -wie im Falle der Homöopathie- ohne Beachtung des Konsenses der überwältigenden Mehrheit der weltweiten Wissenschaftsgemeinde, die die Homöopathie als spezifisch arzneilich unwirksam einstuft? Auch das will ich nicht hoffen, denn derartige Gleichmacherei ist gleichzusetzen mit der Propagierung von Unsinn.
Nein, Homöopathie ist KEINE Naturheilkunde. Sie ist auch KEINE Phytotherapie -also Pflanzenheilkunde. Eine einfache Begründung für beides ist, dass die Homöopathie -von Hahnemann so definiert- eine spezifische Arzneimittellehre (Pharmakotherapie) ist, der modernen Pharmazie weit näherstehend als der Naturheilkunde. Sie setzt keineswegs auf pflanzliche Urstoffe, nicht einmal vorrangig – die entgehenstehende allgemeine Ansicht ist das Ergebnis erfolgreichen Marketings. Homöopathie verwendet ebenso anorganische Stoffe wie z.B. Quecksilber, Arsen, metallisches Kupfer, Meteoritstein, Berliner Mauer, Plutonium und metallisches Uran wie auch organische Stoffe nichtpflanzlicher Herkunft, beispielsweise verfaulendes Fleisch oder Eiter von Tripperkranken und verdünnt diese dann auch noch teils bis über das Vorhandensein von Restmolekülen hinaus. Was hat das mit Naturheilkunde zu tun? Oder auch mit der – durchaus in großen Teilen der evidenzbasierten Medizin zuzurechnenden – Pflanzenheilkunde? Überhaupt nichts.
Allein durch die Vermittlung dieses Bildes geht der ganze Beitrag in eine völlig falsche, unhaltbare Richtung. Sie stützen dies auch noch massiv durch die Einbeziehung des Herrn Hevert als Partei „pro Homöopathie“, worauf ich weiter unten noch einmal zurückkommen möchte. Und Sie negieren durch den gesamten Tenor des Beitrags die fundierten Aussagen von Frau Dr. Grams, der Sie in ihrem Beitrag offenbar lediglich die Rolle der netten, sympathischen Außenseiterin zugedacht haben, obwohl sie zweifellos an Wissen und Erfahrung – und vor allem an Einsicht und Ehrlichkeit – den beiden anderen Protagonisten haushoch überlegen sein dürfte.
Zu den anderen Protagonisten:
Der Homöopath Dr. Schreiber konnte seine beiden Fälle recht eindrucksvoll aus seiner Sicht darstellen. Wo blieb hier ein kritischer, relativierender Kommentar? Obwohl es aufgrund dessen eigener Äußerungen hierzu allen Anlass gegeben hätte. Er hat ja selbst ausgeführt, dass eine spezifische arzneiliche Wirkung der homöopathischen Arznei nicht angenommen werden, dafür eine geistartige Wirkung (wie Hahnemann dies auch postulierte) gegeben sein müsse. Wo blieb denn da das Bild der sanften Arzneimittelkunde? (Wobei die erwähnte Gabe von Phosphoricum das Bild der sanften Naturmedizin nur unwesentlich beeinträchtigt haben dürfte…) Seine Erklärung und Demonstration von Repertorien und Materiae Medicae hätte doch hier eines kritischen Kommentars bedurft! Es verbleibt der Eindruck beim unbefangenen Zuschauer: Tatsächlich, die Homöopathie kann alles und ist auch noch individuell!
Andere Erklärungsmodelle für die „Heilungen“ der beiden Patientinnen wurden nicht einmal ansatzweise dargestellt. Wobei der ständige Hinweis auf „Zeit“ und „Geduld“ als „Grundvoraussetzung“ der Homöopathie ja allein schon eine solche Erklärung im Ansatz liefern würde. Dass die kleine Dame zu Anfang offenbar in einer traumatisch-psychosomatischen Schleife steckte und durch die regelmäßige Zuwendung des homöopathischen Therapeuten langsam wieder herausfand, liegt sehr nahe. Aber kein kritisches Wort dazu. Nun könnte man ja meinen, „wer heilt hat Recht“. Dieses dumme Argument geht allerdings nicht nur deshalb fehlt, weil nur der Heiler recht hat, der den kausalen Zusammenhang zwischen seiner Methode und der „Heilung“ nachweisen kann. In diesem Fall wäre sicher eine fachlich fundierte Kinderpsychotherapie angezeigt gewesen, allein deshalb, weil sich diese nicht mit dem einfachen Verschwinden der Symptomatik zufriedengegeben hätte.
Kommen wir zu Herrn Hevert und seiner Firma. Ein Schelm, der Böses dabei denkt, dass gerade die Firma Hevert ausschließlich pflanzenbasierte Homöopathika herstellt, die Grundstoffe aus dem eigenen Kräutergarten bezieht und eigentlich gar nicht zum Thema gehört, weil sie fast nur Niederpotenzen und Komplexmittel (nach Hahnemann letzteres ein Unding) herstellt, die noch chemisch nachweisbare Stoffe enthalten und – unter Umständen – eine gewisse therapeutische Wirkung entfalten können (es fragt sich nur, welche). Das passt zwar wunderbar zu dem eingangs kritisierten Grundtenor Ihres Beitrags, aber nicht zur eigentlichen Homöopathie. Die spielt sich nämlich -wie erwähnt- auf der Grundlage nahezu beliebiger organischer und anorganischer Ursubstanzen im Bereich der Mittel- und Hochpotenzen ab. Zur wissenschaftsfundierten kritischen Homöopathiedebatte hatte Herr Hevert außer einigen Unwahrheiten durchaus nichts beizutragen.
Ja. Unwahrheiten. Er hat sich allen Ernstes -in Opposition zur Beurteilung der weltweiten Forschergemeinde- zu der Aussage verstiegen, die Forschungen zur Wirksamkeit der Homöopathie würden diese auf die gleiche Evidenzstufe stellen wie die wissenschaftsbasierte Medizin (das Wort Schulmedizin, das von Homöopathen als bewusst abwertende Bezeichnung eingeführt wurde, verwende ich nicht). Das ist eine glatte Unwahrheit, was sich mit vielen Nachweisen belegen lässt. Nur eine wichtige Quelle dazu, die unbedingt in einem kritischen Beitrag zur Homöopathie hätte erwähnt werden müssen: Der Review der Australischen Gesundheitsbehörde NHRMC aus dem Jahre 2015. Und ganz aktuell gerade heute auf dem Portal sciencebasedmedicine.org:
Alleine mit dem Stehenlassen der ungeheuerlichen Behauptung von Herrn Hevert ist Ihr Filmbeitrag bereits völlig entwertet.
Vielleicht aus den Ausführungen von Herrn Hevert noch zu erwähnen, dass er seine Fertigung als derart aufwendig und teuer darstellt, dass der Nachteil der Forschungs-, Entwicklungs- und Zulassungskosten für pharmazeutische Arzneimittel – die er ja nicht zu tragen hat – praktisch aufgehoben würde. Wenn ich den Jahresumsatz von Hevert Arzneimittel von rund 22,3 Mio. Euro (2016: Quelle Bundesanzeiger) zugrunde lege – Umsatz, wohlgemerkt! – dann dürfte dieser Betrag in der Pharmaforschung vielleicht knapp reichen, um beispielsweise ein etwas weiterentwickeltes Statin auf den Markt zu bringen (wahrscheinlich selbst das nicht). Für Dinge wie Krebsmedikamente, AIDS-Pharmaka, neuartige Impfstoffe z.B. gegen Tropenkrankheiten wie Ebola kann man an diesen Betrag – wohlgemerkt, den Umsatz von Hevert, nicht den Gewinn – getrost verzehn- bis verhundertfachen. Vor diesem Hintergrund ist dieses Statement von Herrn Hevert ein Fall für verzweifeltes Kopfschütteln. Eine Firma im Pharmaziebereich mit einer derartigen Umsatz- und Bilanzsumme kann wohl nur im weitestgehend forschungsfreien Biotop der alternativen Medizin ohne Zulassungsverfahren existieren.
Hier fehlt es an Recherche, um Klarstellung im Verhältnis zu eindeutigen Fakten. Leider gibt der Beitrag den Proponenten der Homöopathie eine fröhliche und farbenfrohe Plattform, wo nichts, aber auch gar nichts von ihren Äußerungen und Ansichten relativiert wird. Wie erwähnt- Sie hatten mit Natalie Grams jemand zur Verfügung, die zu weitaus fundierteren Statements in der Lage und bereit gewesen wäre als zu denen, mit denen sie im Film zu Wort gekommen ist.
Wie gesagt, ich bin enttäuscht. Sehr enttäuscht. Denn dieser, durch seinen Titel als kritisch angekündigte Beitrag trägt nichts dazu bei, dem potenziellen Patienten eine sachlich fundierte Entscheidungshilfe zu geben. Im Gegenteil. Der „positive Touch“ pro Homöopathie durchzieht den gesamten Beitrag. Ich bedauere das sehr.
Bildnachweis: Screenshot spiegel.tv wissen
Nachtrag, 22.01.2017 Die Redaktion von SpiegelTVWissen hat mir den Eingang meiner Kritik bestätigt und mitgeteilt, sie werde es an die Autorin des Beitrags weitergeben. Ich würde dann von ihr hören.
Nachtrag, 30.06.2017 Ich habe keine weitere Nachricht mehr zu meinen Einwänden erhalten, von keiner Seite.
Nachtrag, 20.08.2018 Der großartige Titelbeitrag des Spiegel (Ausgabe 34/2018) mit dem Haupttitel “Hokuspokus -Geld weg” zum Thema Pseudomedizin hebt die ziemliche Fehlleistung des Films mehr als auf. Was Veronika Hackenbroch hier einmal mehr zustande gebracht hat, scheint mir vielleicht noch bedeutsamer als ihr verdienstvoller Spiegel-Beitrag aus 2010 mit dem Titel “Zurück ins Mittelalter”, worin sie und ihr Mitautor seinerzeit den Bestrebungen besonders in der organisierten Ärzteschaft entgegentrat, der Homöopathie eine solidere Basis in ärztlicher Praxis und akademischer Lehre zu verschaffen. Fragt sich nur, ob die Redaktion des TV-Beitrags aus 2016 diesen Artikel nicht gekannt hat? Vermutlich nicht. Man sieht, Recherche nützt – und schützt.
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