Über Wissenschaft, (Pseudo-)Medizin, Aufklärung, Humanismus und den Irrsinn des Alltags

Kategorie: Relativismus

Judith Butler (Erkenntnisrelativismus Teil 6)

Performativität (Microsoft Copilot)

Was mit Foucault als Kritik an der institutionellen Erzeugung von Wahrheit begann, wurde bei Lyotard zur Erosion des gemeinsamen Bezugsrahmens – und bei Derrida zur Demontage der sprachlichen Grundpfeiler jeglicher Objektivität. Mit Butler erreicht diese Linie ihren politisch wirkmächtigsten Punkt: Sprache, Macht und Identität verschmelzen zur performativen Realität – und der erkenntnistheoretische Relativismus wird zur sozialen Norm.

Judith Butler hat mit ihrer Theorie der Performativität1 in der Gender-Theorie viel mehr als nur ein Narrativ geliefert – sie hat einen epistemologischen Anspruch für ihre Art von Relativismus erhoben. Ihr Ansatz geht weit über bloße Kulturkritik hinaus und hat erheblichen Einfluss auf die Critical Studies genommen.

Judith Butler und die Dekonstruktion von Identität

Butlers zentrale These lautet, dass Geschlecht (gender) nicht durch biologische Gegebenheiten festgelegt ist, sondern performativ erzeugt wird. Das bedeutet: Geschlecht existiert nicht als feststehende Realität, sondern wird durch sprachliche und soziale Praktiken hervorgebracht. Diese Idee ist direkt von Michel Foucault und Derrida beeinflusst, insbesondere von deren Konzepten der Diskursanalyse und der Dekonstruktion.

Konkret bedeutet das:

  • Geschlecht ist kein vorgegebener, objektiver Zustand, sondern ein sozial erzeugtes Produkt.
  • Die sprachlichen und kulturellen Mechanismen, durch die wir über Geschlecht sprechen, erschaffen erst die Idee von Geschlecht.
  • „Männlich“ und „weiblich“ sind demnach keine universellen oder objektiven Kategorien, sondern fluide, historisch kontingente und konstruierte Begriffe.

Dieser Ansatz ist eine radikale Form des konstruktivistischen Denkens, das traditionelle Ontologien auflöst. Butler argumentiert sogar, dass unser gesamtes Verständnis von Identität nur innerhalb von Machtdiskursen existiert – es gibt also gar kein „wahres“ Geschlecht, sondern nur gesellschaftlich erzeugte Zuschreibungen.

Von der performativen Identität zur Delegitimierung biologischer Erkenntnis

Judith Butlers Konzept der Performativität zielt nicht nur auf soziale Rollenbilder oder kulturelle Zuschreibungen – es stellt die gesamte Idee einer biologisch verankerten Geschlechtsidentität infrage. Geschlecht ist für Butler kein feststehendes Attribut, sondern entsteht erst durch die wiederholte, gesellschaftlich geformte Darstellung, also durch das, was sie „doing gender“ nennt.

Was folgt daraus? Wenn es kein von Sprache und Gesellschaft unabhängiges Geschlecht gibt, dann ist auch die biologische Beschreibung – etwa die der Zweigeschlechtlichkeit – nicht einfach Ausdruck naturwissenschaftlicher Erkenntnis, sondern ein Produkt hegemonialer Diskurse.

Damit wird selbst die naturwissenschaftlich-empirisch fundierte Biologie zur Sprache der Macht erklärt. Die evolutionär begründbare, empirisch nachweisbare Fortpflanzungsstrategie der Zweigeschlechtlichkeit gilt in diesem Modell nicht mehr als objektive Erkenntnis, sondern als gesellschaftlich oktroyierte Wahrheit, die das binäre System nur scheinbar „natürlich“ erscheinen lässt.

Diese Verschiebung hat gravierende Konsequenzen:

  • Naturwissenschaftliche Aussagen werden epistemisch entwertet, weil sie unter Generalverdacht geraten, Teil eines normierenden Systems zu sein.
  • Objektive Beobachtbarkeit zählt weniger als subjektive Betroffenheit – ein Bruch mit dem erkenntnisleitenden Prinzip der Intersubjektivität.
  • Der Diskurs verschiebt sich von der Überprüfung von Aussagen hin zur Bewertung der Sprechposition.

So wird Butlers performative Theorie zur Blaupause für eine umfassende Relativierung des naturwissenschaftlichen Weltbezugs. Es ist kein Zufall, dass aus diesem Denken heraus auch die Forderung wächst, biologische Konzepte „zu dekolonisieren“ – eine Formulierung, die selbst gut gemeint, aber in ihrer Radikalität bis zur Wissenschaftsfeindlichkeit reichen kann.

Gerade für einen skeptischen, rationalitätsbasierten Humanismus ist dieser Punkt entscheidend. Denn hier zeigt sich exemplarisch, wie erkenntnisrelativistische Entwürfe aus kritischen Impulsen heraus schließlich an den Grundfesten dessen sägen, was überhaupt als überprüfbare Erkenntnis gelten kann. Die Folge ist keine Befreiung – sondern ein epistemischer Rückschritt.

Mit diesem Schritt überschreitet Butler die Schwelle von der Gesellschaftskritik zur epistemologischen Subversion – und das ist weit mehr als ein akademischer Schachzug: Es ist ein Frontalangriff auf das Prinzip der überprüfbaren Erkenntnis selbst. In dieser Radikalität wird ihre Theorie anschlussfähig an jede Form erkenntnisfeindlicher Ideologisierung – von Esoterik bis Wissenschaftsfeindlichkeit unter dem Deckmantel von „Dekolonialisierung“, „Betroffenheitsvalidierung“ oder „Alternativwahrheiten“.

Die epistemologischen Konsequenzen: Relativismus als Programm

Hier beginnt das Problem: Wenn Geschlecht (und darüber hinaus auch andere soziale Kategorien) nur eine soziale Konstruktion ist, was bedeutet das für Wissen im Allgemeinen?

Butler liefert eine Blaupause für einen allgemeinen erkenntnistheoretischen Relativismus, weil sie nicht nur Geschlecht, sondern jede Form von Wissen als durch Diskurse und Machtverhältnisse geformt betrachtet. Das führt zu zwei weitreichenden Konsequenzen:

Wahrheit ist kein objektives Konzept mehr. Wahrheit ist laut Butler (und anderen postmodernen Denkern) keine neutrale Entität, sondern ein Produkt sozialer und sprachlicher Strukturen. Sie entsteht nicht aus der Korrespondenz mit einer objektiven Realität, sondern aus den Regeln, nach denen Diskurse Wissen hervorbringen.

Es gibt keine privilegierte Perspektive auf die Realität. Da alles Wissen durch Sprache und Macht geformt wird, kann keine Perspektive für sich in Anspruch nehmen, „richtiger“ oder „objektiver“ zu sein als eine andere. Wissenschaft wird so zu einer Erzählung unter vielen statt zu einem besonders zuverlässigen Erkenntnisweg.

Das ist der Punkt, an dem sich Butlers Ideen mit den radikaleren Strömungen der Critical Studies verbinden:

Wenn Wissen nur durch soziale Machtverhältnisse produziert wird, dann ist Wissenschaft auch nichts anderes als ein hegemoniales Machtsystem. Folglich kann jede Wissensform (indigenes Wissen, esoterisches Wissen, subjektive Erfahrung) epistemisch gleichwertig sein, weil es keine übergeordnete, objektive Instanz gibt, die eine Unterscheidung begründen könnte.

Kritik an solchen Relativismen wird nicht mehr als wissenschaftlicher Diskurs betrachtet, sondern als politischer Angriff gewertet – wer für objektive Maßstäbe in der Wissenschaft eintritt, gilt dann schnell als Verfechter eines „unterdrückerischen Systems“.

Hat Butler nur ein Narrativ geliefert oder eine ernsthafte erkenntnistheoretische Theorie?

Das ist die entscheidende Frage. In meinen Augen ist Butlers Theorie keine ernstzunehmende epistemologische Konzeption, sondern eine Mischung aus dekonstruktiver Sprachkritik und gesellschaftspolitischem Aktivismus.

  • Sie hat keine konsistente erkenntnistheoretische Theorie entwickelt, sondern lediglich eine kritische Strategie entfaltet, die bestehende Systeme dekonstruiert, ohne tragfähige epistemologische Alternativen zu bieten. Ihr Ansatz ist primär negativ – sie dekonstruiert bestehende Wissenssysteme, bietet aber keine überzeugende Theorie darüber, wie Erkenntnis stattdessen funktionieren soll. Ob man einen „Ursprung“ von menschlicher Erkenntnis mit Butlers Thesen erklären kann, scheint mehr als zweifelhaft.
  • Ihre Theorien sind extrem sprachzentriert. In der Wissenschaftsphilosophie ist jedoch weitgehend anerkannt, dass Erkenntnis nicht nur (holistisch) durch Sprache und Diskurs entsteht, sondern auch durch empirische Überprüfung, intersubjektive Reproduzierbarkeit und logische Konsistenz.
  • Ihre Schriften sind absichtlich unklar formuliert (wie auch von vielen Kritikern bemängelt, z.B. Martha Nussbaum oder Alan Sokal). Das macht es schwer, eine konsistente erkenntnistheoretische Position aus ihnen herauszulesen.

Allerdings haben sich die Denkmuster Butlers und ihrer postmodernen Kollegen tief in die Geisteswissenschaften eingegraben. Viele Institutionen haben sich derart an den Diskurs über Macht, Sprache und soziale Konstruktion gewöhnt, dass eine vollständige Umkehr kaum vorstellbar ist.

Die spannende Frage bleibt also: Entscheidend wird sein, ob die Wissenschaft sich langfristig aus der ideologischen Umklammerung radikal konstruktivistischer Diskurse befreien kann – oder ob diese Denkweise fortbesteht als neue Orthodoxie unter kritischem Anstrich.


Bezieht sich Butler bei ihrer Sprachzentriertheit auf Wittgenstein?

Butler bezieht sich durchaus auf Wittgenstein, aber auf eine sehr selektive Weise. Sie nutzt vor allem seinen späten Sprachphilosophie-Ansatz, insbesondere das Konzept der Sprachspiele und die Idee, dass Bedeutung durch Gebrauch entsteht. Dabei interpretiert sie ihn aber stark durch die Brille von Foucault und Derrida und führt ihn in eine Richtung, die mit Wittgensteins eigentlichem Denken nur bedingt kompatibel ist.

Wittgenstein und die Bedeutung von Sprache

Wittgenstein argumentiert in seinen späten Arbeiten (Philosophische Untersuchungen), dass Sprache nicht einfach eine Abbildung der Realität ist (Bildtheorie der Sprache, die er in der Logisch-philosophischen Abhandlung noch vertreten hatte), sondern ihre Bedeutung durch den Gebrauch in spezifischen Kontexten erhält. Sein Konzept der Sprachspiele beschreibt, dass es keine absolute, kontextfreie Bedeutung von Wörtern gibt, sondern dass ihre Bedeutung von den sozialen Praktiken abhängt, in denen sie verwendet werden.

Er geht aber nicht so weit, zu behaupten, dass Sprache die Realität erschafft. Vielmehr beschreibt er, wie unsere sprachlichen Begriffe in den Lebensformen verankert sind, in denen wir uns bewegen. Wittgenstein bleibt damit innerhalb eines pragmatischen Rahmens: Die Welt existiert unabhängig von der Sprache, aber unsere Art, sie zu beschreiben und zu verstehen, hängt von der Sprache und den sozialen Gepflogenheiten ab.

Butlers Übernahme und Transformation von Wittgenstein

Butler übernimmt diese Idee der Sprachabhängigkeit, aber sie radikalisiert sie in einem poststrukturalistischen Sinne. Ihr Konzept der Performativität ist gewissermaßen eine extreme Lesart der Sprachspiel-Theorie: Für Wittgenstein hat Sprache eine soziale Funktion, aber sie setzt nicht notwendig soziale Realitäten erst in Existenz. Für Butler erschafft Sprache soziale Realitäten – Geschlechtsidentitäten existieren nicht unabhängig von den sprachlichen und sozialen Praktiken, die sie hervorbringen.

Ein entscheidender Punkt ist hier ihr Bezug auf Sprechakte à la J.L. Austin. Sie greift die Idee auf, dass Sprache nicht nur beschreibt, sondern auch handelt (z.B. wenn jemand sagt „Hiermit erkläre ich euch zu Mann und Frau“ bei einer Hochzeit). Butler überträgt das auf Geschlecht: Geschlecht ist demnach nichts, was man hat, sondern etwas, was durch Sprache und Handlungen ständig hergestellt wird.

Das ist eine deutliche Erweiterung über Wittgenstein hinaus – sie kombiniert ihn mit Derridas Iterabilität (die Idee, dass Bedeutung nie fixiert ist und sich durch Wiederholung verändert) und Foucaults Machtdiskursen.

Ist Butlers Wittgenstein-Interpretation gerechtfertigt?

Das ist sehr umstritten. Viele Philosophen (u.a. Saul Kripke, Ian Hacking, John Searle) haben darauf hingewiesen, dass Wittgensteins Sprachphilosophie zwar kontextabhängig ist, aber nicht bedeutet, dass es keine objektive Realität gibt oder dass alle Begriffe beliebig formbar sind. Wittgenstein war kein Relativist – er hielt lediglich fest, dass unser Zugang zur Welt sprachlich und sozial vermittelt ist.

Butlers Interpretation ist also keine reine Wittgenstein-Adaption, sondern eine poststrukturalistische Neukombination, die seine Ideen in Richtung eines radikalen sozialen Konstruktivismus verschiebt. Damit entfernt sie sich erheblich von Wittgensteins ursprünglichem Pragmatismus.

Fazit: Ideensteinbruch, aber nicht treue Adaption

Ja, Wittgenstein war für Butler zweifellos eine Inspirationsquelle – aber sie hat ihn stark umgebaut und mit anderen Theorien vermischt. Während Wittgenstein betonte, dass Sprache in sozialen Kontexten Bedeutung erhält, geht Butler einen Schritt weiter und behauptet, dass Sprache soziale Identitäten erzeugt und stabilisiert. Damit macht sie aus Wittgensteins Sprachpragmatik ein Werkzeug für eine radikale Dekonstruktion sozialer Kategorien.


Haben Butlers Thesen einen sakralen oder gar religiösen Charakter – den einer „Heilslehre“?

Zumindest in bestimmten akademischen und aktivistischen Kreisen haben ihre Theorien eine fast sakrale Aura. Sie liefern ein kohärentes Weltbild, das nicht nur analysiert, sondern auch normative Vorgaben macht: Wer sich innerhalb dieses Denkgebäudes bewegt, erkennt nicht nur an, wie Geschlecht konstruiert wird, sondern auch wie es konstruiert werden sollte.

Der Vergleich mit einer Religionsgründerin ist gar nicht abwegig. Butler stiftet eine Weltanschauung mit einer eigenen Terminologie, einer bestimmten Vorstellung von Wahrheit und einer klaren Unterscheidung zwischen Gläubigen (die das Konzept der Performativität anerkennen) und Ungläubigen (die auf biologischen oder strukturellen Erklärungen bestehen). Das erinnert an das, was Thomas Kuhn als Paradigmen beschrieben hat: Innerhalb eines Paradigmas erscheint alles logisch und sinnvoll, aber von außen betrachtet wirken die Grundannahmen oft willkürlich oder fragwürdig.

Was macht Butlers Theorien „religiös“?

  1. Gründungsmythos: Geschlecht existiert nicht als biologische Tatsache, sondern wird durch Sprache und performative Akte erzeugt. Wer das nicht anerkennt, „versteht es nicht“ – eine Art initiatische Erkenntnis („Eingebung“).
  2. Sakrale Texte: Gender Trouble (1990) ist für viele eine Art Bibel der Gender Studies. Wer es nicht gelesen (oder richtig verstanden) hat, gilt schnell als Außenseiter.
  3. Heilige Sprache: Die Terminologie ist für Außenstehende oft schwer verständlich, fast wie ein esoterisches System, das nur Eingeweihte wirklich beherrschen.
  4. Ethische Imperative: Es gibt nicht nur eine Analyse gesellschaftlicher Zustände, sondern auch eine moralische Verpflichtung, diese zu verändern.
  5. Häresie und Ketzerverfolgung: Kritik wird oft nicht als wissenschaftlicher Widerspruch behandelt, sondern als moralisches Versagen. Wer etwa auf biologische Unterschiede zwischen den Geschlechtern hinweist, riskiert, als reaktionär oder transphob abgestempelt zu werden.
  6. Exegese und Auslegungskämpfe: Innerhalb der Critical Studies gibt es eine Art innerakademischen Streit darüber, wie Butlers Werk „richtig“ zu verstehen ist – ähnlich wie in religiösen Schriften, die unterschiedlich interpretiert werden.

Mary Baker Eddy und die Christian Science: eine Parallele?

Ein direkter Vergleich mit einem heute noch in den USA tief wirkenden Phänomen liegt vielleicht nicht ganz fern. Mary Baker Eddy hat mit der Christian Science ein Glaubenssystem geschaffen, das – ähnlich wie Butlers Theorie – radikal mit traditionellen Vorstellungen von Realität bricht. Ihre Kernidee, dass Krankheit eine Illusion ist und nur durch den richtigen Glauben (bzw. eine korrekte geistige Haltung) geheilt werden kann, zeigt eine frappierende Ähnlichkeit zu Butlers radikalem Konstruktivismus: Beide Theorien lösen materielle Gegebenheiten in sprachlich-diskursive Prozesse auf. Manche Parallele zwischen Baker Eddy und Butler lassen sich präzisieren:

  1. Leugnung des Materiellen
    • Baker Eddy: Krankheit existiert nicht wirklich, sondern ist eine Fehlinterpretation der göttlichen Realität.
    • Butler: Geschlecht existiert nicht als biologische Tatsache, sondern nur als performative Konstruktion.
  2. Sprache als zentrale Schöpfungsmacht
    • Baker Eddy: Die richtige geistige Haltung und das Gebet können die Realität verändern.
    • Butler: Sprache ist das Medium, durch das Realität (z. B. Geschlechtsidentität) erst hervorgebracht wird.
  3. Glaube versus Wissenschaft
    • Baker Eddy lehnt die Medizin als überflüssig ab, da Heilung allein durch geistige Praxis erfolgen soll.
    • Butler lehnt biologische Konzepte von Geschlecht und Identität als soziale Konstruktionen ab.
  4. Exklusiver Wahrheitsanspruch
    • Wer Christian Science nicht versteht oder ablehnt, gilt als unwissend oder fehlgeleitet.
    • Wer Butlers Theorien nicht akzeptiert, wird oft als ignorant oder ideologisch rückständig betrachtet.
  5. Moralischer Aktivismus
    • Christian Science propagiert eine Heilungsbewegung, die sich als moralisch überlegen ansieht.
    • Butlers Anhänger sehen sich als moralische Avantgarde, die soziale Gerechtigkeit durch ein neues Verständnis von Geschlecht und Identität herstellt.
  6. Sektenhafte Strukturen
    • Christian Science war lange Zeit eine abgeschlossene Gemeinschaft mit einer starken Binnenloyalität.
    • Teile der Critical Studies zeigen ähnliche sektenhafte Tendenzen, etwa wenn abweichende Meinungen innerhalb der Bewegung geächtet werden.

Aber warum ist Butler so einflussreich?

Das liegt zum Teil daran, dass sie nicht nur eine abstrakte Theorie liefert, sondern ein Modell, das konkrete soziale Probleme anspricht (Diskriminierung, Identität, Machtstrukturen). Das macht es für viele attraktiv, weil es nicht nur analytisch, sondern auch aktivistisch anwendbar ist.

Allerdings führt das auch zu einer Immunisierung gegen Kritik: Wer gegen Butlers Thesen argumentiert, kritisiert nicht einfach nur eine Theorie, sondern greift eine ganze politische Bewegung an – und wird entsprechend behandelt. Das ist ein weiterer Aspekt, der an eine Religion erinnert: Die Verteidigung der Theorie ist nicht nur intellektuell, sondern oft auch emotional und moralisch aufgeladen.

Warum sind solche Denksysteme so attraktiv?

Beide Systeme versprechen eine Art Befreiung: Christian Science von Krankheit und körperlichem Leiden, Gender-Performativität von den Zwängen biologischer oder gesellschaftlicher Determinierung.

Das macht sie emotional sehr wirksam – und immunisiert sie gegen Kritik. Denn wer Kritik übt, wird nicht als rationaler Skeptiker wahrgenommen, sondern als jemand, der das Befreiungsprojekt behindert.

Der Vergleich zwischen Butler und Baker Eddy ist nach meiner Ansicht erhellend. In beiden Fällen wird eine epistemische Umwälzung angestrebt, die letztlich auf einer Leugnung materieller Realität basiert. Interessanterweise sind beide Frauen produktiver als viele ihrer Zeitgenossen, weil sie kohärente Weltbilder liefern, die sowohl Erklärung als auch Handlungsanleitung bieten – und genau das macht sie so einflussreich. Nur beruht all dies bei beiden letztlich auf einem ‚Es ist so!‘ – also nicht auf nachvollziehbarer Begründung oder Überprüfbarkeit, sondern auf autoritativem Setzen und damit, weitergedacht, auf Glauben.

Hat Butler einen positiven Beitrag geleistet?

Trotz all der Kritik kann man Butler zugutehalten, dass sie bestimmte Aspekte sozialer Konstruktion präziser formuliert hat als viele vor ihr. Die Idee, dass Identitäten nicht starr sind, sondern in sozialen Kontexten verhandelt werden, ist nicht völlig falsch – die Frage ist nur, ob sie so radikal sein muss, dass sie biologische und materielle Grundlagen völlig negiert.

Aber genau das ist die zentrale Frage auch dieser kleinen Artikelserie: Warum entwickeln Menschen so komplexe Denksysteme, die letztlich auf erkenntnistheoretischem Relativismus beruhen? Warum ist es für sie attraktiv, jede vermeintlich objektive Wahrheit als soziale Konstruktion zu entlarven?

Ich vermute, es hat etwas mit Kontrolle zu tun: Wenn alles Konstruktion ist, dann gibt es nichts, was außerhalb des Diskurses festgelegt ist – und damit können diejenigen, die den Diskurs dominieren, auch die Wirklichkeit nach ihren Vorstellungen formen. Das hat etwas zutiefst Verführerisches – und noch etwas weitaus Gefährlicheres.


1 „Performativität“ bezeichnet in Butlers Theorie den Gedanken, dass Sprache und soziale Praktiken Wirklichkeit nicht nur beschreiben, sondern herstellen – insbesondere dort, wo Identität durch wiederholte Zuschreibungen und Handlungen entsteht. Kurz gesagt: Sprechen ist Handeln.


Jacques Derrida: Dekonstruktion als Methode (Erkenntnisrelativismus Teil 5)

Der Hammer des Dekonstruktivismus (Microsoft Copilot)

Dekonstruktion als Methode

Derrida entwickelte die Dekonstruktion als eine Strategie, um die scheinbare Stabilität von Sprache und Bedeutung infrage zu stellen. Er zeigte, dass Bedeutung niemals endgültig fixiert ist, sondern sich durch ein unendliches Netz von Differenzen und Kontexten verschiebt („différance“).

Sprache wird nicht als neutrales Medium betrachtet, sondern als ein System von Zeichen, das keine feste Verbindung zu einer objektiven Realität besitzt. Begriffe erhalten ihre Bedeutung nur in Relation zu anderen Begriffen, nicht durch eine direkte Referenz auf die Welt. Man muss sich, um dieses Prinzip richtig einordnen zu können, vorstellen, dass damit den in Dichotomien traditionell verwendeten Einzelbegriffen (Wahrheit/Falschheit, Gerechtigkeit/Ungerechtigkeit, Subjekt/Objekt, männlich/weiblich) der Boden entzogen wird, da jede dieser Kategorien nur durch ihre Relation zur Gegenkategorie existiert und semantische Bedeutung entfaltet.

In diesem Gedanken kristallisiert sich das Prinzip der Dekonstruktion besonders deutlich: Die Bedeutung des Begriffes schwebt, entsteht aus Differenz (différance!) – aber sie lässt sich nie ganz greifen, weil sie immer auf ein Anderes verweist, das selbst wieder nur durch Verweis funktioniert. Ein unendlicher Aufschub der Bedeutung also. Der Gedanke an Schrödinger Katze kommt unwillkürlich in den Sinn: Die Katze ist immer zugleich lebendig, tot – Derrida fügt seinen Begriffen sogar noch einen dritten Zustand hinzu: es handelt sich vielleicht sogar um gar keine Katze, sondern nur um ein Signifikant, der seine Identität aus der Differenz zu „Hund“ bezieht.

Konsequenzen für Erkenntnistheorie und Wissenschaft

Diese Ideen haben tiefgreifende Auswirkungen auf die Möglichkeit objektiver Erkenntnis:

Derrida lehnt die Vorstellung ab, dass Sprache die Welt objektiv abbilden kann. Jede Behauptung von Wahrheit ist in seinen Augen bereits durch kulturelle, sprachliche und machtpolitische Strukturen vermittelt. Er verneint damit jegliche Metaphysik als transzendentes System übergeordneter Bedeutungen ebenso wie einen Logozentrismus, der eine Verständigung über Begriffsinhalte voraussetzt.

Wenn Bedeutung instabil ist, dann wird auch das Konzept „objektiver Wahrheit“ fragwürdig. Dies unterminiert klassische wissenschaftliche Ansprüche auf neutrale oder universale Erkenntnis und damit den objektiven Wahrheitsbegriff selbst: Jede Theorie ist in sprachliche und kulturelle Kontexte eingebettet, womit jeder „absolute Wahrheitanspruch“ hinfällig wird und nur als ein narratives Konstrukt auf der sprachlichen Ebene betrachtet werden kann.

Einfluss auf den Erkenntnisrelativismus

Derridas Werk wurde zur intellektuellen Grundlage für zahlreiche Strömungen des Erkenntnisrelativismus:

Viele Vertreter der Critical Studies nutzen Derridas Ansatz, um hegemoniale Wissenssysteme grundsätzlich zu kritisieren. Wenn Sprache und Wissen machtgesteuert sind, dann ist Wissenschaft nicht mehr als objektives Streben nach Wahrheit zu verstehen, sondern als eine Form der Diskurskontrolle.

Die Berufung auf Derrida führt In den Sozial- und Geisteswissenschaften zunehmend dazu, dass Wissen zunehmend als durch soziale, kulturelle und sprachliche Kontexte geformt betrachtet wird mit der Folge, dass Methoden objektiver Untersuchungen in den Hintrgrund geraten. Es ist nicht auszuschließen, dass hierin die Replikationskrise der Sozial- und Geisteswissenschaften eine ihrer Wurzeln hat. Replikation setzt Intersubjektivität voraus – die jedoch kaum mehr eingefordert wird, wenn alles als sozial konstruiert gilt.

Die maximale Position, die vermeintlich durch Derrida gerechtfertigt wird, ist ein radikaler Konstruktivismus, der Wissenschaft nicht mehr als besondere Form der Erkenntnis sieht, sondern als eine unter vielen gleichwertigen Perspektiven – etwa neben indigenem Wissen, Mystik oder esoterischen Weltbildern.

Derridas fehlendes Narrativ: Dekonstruktion als selbstbegründener Ansatz

Während Lyotard zunächst das postmoderne Zeitalter mit dem Pinsel großer Zivilisationsdiagnosen malt, fährt Derrida ohne Umstände und ohne Vorbereitung mit dem Presslufthammer in die Fundamente der Begriffswelt. Wenn Lyotard noch ein System nachzeichnet – mit allen Brüchen und Verwerfungen –, dann reißt Derrida die Idee einer Systematik selbst in Trümmer. Man könnte sagen: Der eine beschreibt, warum niemand mehr an die große Bühne glaubt. Der andere: warum es überhaupt keine Bühne mehr geben kann.

Und genau deshalb entfaltet Derridas Dekonstruktivismus eine so zersetzende Kraft: Nicht nur Theorien, sondern auch Begriffe, Kategorien, ja selbst der Gedanke an Struktur werden unter Verdacht gestellt – als Produkte eines unentrinnbaren Netzes von Differenzen, Hierarchien und Ausschlüssen. Wenn Lyotard das Narrativ aufkündigt, dann kündigt Derrida dem Erzähler.

Derrida betreibt Fundamentalkritik – ohne selbst ein Fundament zu liefern. Sein Denkansatz ist wie ein Seismograph für Bedeutungsinstabilität, aber kein architektonisches Werkzeug für rationale Erkenntnis. Er dekonstruiert die Brücke – bevor jemand sicher das Ufer erreicht hat.

Kritik und Kontroversen

Während Derridas Ansatz tiefgreifende Impulse für die Geisteswissenschaften geliefert hat, gibt es auch erhebliche Kritik an seinen Konsequenzen:

Unklarheit und Vagheit: Seine Schriften sind bewusst mehrdeutig und schwer fassbar, was viele als intellektuelle Nebelkerzen kritisieren.

Praktische Nutzlosigkeit: Viele Wissenschaftsphilosophen argumentieren, dass die Dekonstruktion zwar spannende Fragen aufwirft, aber keine Lösungen für epistemologische Probleme bietet. Sie ist a priori rein destruktiv. Anders als Foucault mit seinem Macht-Wissen-Konzept und Lyotard mit den großen Erzählungen liefert er im Grunde keinen einführenden oder begründenden Kontext für seine Methode. Der Dekonstruktovismus ist der Presslaufthammer der postmodernen Philosophie. Das Terrain wird nicht erkundet und auch nicht vorbereitet – es wird sofort dekonstuiert.

Gefahr der Beliebigkeit: Wenn Bedeutung vollständig relativ ist, dann droht ein Zustand, in dem keine rationalen Argumente mehr überzeugen können, da alles nur eine Perspektive unter vielen ist: auch der Relativismus selbst.

Missbrauch im postmodernen Diskurs: Derridas Konzepte wurden oft in einer Weise popularisiert, die in eine extreme Relativierung von Wahrheit und Wissenschaft mündet (z. B. in radikalen postkolonialen oder gender-theoretischen Ansätzen).

Derrida erscheint – in Reminiszenz an Nietzsches berühmte Selbstbeschreibung – als der eigentliche „Philosoph mit dem Hammer“ der Postmoderne. Doch während Nietzsche seine Götzen noch prüfte, bevor er sie zerlegte, scheint Derrida den Resonanztest zu überspringen. Er dekonstruiert nicht nur das Gebälk der Metaphysik, sondern gleich die Balken, auf denen Verständigung über Wahrheit überhaupt ruhen könnte.

Fazit: Derrida als Vordenker des Erkenntnisrelativismus

Derrida hat keine klassische erkenntnistheoretische Position entwickelt, sondern vielmehr eine Methodologie bereitgestellt, die von Relativisten aufgenommen wurde. Seine Dekonstruktion ist nicht per se erkenntnisfeindlich, aber sie entzieht sich bewusst jeder erkenntnistheoretischen Verantwortung. In einer Zeit, die gerade nach epistemischer Orientierung verlangt, wird das schnell zur Einladung an den Relativismus. Dadurch wurde er zu einer Schlüsselfigur für den modernen Erkenntnisrelativismus – oft eher durch seine Wirkung als durch seine eigentlichen Intentionen.

Das zeigt, wie Derrida den Boden für die Relativierung von Erkenntnis bereitet hat, ohne selbst eine kohärente erkenntnistheoretische Alternative zu formulieren. Sein Einfluss auf Denkfiguren wie bei Judith Butler, die später auf der Grundlage sprachlicher Dekonstruktion ganze Konzepte wie Geschlecht oder Identität neu konzipieren, zeigt, wie weitreichend Derridas Impuls war – und wie radikal sich die Folgen entfalten können, wenn Sprache zum Realitätssurrogat wird.

Derridas Philosophie wirkt auf viele postmoderne Bewegungen wie ein intellektueller Blankoscheck: Eine eigene konsistente Theorie ist gar nicht mehr erforderlich – solange man nur überzeugend darlegen kann, dass alle anderen fragwürdig sind. Der Dekonstruktivismus liefert das perfekte Werkzeug dafür: Er zielt nicht auf Erkenntnis, sondern auf Entkernung. Wer nichts aufbauen will, sondern allein bestehende Begriffe, Kategorien und Wahrheiten destabilisieren möchte, findet in Derridas Denken die philosophische Legitimation. Glänzend, scharf – aber ohne Griff. So wird die Verweigerung zur Tugend, und der Abbruch zum eigentlichen Projekt.


Jean-François Lyotard: Das Ende der großen Erzählungen? (Erkenntnisrelativismus Teil 4)

Lyotard: Das Ende der großen Erzählungen (Microsoft Copilot)

Jean-François Lyotard gilt als einer der prominentesten Denker der Postmoderne, nicht zuletzt aufgrund seines 1979 erschienenen Werks La Condition postmoderne (deutsch: Das postmoderne Wissen). Der zentrale Satz, der ihm seither vorauseilt, ist berühmt und berüchtigt zugleich:

„Das postmoderne Wissen ist ungläubig gegenüber den Metanarrativen.“

Was meint Lyotard mit „Metanarrativen“? Gemeint sind die großen Sinn- und Geltungserzählungen der Moderne – etwa der Fortschrittsglaube der Aufklärung, der Historismus des Marxismus, die universelle Vernunft der Wissenschaft oder auch die Idee des gesellschaftlichen Fortschritts durch technische Rationalität. All das wird bei Lyotard nicht in erster Linie „widerlegt“, sondern delegitimiert – weil es seiner Ansicht nach den Anspruch erhebt, Wahrheit zu „besitzen“ und damit andere Stimmen zu marginalisieren.

Lyotards Kritik am „Erkenntnisimperialismus“ solcher Metanarrative lässt sich durchaus als historischer Einspruch verstehen: Die Moderne war nicht nur ein Zeitalter der Aufklärung, sondern auch eines der Kolonialisierung, der Verwertungslogik und der Ausschlüsse. Insofern stellt Lyotard – ähnlich wie Foucault – die Frage: Wer spricht? Mit welchem Anspruch? Und wem wird das Sprechen verwehrt?

Doch wo endet kritische Reflexion – und wo beginnt erkenntnistheoretische Erosion?

Lyotards Kritik an den hegemonialen Strukturen „großer Wahrheiten“ hat durchaus einen bedeutsamen Impuls gesetzt hat, der die Wissenschaft dazu zwingt, über ihre eigenen historischen Blindflecken und Machtverflechtungen nachzudenken.

Lyotard plädiert für eine Pluralität von „Sprachspielen“, die nicht auf einen einheitlichen Maßstab gebracht werden können. Dabei übernimmt er Wittgensteins Idee der kontextabhängigen Sprachspiele, überspitzt sie jedoch in Richtung eines unversöhnlichen Nebeneinanders. Was bei Wittgenstein Spielräume für Verständigung lässt, wird bei Lyotard zu einer Art epistemischem Partikularismus: Jede Wahrheit hat ihren eigenen Spielplatz – und einen Schiedsrichter gibt es nicht mehr.

Für den erkenntnistheoretischen Diskurs birgt das aber erhebliche Gefahren: Wenn sich Wissenschaft nicht mehr durch methodisch begründbare Geltungsansprüche auszeichnen darf, sondern nur noch als eines von vielen gleichwertigen Sprachspielen gilt, dann droht nicht Vielfalt, sondern Beliebigkeit. Lyotards kritisches Anliegen – Sensibilität für Marginalisiertes, ein waches Auge für die Gewalt der Systeme – wird dann unterlaufen von einer epistemologischen Weigerung, noch zwischen besser und schlechter, zwischen begründet und unbegründet zu unterscheiden.

Die Frage ist also nicht, ob Lyotard recht hat mit seiner Kritik an den Allmachtsansprüchen der Moderne – sondern ob die Antwort darauf wirklich der Rückzug ins Fragmentarische und das Aufgeben von Objektivität und Universalität sein kann.


Lyotards These und ihre kulturelle Tiefenwirkung

In der Tat halte ich Lyotards These vom Ende der großen Narrative für vielleicht die einflussreichste „modernistische“ Strömung überhaupt, die viele Menschen und ganze gesellschaftliche Gruppen erfasst hat, die vom Begriff des erkenntnisphilosophischen Relativismus noch nie etwas gehört haben.

Lyotards These vom Ende der großen Erzählungen hat eine kulturelle Tiefenwirkung entfaltet, die weit über akademische Diskurse hinausreicht. Der Begriff des „Relativismus“ mag den meisten Menschen fremd sein – das Lebensgefühl, das Lyotard diagnostiziert (oder mitverursacht?), ist es längst nicht mehr.

Man könnte sagen: Was in Lyotards Werk als philosophisch formulierte Diagnose erscheint, ist heute gesellschaftliche Grundstimmung. Das Misstrauen gegenüber Institutionen, Wissenschaft, Politik und Presse, die Ablehnung einheitlicher Maßstäbe, die Behauptung, jede Meinung sei irgendwie gleich gültig – all das ist die populäre Verflachung eines Gedankens, der einmal als subtile Kritik an erkenntnisleitender Macht gedacht war.

Wenn es keine geteilten Erzählungen mehr gibt – keinen gemeinsamen Rahmen von Vernunft, Fortschritt, Aufklärung –, dann wird jede Position zur Erzählung unter vielen. Und aus kritischer Pluralität wird zersplitterte Weltaneignung.


Einfluss ohne Begriff – die Popularisierung des postmodernen Misstrauens

Die vielleicht folgenreichste Wirkung von Lyotards These liegt darin, dass sie auch dort wirkt, wo niemand ihren Urheber kennt. Das „Ende der großen Erzählungen“ ist zu einem kulturellen Impuls geworden, der sich tief ins gesellschaftliche Selbstverständnis eingegraben hat – gerade in den westlichen Demokratien.

Dass man „den Medien“ nicht mehr traut, „der Wissenschaft“ keine grundsätzlich objektivierende Rolle mehr zuschreibt, dass Politik als bloße Machtrhetorik wahrgenommen wird – all das sind Symptome eines epochalen Vertrauensverlusts, der sich philosophisch elegant als „postmodern“ beschreiben lässt, aber ganz reale Spaltungen erzeugt. Und auch dort, wo der Verdacht berechtigt ist, etwa gegenüber dogmatischen Systemen oder ideologischen Wissenschaftsverwertungen, wird er durch seine Verallgemeinerung zur Sackgasse: Wenn alles Narrativ ist, hat am Ende niemand mehr etwas zu sagen.


Lyotard als kritischer Wegbegleiter – nicht als Letztinstanz

Lyotards Denkfigur berührt meine eigenen Fragestellungen zu Wahrheit und Vernunft an einem zentralen Punkt. Und gerade deshalb ist er so fruchtbar. Nicht trotz, sondern wegen seiner Begrenzungen.

Lyotard, obwohl im allgemeinen Bewusstsein als Name wenig bekannt, hat mich eigentlich zur tiefsten Reflexion des Relativismus-Themas im Hinblick auf meine humanistisch-rationale Weltsicht gebracht. Deshalb sei diesem Aspekt hier auch noch der notwenige Platz eingeräumt.

Als skeptischer Humanist stehe ich Lyotards berühmter These vom Ende der großen Erzählungen mit zwiespältigen Gefühlen gegenüber. Zu sehr widerspricht der radikale Zweifel an universalen Wahrheitsansprüchen dem Geist der wissenschaftlichen Aufklärung, der mich geprägt hat. Diese baut auf der Idee auf, dass es intersubjektiv überprüfbare Wahrheiten und verlässliche Methoden gibt – ein Fundament, das Lyotards Postmoderne kühn in Frage stellt. Und doch ist seine Diagnose nicht einfach von der Hand zu weisen. Spätestens nach den Katastrophen des 20. Jahrhunderts – von Auschwitz bis Hiroshima – ließ sich der naive Glaube an einen geradlinigen Fortschritt und an allumfassende Heilsversprechen kaum aufrechterhalten. In diesem Licht erscheint Lyotards Skepsis gegenüber den großen Erzählungen verständlich: Sie traf – und trifft – einen Nerv der ernüchterten Spätmoderne und mahnt uns, die eigenen Gewissheiten kritisch zu hinterfragen. So bleibt seine Position aus Sicht der wissenschaftlichen Vernunft zwar hochproblematisch, aber eben nicht gänzlich unberechtigt.

Vom Zweifel zur Beliebigkeit – der Schritt ins Leere

Diese Ambivalenz prägt auch unsere Gegenwart. Lyotards geistiges Erbe – das Infragestellen allgemeingültiger Meta-Narrative – spiegelt sich heute in Phänomenen wie verbreiteter Wissenschaftsskepsis, der Blüte von Pseudomedizin und einer schleichenden Abwertung von Expertise. In populären Schlagworten wie „gefühlte Wahrheit“ und „postfaktisches Denken“ zeigt sich dieser Zeitgeist besonders deutlich: Fakten zählen oft weniger als das Narrativ, das sich subjektiv wahr anfühlt, was zu einer Erosion rationaler Diskurse führt. Gerade angesichts solcher postmoderner Einflüsse muss sich die skeptische Aufklärung neu legitimieren. Mehr denn je brauchen wir heute eine Haltung der Aufklärung – aber eine, die sich nicht selbst als dogmatische große Erzählung geriert, sondern als offener, selbstkritischer Prozess. Sie sollte deutlich machen, dass Rationalität, Evidenz und überprüfbare Fakten keine willkürlichen Konstrukte unter vielen sind, sondern der verlässlichste Kompass, den wir als Gesellschaft besitzen. Nur so kann die skeptisch-humanistische Vernunft im Sturm der postfaktischen Beliebigkeit Kurs halten und ihren unverzichtbaren Platz im Diskurs behaupten.

Kritik an Lyotards Konsequenz: Wahrheit darf nicht verloren gehen

Lyotards große Schwäche ist nicht unbedingt seine Diagnose, sondern seine Konsequenz. Wer erkennt, dass sich Wahrheiten oft in den Dienst von Macht, Diskursdominanz oder kulturellen Interessen stellen lassen – und dass große Narrative historische und soziale Funktionen haben –, der muss noch lange nicht den Wahrheitsbegriff selbst aufgeben.

Das wäre nämlich, als werfe man den ganzen Packen Zeitungen in den Müll, weil man darin Werbung entdeckt hat. Dabei ist es doch der eigentliche Fortschritt der Aufklärung gewesen, zwischen den Mechanismen der Verblendung und den Verfahren der Erkenntnis zu unterscheiden. Es gibt keinen Grund, dies nun beiseite zu schieben. Nur weil es Wahrheitsmissbrauch gibt, folgt daraus nicht, dass es keine Wahrheit gibt.

Der verpasste Schritt: Wissenschaft als lernfähiger Wahrheitsprozess

Lyotard verkennt, dass gerade ein kritisch reflektierter Wahrheitsbegriff – wie ihn Popper oder auch Habermas entwickeln – ein wirksames Mittel sein kann, um sich eben nicht in ideologische Großnarrative einfangen zu lassen. Wissenschaft etwa beruht nicht auf einem unverrückbaren Dogma, sondern auf kritikfähigen Theorien, auf dem Prinzip der Falsifizierbarkeit, auf öffentlicher Nachvollziehbarkeit. Sie ist selbst kein Narrativ (womit immer wieder versucht wird, sie zu delegitimieren) ,sondern ein offener, prinzipiell zur Selbstkorrektur fähiger Diskurs.

Lyotards Stärke liegt in seiner scharfen Sensibilität für Sprachspiele, Machtdiskurse und die Rolle von Legitimation. Aber er lässt die Unterscheidung vermissen zwischen einem legitimen Universalitätsanspruch, der im Dienst einer offenen Gesellschaft steht – und einem hegemonialen Wahrheitsanspruch, der Abweichungen unterdrückt. In dieser Unterscheidung liegt für den skeptischen Humanismus ein zentraler Punkt: Nicht alle großen Erzählungen sind gleich. Nicht jede Behauptung von Wahrheit ist Herrschaftsstrategie. Und nicht jedes gemeinsame Orientierungssystem ist ein ideologischer Käfig.

Dies führt über Lyotard hinaus – nämlich hin zu der Frage, wie man Wahrheit denken kann, nachdem man ihre historischen, kulturellen und sozialen Kontexte verstanden hat. Das wäre keine Rückkehr zur Naivität – sondern eine aufgeklärte, gereifte Form des Wahrheitsbegriffs. Und genau das ist es, was der Skeptizismus heute leisten kann und sollte.

ja, Lyotard hätte innehalten müssen und den Wahrheitsbegriff näher betrachten. Er hätte ja von Bacon über Hume und Kant genug Anknüpfungspunkte gehabt, ganz zu schweigen von den Bemühungen des Wiener Kreises und letztlich der popperschen Evolution des Wahrheitsgedankens. Seine Gedanken öffnen eine Tür, aber statt hindurchzugehen, zieht er sie zu und lehnt sich an die Wand. Dabei lag die Fortsetzung so nahe: Wer erkannt hat, wie sehr Wahrheitsansprüche in Macht- und Diskurskontexte eingebettet sind, steht nicht notwendigerweise vor der Auflösung von Wahrheit – sondern vor ihrer Verfeinerung.

Denn genau das haben Hume, Kant, der Wiener Kreis, Popper (und mit ihm Lakatos, Toulmin, ja sogar Quine in differenzierter Form) ja versucht: Wahrheit nicht mehr als ewige Gewissheit zu verstehen, sondern als regulative Idee, als heuristische Kategorie, als asymptotisches Ziel eines offenen, prinzipiell korrigierbaren Erkenntnisprozesses.

Lyotard steht gewissermaßen an der Schwelle zwischen Dekonstruktion und Neukonstruktion – aber verweigert sich der zweiten. Seine Kritik am „Großen Erzählen“ hätte die Wissenschaftsphilosophie enorm bereichern können, wenn er nicht den Schritt zur rekonstruktiven Aufklärung gescheut hätte. Vielleicht, weil er sie nicht als Möglichkeit sah. Vielleicht, weil sein Augenmerk zu sehr auf den pathologischen Formen von Universalismus lag – und nicht auf dessen emanzipatorischem Potenzial.

Der humanistische Ausweg: Rekonstruktion statt Resignation

Gerade der skeptische Humanismus kann hier eine Brücke bauen: Er kennt das Bedürfnis nach narrativer Orientierung – aber er besteht auf einem Narrativ der Offenheit, der Begründbarkeit, der Selbstkorrektur. Er kennt die Geschichte der Verblendung – aber auch die Geschichte des Fortschritts durch Kritik. Lyotards „Ende der großen Erzählungen“ wäre dann nicht eine „Endstation Nihilismus“, sondern der Übergang in eine neue Phase von Vernunft: nicht allwissend, aber redlich. Nicht absolut, aber verantwortungsfähig.

Vom Diskurs zum Kompass – Wahrheit im Licht der Aufklärung

Lyotards Denkfigur berührt meine eigenen Fragestellungen zu Wahrheit und Vernunft an einem zentralen Punkt. Und gerade deshalb ist er so fruchtbar. Nicht trotz, sondern wegen seiner Begrenzungen.

Gerade dieser Punkt – dass sich aus der Erkenntnis des „Legitimationsverlusts der großen Erzählungen“ nicht das Ende von Wahrheit ergibt, sondern der Bedarf nach einem neuen Wahrheitsbegriff – ist die entscheidende Weggabelung. Lyotard biegt links ab, der humanistische Skeptiker geht geradeaus. Und genau an diesem Kreuzungspunkt wird deutlich, dass kritisches Denken nicht in Beliebigkeit münden muss, sondern in verantwortbare Erkenntnisfähigkeit, auch und gerade angesichts der Fragilität ihrer Grundlagen.


Der nächste Artikel wird sich mit Jacques Derrida beschäftigen.

Michel Foucault: Originärer oder missverstandener Relativist? (Erkenntnisrelativismus Teil 3)

Macht, Wissen und Diskurs: Allegorie auf Foucaults Zentralbegriffe (Microsoft Copilot)

Wenn man über die Entstehung des Relativismus in der modernen Theoriegeschichte spricht, führt an Michel Foucault kein Weg vorbei. Kaum ein Denker des 20. Jahrhunderts hat das Verhältnis von Wissen, Macht und Wahrheit so nachhaltig verunsichert – und zugleich so viele Disziplinen geprägt.

Michel Foucault ist eine der zentralen Figuren in der Diskussion um epistemologischen Relativismus, auch wenn er selbst sich nicht ausdrücklich als Relativist bezeichnete. Seine Analysen von Macht, Wissen und Diskurs haben jedoch erheblich dazu beigetragen, die Vorstellung von objektiver Wahrheit infrage zu stellen und wissenschaftliche Erkenntnisse als historisch kontingent zu betrachten.

Foucaults Grundkonzepte

Foucaults Werk konzentriert sich auf die Analyse der Wechselwirkungen zwischen Wissen und Macht. Er argumentiert, dass Wissen niemals unabhängig von Machtstrukturen existiert, sondern vielmehr durch sie produziert wird. In seinem berühmten Werk Die Ordnung der Dinge (1966) stellt er die Idee eines kontinuierlichen wissenschaftlichen Fortschritts infrage und zeigt stattdessen, wie sich Wissensordnungen („Episteme“) in verschiedenen historischen Epochen grundlegend verändert haben. Ähnlich argumentiert er in Überwachen und Strafen (1975), dass gesellschaftliche Institutionen (z. B. Gefängnisse oder psychiatrische Kliniken) nicht nur repressiv wirken, sondern auch bestimmte Wissensformen hervorbringen, die das Verhalten der Menschen steuern.

In Die Archäologie des Wissens (1969) führt er die Methode der Diskursanalyse ein, mit der er untersucht, wie bestimmte Wahrheiten in einem historischen Moment durch Sprache und institutionelle Praktiken erzeugt werden. Später verfeinert er diese Perspektive mit dem Konzept der Genealogie, das er in Werken wie Der Wille zum Wissen (1976) anwendet. Hier zeigt er, dass gesellschaftliche Normen und Wahrheiten nicht das Ergebnis rationaler Einsicht oder wissenschaftlicher Fortschritte sind, sondern durch historische Kämpfe und Machtdynamiken geformt werden.

Foucault und epistemologischer Relativismus

Foucaults Ansatz wird oft als Grundlage für epistemologischen Relativismus herangezogen, da er suggeriert, dass es keine überzeitlichen, objektiven Wahrheiten gibt, sondern nur kontextspezifische Wahrheitsregime. Seine Idee der „Macht-Wissen-Komplexe“ zeigt auf, dass wissenschaftliche Erkenntnisse nicht einfach „entdeckt“, sondern im Rahmen sozialer und politischer Machtverhältnisse produziert werden. Das hat viele postmoderne Theoretiker inspiriert, die argumentieren, dass jeglicher Wahrheitsanspruch letztlich eine Funktion von Machtinteressen sei.

Kritiker – darunter Paul Boghossian – werfen Foucault vor, mit seiner radikalen Kontextualisierung von Wissen den Boden für einen nihilistischen Relativismus bereitet zu haben, in dem jede Form von Wahrheit als bloßes Produkt sozialer Konstruktionen erscheint. Tatsächlich hat Foucault selbst immer wieder betont, dass er keine absolute Ablehnung von Wahrheit vertritt, sondern lediglich darauf hinweisen will, dass unser Verständnis von Wahrheit in historischen Kontexten verankert ist.

Bedeutung und Rezeption

Foucaults Arbeiten haben unbestritten dazu beigetragen, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Wissen nicht neutral ist und dass Wissenschaftsgeschichte oft von Machtinteressen geprägt ist. Doch sein radikaler Historismus führt in der Konsequenz dazu, dass sich kaum mehr Kriterien für eine objektive Unterscheidung zwischen „wahren“ und „unwahren“ Behauptungen finden lassen. Das hat insbesondere in den Geistes- und Sozialwissenschaften zu einem stark relativistischen Denken geführt, das sich oft gegen universalistische Wahrheitsansprüche richtet.

Gleichzeitig bleibt sein Werk eine wichtige Grundlage für kritische Wissenschaftstheorie, da es den Blick für die sozialen und politischen Bedingungen von Wissenserzeugung schärft. Die Herausforderung besteht darin, Foucaults Erkenntnisse über die soziale Konstruktion von Wissen ernst zu nehmen, ohne in einen völligen epistemologischen Relativismus zu verfallen.

Fazit

Michel Foucault hat ohne Zweifel einen erheblichen Einfluss auf relativistische Tendenzen in der Wissenschaftstheorie ausgeübt, auch wenn er sich selbst nicht explizit als Relativist verstand. Sein Konzept der Macht-Wissen-Strukturen und seine genealogische Methode haben gezeigt, dass Wissen immer in soziale und politische Kontexte eingebettet ist. Die kritische Frage bleibt, ob dies bedeutet, dass objektive Wahrheit unmöglich ist, oder ob es dennoch sinnvolle Kriterien für Wissensansprüche geben kann. In der Debatte um epistemologischen Relativismus bleibt Foucault daher eine Schlüsselfigur, die sowohl fruchtbare Impulse als auch kritische Herausforderungen liefert.

Kritik

Was auffällt: Ist Foucault bei seiner Analyse allzu retrospektiv? Natürlich sind Wissen und „Wahrheit“ zeitbedingt (was ja das „Wissen“ in der religiös beherrschten Zeit von Kaiser Konstantin bis zur Renaissance beweist, wie z.B. beim absolut gedachten Wahrheitsbegriff von Francis Bacon, der im Grunde das reine Gegenteil von Poppers Wahrheitsbegriff ist), aber das heißt doch nicht, dass Erkenntnis und Erkenntnisverfahren nicht fortschreiten, sich in RIchrung auf Objektivierung bewegen und sich mit verfeinerten Methoden der „Wahrheit“ annähern? Setzt Faucoult die historische Analyse nicht allzu absolut?

Genealogie und Archäologie des Wissens sind zweifellos faszinierende Instrumente zur Analyse historischer Diskurse, aber sie tendieren dazu, Erkenntnisprozesse primär als Ausdruck von Machtstrukturen und historischen Kontingenzen zu begreifen. Damit rückt die Möglichkeit eines fortschreitenden Erkenntnisgewinns oder einer Annäherung an objektive Wahrheit, die diese Zeitbedingtheit zunehmend hinter sich lässt, stark in den Hintergrund.

Während Foucault in der Archäologie des Wissens noch versuchte, historische Wissensordnungen systematisch zu beschreiben, verschiebt sich in der Genealogie der Fokus auf die Frage: Wie entstehen Wahrheiten durch Kämpfe, Institutionen, Körpertechniken – und wie stabilisieren sie sich durch soziale Kontrolle?

Foucault selbst hat sich gegen die Vorstellung gewehrt, er sei ein Relativist – aber seine Betonung, dass Wissen stets an spezifische gesellschaftliche Machtverhältnisse und Diskursordnungen gebunden sei, öffnet genau diesem Relativismus Tür und Tor. Denn wenn jede Epoche ihre eigene Wahrheit konstruiert, bleibt die Frage, ob es überhaupt übergeordnete Maßstäbe für Fortschritt in der Erkenntnis geben kann.

Foucaults bewusste Verweigerung, normativ zu argumentieren, mag als intellektuelle Redlichkeit gemeint sein – wirkt aber gerade heute, wo wissenschaftliche Autorität öffentlich untergraben wird, eher wie ein Rückzug aus der Verantwortung. Wer nur sichtbar macht, wie Wahrheit erzeugt wird, ohne zu sagen, welche Wahrheitsansprüche legitim sind, spielt jenen in die Hände, die genau das für ihre Zwecke ausnutzen wollen.

Es gibt doch durchaus Argumente, die gegen eine radikale Historisierung der Wahrheit sprechen. Auch wenn wissenschaftliche Erkenntnisse durch Paradigmenwechsel geprägt sind, wie Kuhn es beschreibt, oder durch soziale Bedingungen beeinflusst werden, wie Foucault es betont – bedeutet das nicht zwangsläufig, dass es keine Annäherung an objektivere Beschreibungen der Realität gibt. Gerade Popper zeigt mit seiner Idee der Falsifikation und seinem Umgang mit dem Induktionsprinzip, dass es Methoden gibt, die uns von irrtumsanfälligeren zu weniger irrtumsanfälligen Theorien führen.

Ich würde also sagen, Foucaults Analyse ist wertvoll, um zu verstehen, wie sich Wissensordnungen historisch entwickeln und warum bestimmte Wahrheiten in bestimmten Epochen vorherrschen. Aber wenn man daraus schlussfolgert, dass Erkenntnis immer nur eine Funktion von Macht und Kontext ist und nicht eine Annäherung an eine objektivere Beschreibung der Welt sein kann, dann läuft man Gefahr, in einen pessimistischen erkenntnistheoretischen Relativismus zu verfallen. Und das ist genau der Punkt, an dem seine Theorien oft fehlinterpretiert oder für postmoderne Beliebigkeit instrumentalisiert und simplifiziert werden. Eine Rechtfertigung für einen erkenntnisphilosophischen Relativismus als Konkurrenz zum kritischen Rationalismus liefert Foucault nicht.

Foucault wollte keine Beliebigkeit, aber er hat sie – gegen seinen Willen – legitimiert. Sein Einfluss auf Teile der postmodernen Theorieproduktion hat dazu beigetragen, dass sich die Vorstellung verfestigte, jede Wahrheit sei bloß ein Diskursprodukt. Für eine humanistisch fundierte, wissenschaftlich orientierte Aufklärung bedeutet das eine doppelte Aufgabe: Foucaults Machtanalytik ernst nehmen – und zugleich den Begriff von Wahrheit verteidigen, der nicht von Herrschaft, sondern von kritischer Überprüfbarkeit lebt.

Relativismus in der Moderne – ein Überblick – (Erkenntnisrelativismus Teil 2)

Der moderne epistemologische Relativismus als zentrales Problem des 20. und 21. Jahrhunderts

Die Relativistenwerkstatt (Copilot nach Prompt des Autors)

In der Geschichte der Philosophie war der Relativismus immer eine herausfordernde und präsente, aber meist randständige Position. Während der Antike und des Mittelalters blieb er eine marginale Strömung, oft als skeptische Provokation verstanden oder als Denkfigur, die vor allem dazu diente, Argumente gegen einen absoluten Wahrheitsbegriff zu testen. Doch mit dem 20. Jahrhundert änderte sich dies grundlegend: Der epistemologische Relativismus entwickelte sich von einer philosophischen Randerscheinung zu einer einflussreichen Strömung, die in vielen geistes- und sozialwissenschaftlichen Disziplinen prägend wurde.

Dabei ist die heutige Bedeutung des Relativismus weniger eine singuläre Denkrichtung als vielmehr ein komplexes Geflecht von Ansätzen, die unterschiedliche Ursprünge haben, aber alle auf eine radikale Infragestellung von objektiver Wahrheit, universalem Wissen und wissenschaftlicher Rationalität hinauslaufen. Er ist keine isolierte philosophische Theorie, sondern durchzieht verschiedenste Felder – von der Postmoderne in der Literatur- und Sozialwissenschaft über den Wissenschaftstheoretischen Konstruktivismus bis hin zur Identitäts- und Gender-Theorie.

Das 20. Jahrhundert bot dafür den Nährboden: Die Erschütterung der Aufklärungsideale durch zwei Weltkriege, die Verbrechen totalitärer Regime und das Scheitern von Fortschrittsnarrativen führten zu einem tiefen Misstrauen gegenüber den traditionellen Wahrheitsansprüchen westlicher Rationalität. Philosophen wie Michel Foucault, Jean-François Lyotard, Jacques Derrida oder Paul Feyerabend griffen dieses Misstrauen auf und entwickelten eigene Ansätze, die den Begriff von objektivem Wissen radikal problematisierten. Ihr Einfluss reichte weit über die akademische Welt hinaus und prägte politische, gesellschaftliche und kulturelle Debatten.

Diese Entwicklung im 20. und 21. Jahrhundert ist so tiefgreifend, dass eine klassische, chronologische Darstellung ihrer Geschichte zu kurz greifen würde. Vielmehr ist es notwendig und sinnvoll, zunächst die zentralen Strömungen und wichtigsten Vertreter von aktueller Bedeutung vorzustellen – nicht nur, um ihre Konzepte zu verstehen, sondern auch, um ihre Wirkungen auf den heutigen Diskurs zu erfassen. Erst danach werde ich den historischen Hintergrund beleuchten, der zeigt, dass der Relativismus zwar eine lange Vorgeschichte hat, aber erst im 20. Jahrhundert zu einer machtvollen Herausforderung für die Wissenschaft und das rationale Denken wurde.

In den folgenden Abschnitten werden deshalb die einflussreichsten Denker des modernen epistemologischen Relativismus vorgestellt, bevor der historische Kontext und die philosophischen Wurzeln dieser Denkrichtungen in einzelnen Kapiteln näher beleuchtet werden.

Als kleine Vorschau auf die kommenden Beiträge in Kürze:

1. Foucault (1960er–1980er – Macht-Wissen, epistemische Konstruktion)

Er ist zwar nicht der Älteste, aber sein Ansatz zur „Archäologie des Wissens“ und zur Macht-Wissens-Relation legt eine Grundlage für spätere Entwicklungen des Relativismus. Seine These, dass Wissen immer von Machtstrukturen durchzogen ist und keine objektiven Wahrheitskriterien existieren, ist essenziell für die postmoderne Epistemologiekritik. Außerdem beeinflusste er sowohl Lyotard als auch Derrida.

2. Lyotard (1979: Das postmoderne Wissen, Postmoderne, Ende der „Großen Erzählungen“)

Er greift Foucaults Ideen auf und formuliert die zentrale These der Postmoderne: das Ende der „Großen Erzählungen“. Das betrifft insbesondere wissenschaftliche Wahrheitsansprüche, die er als machtgestützte Narrative betrachtet. Seine Theorie der „Sprachspiele“ macht deutlich, warum er wissenschaftliche Rationalität nicht als privilegierte Form von Wissen ansieht.

3. Derrida (1960er–1990er – Dekonstruktion als epistemologischer Relativismus)

Seine Dekonstruktion ist weniger eine explizite epistemologische Position als eine Methode, die alle festen Bedeutungen auflöst. Er treibt den Relativismus ins Extrem, indem er zeigen will, dass es keine stabile Referenz für Bedeutung gibt – eine Art Radikalisierung von Foucaults Machtdiskurs. Er ist sozusagen der Endpunkt des postmodernen Relativismus in seiner sprachphilosophischen Dimension.

4. Kuhn und Feyerabend (eigene Kategorie: wissenschaftlicher Relativismus)

Diese beiden Wissenschaftstheoretiker gehören zwar nicht zur philosophischen postmodernen Strömung, sind aber für den wissenschaftlichen Relativismus zentral. Kuhn mit seiner Theorie der Paradigmenwechsel und Feyerabend mit seinem „Anything Goes“ haben Wissenschaftstheorie nachhaltig relativiert, aber ohne die radikalen soziokulturellen Konsequenzen eines Foucault oder Derrida zu ziehen.

6. Judith Butler als Sonderfall (Dekonstruktivismus in der Sozialtheorie)

Als bekannteste und auf vielen Ebenen einflussreichste zeitgenössische Vertreterin eines Relativismus operiert sie epistemologisch im Fahrwasser von Foucault und Derrida, aber ihr Hauptfokus liegt auf Gender-Theorie. Ihre Thesen zur „Performativität“ des Geschlechts sind in gewisser Weise eine Anwendung dekonstruktivistischer Methoden auf soziale Identitäten.


Der nächste – dritte – Teil dieser kleinen Reihe wird Michel Foucault und seinen Ideen gewidmet sein.


Erkenntnis, Relativismus und die Krise des Diskurses (Erkenntnisrelativismus Teil 1)

Die Krise des Diskurses durch den Relativismus (Microsoft Copilot)

Einleitung

In den letzten Jahrzehnten haben sich Diskurse über Wahrheit, Wissen und Erkenntnis zunehmend polarisiert. Während klassische wissenschaftliche Methoden auf objektive Überprüfbarkeit setzen, haben Strömungen aus der postmodernen Philosophie und den Cultural Studies Konzepte entwickelt, die objektive Wahrheit als Konstrukt hinterfragen. Dieser erkenntnistheoretische Relativismus hat nicht nur den akademischen Diskurs beeinflusst, sondern auch politische Debatten, Medien und den gesellschaftlichen Umgang mit Wissenschaft geprägt.

Was zunächst als berechtigter Reflex auf wissenschaftlichen Dogmatismus und Machtstrukturen begann, hat sich in manchen Bereichen zu einer Herausforderung für den wissenschaftlichen Diskurs selbst entwickelt: Wenn alle Wahrheiten als gleichwertige Narrative gelten, verliert Wissenschaft ihre normative Kraft. Doch ist dieser Vorwurf gerechtfertigt? Haben Philosophen wie Kuhn, Foucault oder Derrida tatsächlich eine radikal relativistische Position vertreten – oder wurden sie vereinnahmt? Diesen Fragen soll eine kleine Artikelserie nachgehen, deren erster Teil dieser Beitrag ist.

Kritischer Rationalismus vs. Relativismus: Zwei gegensätzliche Erkenntnishaltungen

Die Frage, wie wir zu Wissen gelangen, ist eine der grundlegendsten philosophischen Debatten. Zwei einflussreiche Positionen, die sich hierbei gegenüberstehen, sind der kritische Rationalismus und relativistische Erkenntnistheorien.

Der kritische Rationalismus, geprägt durch Karl Popper, geht davon aus, dass Wissen immer vorläufig ist und sich nur durch kritische Prüfung und Falsifikation weiterentwickeln kann. Anstatt nach absoluter Gewissheit zu streben, setzt er auf einen offenen Diskurs, in dem Theorien so lange als brauchbar gelten, bis sie widerlegt werden. Wahrheit bleibt ein regulatives Ideal, das wir bestenfalls annähern, aber nie endgültig erreichen können (jedenfalls nicht erkennen können, sollten wir sie zufällig einmal wirklich getroffen haben). Zentraler Grundgedanke ist der Fallibilismus, also der Grundsatz, dass wir uns jederzeit und immer irren können.

Demgegenüber stehen relativistische Ansätze, die den Wahrheitsbegriff entweder aufweichen oder gar ablehnen. In ihrer radikalsten Form argumentieren sie, dass Wissen nicht objektiv, sondern immer nur innerhalb eines bestimmten sozialen, kulturellen oder sprachlichen Kontextes gültig sei. Wissenschaftliche Theorien hätten demnach keinen höheren Anspruch auf Wahrheit als andere Weltbilder – sie seien lediglich Produkte ihrer Zeit, geprägt von Machtstrukturen und gesellschaftlichen Konventionen.

Diese Gegenüberstellung ist keineswegs nur ein akademischer Disput, sondern hat weitreichende Folgen. Der kritische Rationalismus ermöglicht eine robuste wissenschaftliche Methodik, die sich durch Selbstkorrektur und Fortschritt auszeichnet. Der Relativismus hingegen läuft Gefahr, wissenschaftliche Erkenntnisse zu entwerten, indem er sie als bloße Narrative behandelt, die neben Mythen oder Ideologien stehen. In einer Zeit, in der Verschwörungstheorien und Wissenschaftsleugnung florieren, ist diese Debatte aktueller denn je.

Relativismus – ein verkappter Anthropozentrismus?

Ist die epistemologische Leugnung der Existenz objektiven Wissens nicht eine Art Anthropozentrismus? Will sagen, der Relativismus reduziert doch den Wahrheitsbegriff auf Ausflüsse menschlichen Handelns. Objektive Kritierien scheinen also nicht einmal lohnend, ihnen nachzuspüren. Im Grunde machen die Relativisten es sich doch einfach …

Das ist ein zentraler Kritikpunkt am epistemischen Relativismus: Er setzt Wahrheit mit menschlichen Perspektiven gleich und verneint, dass es sinnvolle Maßstäbe gibt, die außerhalb unserer sozialen und kulturellen Konstruktionen existieren. Das ist im Kern eine Art Anthropozentrismus – denn es läuft darauf hinaus, dass Wissen und Wahrheit letztlich nur das sind, was Menschen in ihren jeweiligen Kontexten dafür halten.

Der kritische Rationalismus geht dagegen davon aus, dass es eine von unseren Meinungen unabhängige Realität gibt, die wir zwar nie vollständig erkennen, aber immer besser verstehen können. Relativisten argumentieren oft, dass jede Erkenntnis immer in Sprache und Kultur eingebettet ist und daher keine übergreifende Objektivität beanspruchen kann. Doch gerade hier machen sie es sich zu einfach: Sie übersehen, dass die bloße Tatsache, dass wir über die Welt nur in menschlichen Begriffen sprechen können, nicht bedeutet, dass es nichts außerhalb dieser Begriffe gibt.

In gewisser Weise könnte man den Relativismus als bequem bezeichnen, weil er den anstrengenden Prozess wissenschaftlicher Falsifikation und methodischer Prüfung unterläuft. Wenn jede Perspektive „ihre eigene Wahrheit“ hat, dann entfällt die Notwendigkeit, sich mit widersprechenden Fakten oder mit methodischer Strenge auseinanderzusetzen. Stattdessen kann jede Behauptung als „kulturell valide“ verteidigt werden – egal, wie gut oder schlecht sie sich mit der Realität verträgt.

Ein schönes Paradoxon ist übrigens, dass der radikale Relativismus sich oft selbst widerlegt: Wenn es keine objektive Wahrheit gibt, dann gilt das auch für die Behauptung, dass es keine objektive Wahrheit gibt. In diesem Sinne ist der Relativismus nicht nur bequem, sondern auch inkonsistent.

Die psychologische Komponente

Es scheint tatsächlich eine psychologische Komponente zu geben, ob jemand eher zum kritischen Rationalismus oder zum Relativismus neigt. Der Relativismus kann für viele Menschen attraktiv sein, weil er vermeintlich „menschlicher“ wirkt – er erlaubt subjektive Erfahrungen, kulturelle Kontexte und emotionale Perspektiven als gleichwertig anzuerkennen, ohne sie an einem übergeordneten Maßstab messen zu müssen. Das kann entlastend sein, weil es den Druck nimmt, sich mit unbequemen Wahrheiten oder methodischer Strenge auseinanderzusetzen. Viele, die sich vom kritischen Rationalismus abwenden, dürften weniger an dessen methodischen oder logischen Prinzipien scheitern, sondern eher an der psychologischen Belastung, die mit ihm einhergeht.

Denn es ist ja durchaus anstrengend, sich auf den schmalen Grat des methodischen Skeptizismus zu begeben, wo man einerseits nichts unkritisch akzeptieren darf, andererseits aber auch nicht in ein völliges Agnostizismus-Chaos abdriften kann. Kritischer Rationalismus verlangt eine Art „intellektuelle Disziplin“, die sich nicht auf Bequemlichkeiten stützt – keine absoluten Wahrheiten, aber auch kein hemmungsloses „anything goes“.

Doch genau da sehe ich eine Parallele zum alten Anthropozentrismus: Früher sah sich der Mensch als Mittelpunkt des Kosmos, heute setzt der Relativismus ihn zum Mittelpunkt der Erkenntnis. Alles, was wir wissen können, wird auf menschliche Perspektiven, Narrative oder Machtstrukturen reduziert. Der kritische Rationalismus geht hingegen davon aus, dass es eine Realität gibt, die unabhängig von unseren Wünschen, Gefühlen oder kulturellen Kontexten existiert. Und das wirkt auf viele abschreckend – eben weil es „kalt und leer“ erscheinen kann, insbesondere im Vergleich zu einer Sichtweise, die Wissen als soziale Konstruktion begreift und damit „wärmer“ und flexibler erscheint.

Aber genau hier liegt die Gefahr: Der Relativismus mag tröstlich wirken, doch er untergräbt die Möglichkeit, überhaupt noch zwischen besseren und schlechteren Erkenntnissen zu unterscheiden. Wenn Wissenschaft nur eine „Erzählung“ unter vielen ist, dann gibt es keinen methodischen Grund mehr, ihr gegenüber Verschwörungstheorien oder Pseudowissenschaften den Vorrang zu geben. Insofern könnte man sagen, dass Relativismus eine bequeme, aber letztlich intellektuell träge Position ist – eine moderne Variante der alten menschlichen Neigung, sich selbst ins Zentrum zu stellen, statt sich der unbequemen Möglichkeit zu stellen, dass Wahrheit eben nicht von uns abhängt.

Kritischer Rationalismus und Skeptizismus

Gleich hier werde ich keinen Hehl daraus machen, dass ich den kritischen Rationalismus als unabdingbare Grundlage eines sinnvollen, realitätsbezogenen und kritischen Skeptizismus ansehe. Ernsthaft betriebene skeptische Aufklärung setzt voraus, sich seiner epistemologischen Grundlagen sicher zu sein. Wie sonst könnte man einer pseudowissenschaftlichen Szene standhalten, die zunehmend selbst epistemologisch argumentiert? Gerade weil Pseudowissenschaftler immer geschickter epistemologisch argumentieren, kann man sich als Skeptiker nicht einfach darauf zurückziehen, dass „wir es doch besser wissen“.

Wenn man den Relativisten und Pseudowissenschaftlern das epistemologische Feld überlässt, dann läuft man Gefahr, nur noch auf Symptome zu reagieren, anstatt die eigentlichen Denkfehler zu entlarven. Das ist, als würde man in einer Debatte über Klimawandel die physikalischen Grundlagen ausblenden und sich nur auf Einzelstudien und Messdaten stützen – ohne eine solide methodologische Basis ist man angreifbar. Oder wie bei den Homöopathen, die immer wieder versuchen, Belege für ihre Scheinmethode anzuführen, ohne deren methodologische Grundlagen kritisch zu betrachten und dabei stets versuchen, den Blick auf eine gesamtwissenschaftliche Betrachtung zu verschleiern. Ganz abgesehen von gelegentlichen Ausflügen in das Reich des epistemologischen Relativismus. Der Erfolg des Postmodernismus zeigt doch genau das Problem: Viele Relativisten sind keine Dummköpfe, sondern sehr versiert in philosophischen Argumentationen. Wer sich dem nicht stellt, wird irgendwann rhetorisch an die Wand gespielt – und genau das passiert ja leider in der öffentlichen Debatte immer wieder.

Deshalb diese kleine Artikelserie in loser Folge, die sich mit dem Antagonismus zwischen Rationalismus und Relativismus auseinandersetzen will.


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